„Hier werden ganze Familien betreut“

Medizinstudentin Anneke Imwalle absolviert Praxispraktikum in der Lehrarztpraxis Dr. Herdemann

NIEDERRHEIN. Anneke Imwalle wusste schon als kleines Mädchen, dass sie später einmal Ärztin werden möchte. Kinderärztin war ihr Berufswunsch, doch auch die Allgemeinmedizin fand die Niedersächsin spannend. Jetzt studiert sie Medizin im dritten Studienjahr an der Universität Düsseldorf und absolviert gerade ein zweiwöchiges Praktikum in einer Gelderner Allgemeinmedizinpraxis.

Schon seit circa fünf Jahren bietet die hausärztliche Gemeinschaftspraxis Dr. med. Herdemann die Möglichkeit für Studenten, Praktika innerhalb des Studiums zu absolvieren. Damit ist die Gelderner Praxis eine von wenigen Lehrarztpraxen am Niederrhein. „Nur so können die Studenten aber nicht nur die Fachbereiche kennenlernen, sondern auch den Bereich der Allgemeinmedizin”, so Dr. Guido Herdemann. Wenn Herdemann an seine Medizinausbildung denkt, sieht er gravierende Unterschiede: „Bei uns wurde die Allgemeinmedizin eher unzureichend beachtet, heute wird da ein größerer Fokus draufgelegt.”

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Dr. Guido Herdemann bietet in der Gemeinschaftspraxis die Möglichkeit, Praktika im Rahmen des Medizinstudiums zu absolvieren. Eine Praktikantin ist Anneke Imwalle. NN-Foto: Sarah Dickel

Auch der Mangel an Allgemeinmedizinern, vor allem auf dem Land, spiele da mit Sicherheit eine Rolle., mutmaßt Herdemann. Auch Imwalle kommt aus einem ländlichen Bereich und ist erst fürs Studium nach Düsseldorf gezogen. Als Herdemann mit ihr bei einem Hausbesuch auf der Baersdonk war, merkte diese lachend an: „Jetzt fühle ich mich heimisch.”

In der Tat sollen mit diesen Praktika auch mehr Studenten von den Vorzügen der Allgemeinarztausbildung überzeugt werden: „Ich habe hier in der Praxis vor allem gelernt, meine Scheu zu verlieren und mich mit den Patienten zu unterhalten”, erklärt Imwalle. Während sie sonst viel über Büchern sitzt und die Theorie lernt, durfte sie in den letzten zwei Wochen praktische Erfahrungen sammeln. Insgesamt müssen die Studenten an der Universität Düsseldorf vier Praktika in der Allgemeinmedizin absolvieren. Nach ihrem Studium entscheiden sie sich dann, in welchem Bereich sie ihre Weiterbildung machen.

“Bei uns wurde die Allgemeinmedizin eher unzureichend beachtet, heute wird da ein größerer Fokus draufgelegt.”

Auch für Herdemann stand schon früh fest, dass er in die Allgemeinmedizin gehen würde: „Ich fand alle Fachbereiche gut, aber ich fand es spannend, dass in der Allgemeinmedizin alles aus allen Bereichen benötigt wird.” Der Fachkräftemangel in den ländlichen Kreisen macht auch vor der Gemeinschaftspraxis in Geldern keinen Halt: „Wir haben auch lange gesucht, um eine vierte Ärztin für die Praxis zu finden”, verrät Herdemann. Genau aus diesen Gründen sei es auch wichtig, den Fokus auf die Allgemeinmedizin an den Universitäten zu verschärfen, denn schließlich biete die Allgemeinmedizin auch enorme Vorteile: „Insbesondere wenn man später halbtags arbeiten möchte, ist eine Gemeinschaftspraxis in der Allgemeinmedizin eine gute Option”, weiß Herdemann.

Imwalle weiß noch nicht genau, zu welchem Fachbereich es sie nach ihrem Medizinstudium hin verschlägt. Die Allgemeinmedizin ist für sie aber, neben der Kinderheilkunde, zu einer attraktiven Möglichkeit geworden: „Gerade hier im Ländlichen finde ich es toll, dass man als Allgemeinmedizinerin ganze Familien betreut und nicht nur einzelne Patienten, wie im städtischen Bereich”, so Imwalle, die sich bereits bei ihrem ersten Praktikum für die hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Geldern entschieden hat. Kein Wunder, wohnen ihre Großeltern doch in Veert: „Das Beste ist, dass ich jetzt mit dem Rad zu Arbeit fahren kann”, so Imwalle zum Abschluss lachend.

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