Neue Teilhabeberatung für den Kreis Kleve in Kleve

Paritätischer Wohlfahrtsverband berät Menschen mit einer Behinderung

KLEVE. Miriam Nowak möchte helfen. „Warum sollen andere den gleichen schweren Weg gehen, wenn ich meine Erfahrungen mit ihnen teil kann”, sagt die junge Frau im Rollstuhl, die an einer fortschreitenden Muskelschwäche leidet. Als sogenannte „Peer-Beraterin” der Ergänzenden unabhängigen Teilberatung (EUTB) berät sie als selbst Betroffene andere Menschen mit Behinderung. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Kreis Kleve hat die EUTB nun in den Kreis Kleve geholt und stellte geladenen Gästen das Angebot vor, das in den Räumlichkeiten an der Nassauerstraße 1 in Kleve künftig angeboten wird.

Miriam Nowak (l.) gibt als Betroffene ihre Erfahrungen an andere Menschen mit einer Behinderung weiter. NN-Foto: SP

Menschen mit Behinderung oder von einer Behinderung bedrohte Menschen, ihre Angehörigen sowie Freunde, Kollegen oder andere nahestehende Personen können sich ab sofort mit allen Fragen zur Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben und zur Bildung, zur sozialen Teilhabe und zur Sicherung des Lebensunterhaltes an die Beraterinnen der EUTB in Kleve wenden. Kostenlos werden die Ratsuchenden an der Nassauerstraße 1 von Fachkräften, aber auch von „Peer-Beratern” betreut. „Beides ergänzt sich gut”, sagt Nowak. Denn die fachliche Komponente sei genauso wichtig, wie Erfahrungswerte, die am besten Menschen, die selbst von einer Behinderung betroffen seien, mitbrächten. „Alles was ich mir selbst erkämpft habe, möchte ich weitergeben”, sagt die 28-Jährige. Dabei sei diese Form der Beratung – von Betroffenen zu Betroffenen – besonders gut geeignet, die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung von Menschen mit einem Handicap zu fördern. Dies ist auch erklärtes Ziel der Ergänzenden unabhängigen Teilberatung.

-Anzeige-

Die EUTB ist ein neues Angebot, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Kreis Kleve als Träger im Kreis Kleve neu angeboten wird. „Wir haben damit nicht das Rad neu erfunden”, macht Andreas Fateh, Kreisgruppen-Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverband deutlich, „aber es ist eine neue und sinnvolle ergänzende Ressource zu den bestehenden Angeboten.” Ziel des Bundesministeriums sei es, die EUTB bundesweit flächendeckend anzubieten. Im Kreis Kleve sei man bereits ganz gut aufgestellt gewesen, aber das neue Angebot sei als Ergänzung verstanden werden. „Wir wollen mit den bestehenden Organisationen zusammenarbeiten”, bekräftigt Fateh.

Bedarf gebe es bundesweit, aber auch im Kreis Kleve reichlich. 28.000 Menschen mit einer Behinderung leben laut dem Experten im Kreis Kleve. „Das sind etwa neun Prozent der Bevölkerung”, sagt Fateh. Diese Menschen hätten auch heute noch Probleme ein möglichst eigenständiges Leben zu leben. Miriam Nowak hat das am eigenen Leib erfahren. „Ich habe mehrere Jahre eine komplett barrierefreie und bezahlbare Wohnung in Kleve gesucht. Erst in Wesel habe ich eine gefunden”, berichtet die 28-Jährige.

Die EUTB in Kleve berät alle Menschen mit Behinderung, unabhängig davon, ob eine körperliche, geistige oder seelische Sinnesbeeinträchtigung vorliegt oder eine ansteht. Auch Verwandte und nahestehende Personen können sich melden. Die Beratung ist komplett kostenlos. Die Berater beantworten alle möglichen Fragen zu den Themen Wohnen, ambulante und stationäre Hilfe, frühkindliche Bildung, Schule, Ausbildung, Studium, Arbeit und Beschäftigung, Freizeitgestaltung, medizinische Versorgung, Pflege und finanzielle Hilfen. Die Beratung ist vollkommen unabhängig von Leistungsträgern und Leistungserbringern, ergänzend zur Beratung anderer Stellen, individuell auf die Bedürfnisse abgestimmt und absolut vertraulich.

 

Vorheriger ArtikelVerkauf des Wisseler Sees wohl erst im kommenden Jahr
Nächster ArtikelEmmericher Rheinbrücke: Sanierungsarbeiten starten