Täter fallen nicht vom Himmel

Frauenberatungsstelle Impuls und Kriminalprävention bieten Beratung zum Thema Selbstschutz

NIEDERRHEIN. Bei vielen Frauen ist es eine unkonkrete Angst, die vor allem in der dunklen Jahreszeit hochkommt. Sie bezieht sich selten auf Menschen, die bereits im Bekannten- und Verwandtenkreis sind, sondern eher auf Unbekannte. Manchmal auch auf größere Gruppen. Die Rede ist von der Angst vor Überfällen mit oder ohne sexualisierter Gewalt.

Drei Frauen, die sich mit dem Thema auskennen, sind Hildegard Wolff von der Frauenberatungsstelle Impuls, Stefanie Bodden-Bergau vom Kommissariat 2/Kriminalprävention und Opferschutz, und Britta Tiggelkamp, Trainerin bei Selbstbehauptungskursen. Diese drei Frauen arbeiten daran, Frauen wieder mehr Selbstbewusstsein zu geben und ihnen aufzuzeigen, wie sie im Falle eines Übergriffes reagieren können. Nach der Silvesternacht 2015/16 in Köln habe sich einiges getan: „Seitdem werden zum Beispiel Berührungen an der Brust als sexuelle Belästigung angesehen und können auch zur Anzeige gebracht werden”, so Bodden-Bergau. Genau dazu rät Bodden-Bergau auch: „Viele Frauen schämen sich und wollen das einfach wegstecken, aber ich rate ihnen, eine Anzeige zu erstatten.”

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„65 Prozent der sexuellen Übergriffe passieren im nichtöffentlichen Raum und 75 Prozent der Täter kennen ihre Opfer.”

Rücken das Thema „Selbstschutz“ in den Vordergrund: (v.l.n.r.) Britta Tiggelkamp, Trainerin des Selbstbehauptungskurse, Hildegard Wolff von der Frauenberatungsstelle Impuls, und Stefanie Bodden-Bergau vom Kommissariat 2/Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizeibehörde Kleve. NN-Foto: Sarah Dickel

Im Informationskurs zu den Möglichkeiten des Selbstschutzes ging es vor allem darum, den anwesenden Frauen Mut zu machen, aber auch, ihre Ängste ernst zu nehmen. Eine der anwesenden Frauen äußerte die Angst, im Dunkeln alleine aus dem Büro zu gehen. Auch die anderen anwesenden Frauen konnten das bestätigen: „Es ist oftmals keine richtige Angst, aber ein ungutes Gefühl”, so eine der Teilnehmerinnen. Dass diese Situation aber gar nicht die häufigste Situation ist, in der Übergriffe passieren, belegt Stefanie Bodden-Bergau mit statistischen Daten: „65 Prozent der sexuellen Übergriffe passieren im nichtöffentlichen Raum und 75 Prozent der Täter kennen ihre Opfer.”

Trotzdem gab Bodden-Bergau auch Tipps, worauf geachtet werden kann: „Kopfhörer in den Ohren, wenn man abends im Dunkeln nach Hause geht, sind schlecht, weil man nichts von der Umgebung mitbekommt.” Aber auch die Körperhaltung sei ausschlaggebend für den Täter: „Täter suchen keine Gegner, sondern Frauen, die den wenigsten Widerstand bieten”, so Hildegard Wolff. Wichtig sei es zudem, deutlich zu zeigen, wenn einem etwas nicht gefällt: „Manche Frauen sagen zwar, dass sie etwas nicht wollen, lächeln aber dabei”, berichtet Bodden-Bergau. Stattdessen solle man ernst bleiben. Wenn der eigene Wohlfühlbereich verletzt werde, solle man dies auch kundtun: „Schreien üben kann auch eine gute Übung für den Notfall sein”, rät Wolff.

Zudem helfe ein wachsamer Blick, wenn man alleine unterwegs ist, denn „Täter fallen nicht vom Himmel, sie nähern sind an”, so Bodden-Bergau. Wenn es dann doch so weit kommen sollte, gilt es, dem Täter die Anonymität zu nehmen: „Am besten nicht nur Hilfe schreien, sondern verbalisieren, was gerade geschieht: ‚Ich werde von dem Mann mit der gelben Jacke angegriffen‘”. Um einen Angriff abzuwehren, empfehlen die beiden Referentinnen auf keinen Fall Waffen. Stattdessen könne man besser einen Haustürschlüssel in die Hand nehmen.

Selbstbehauptungskurs am 24. November

In einem kostenlosen Selbstbehauptungskurs, den Britta Tiggelkamp am Samstag, 24. November, und Sonntag, 25. November, in der Turnhalle Sekundarschule Niederrhein, Anne-Frank-Straße 1-3 in Geldern, von 10 bis 15.30 Uhr, anbietet, werden weitere Mechanismen zur Abwehr beigebracht. Anmeldungen sind bei Sonja Liptow unter Telefon 02831/398211 möglich.

 

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