Ein Ort zum Trauern und zum Gedenken an Sternenkinder

Die Grab- und Erinnerungsstätte auf dem Kommunalfriedhof ist eingeweiht

EMMERICH. „Wenn das Leben mit dem Tod beginnt, macht es uns sprachlos”, sagte Pfarrerin Anke Mühlenberg-Knebel bei der Einweihung einer Grab- und Erinnerungsstätte für Sternenkinder auf dem Kommunalfriedhof Emmerich. Trauer, Trost und Gedanken an alle Kinder, die nie einen Fuß auf die Erde setzen konnten, weil sie tot zur Welt kamen, sollen hier künftig ihren Platz finden.

Pfarrer Dr. Jan-Heiner Schneider weihte die Grab- und Erinnerungststätte ein. Auf ihr ist der Spruch „Von Gott gehalten“ eingraviert. Darüber stehen mehrere Sterne. NN-Foto: SP

Der Hospizverein Emmerich hat sich für diesen Wunsch vieler Eltern eingesetzt. „Viele Betroffene sind auf uns zugekommen und haben uns gefragt, warum es sowas bei uns in Emmerich nicht gibt”, erzählte Koordinatorin Ursula Bender vom Hospizverein Emmerich. In Kleve und Wesel seien bislang die nächsten Grab- und Erinnerungsstätten für Sternenkinder gewesen. „Eltern wollen ihre Sternenkinder aber nah bei sich haben; in ihrer Stadt und nicht erst nach Kleve oder Wesel fahren müssen”, sagte Bender. Ein Kind im nahen Umfeld beerdigen zu können, gebe in dieser schweren Zeit Trost.

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Das bestätigt auch Melanie Raayman, ehrenamtliches Mitglied der Hospizgruppe und zweifache Sternenkind-Mutter. Aufgrund ihrer traurigen Erfahrungen hat sie sich ebenfalls für die Errichtung einer solchen Gedenkstätte eingesetzt. „Ich sehe es als Vermächtnis meiner Kinder an. Sie haben zwar nie gelebt, aber sie haben so ihre Spuren hinterlassen”, sagte Raaymann und äußert gleichzeitig einen Wunsch: „Ich wünsche mir, dass diese Grab- und Erinnerungsstätte für viele Sternenkinder-Eltern zu Ort wird, der tröstet, an dem man seine Gedanken schweifen lassen kann, wo man die schönen und auch die schmerzhaften Erinnerungen zulassen kann und auch darf, aber gleichzeitig auch ein Ort, der Ruhe und Frieden spendet, weil man den Ort gefunden hat, wo man seinem verstorbenen Kind wieder ganz nah sein kann.”

Dasselbe gelte auch für Angehörige, die an diesem Ort verstorbenen Kindern gedenken können. Denn auch wenn ein Kind noch nicht gelebt habe, der Schmerz des Verlustes sei dennoch unfassbar groß. „Man freut sich ab dem ersten Tag auf das Kind. Man schmiedet Pläne, malt sich aus, wie das Leben sein wird und kauft schon die ersten Sachen oder schaut sich diese an. Mit einem Mal ist dann aber alles vorbei, wenn man das Kind verliert”, sagte Raaymann. Was bleibe, sei eine Leere.

Zwei Mal im Jahr sollen Sternenkinder an der Grab- und Erinnerungsstätte auf dem Kommunalfriedhof Emmerich anonym und unabhängig der Religion beigesetzt werden. Für Eltern entstehen dadurch keine Kosten, was dem Hospizverein wichtig war. „Nicht jede Familie hat das Geld eine Beisetzung für ein Sternenkind zu bezahlen. Aber auch sie sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Kinder beerdigen zu können und damit eine Anlaufstelle zu haben”, sagte Bender. Möglich machen das unter anderem die kooperierenden Bestatter und zahlreiche Spender.

Seher Kahya, Vertreterin des türkisch-islamischen Kulturvereins Ulu Camii, freut sich, dass an der Gedenkstätte auch Kinder ihrer Kultur beerdigt werden können: „Trauer hört nicht bei der Religion auf. Wir sind froh, dass es einen so schönen Ort gibt, an dem wir in unserer Trauer nicht allein sind.”

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