Mit Theo Brauer (m) freuen sich (vl) Franz van Berkum (Ehrenvorsitzender), Jörg Lang (1. Vorsitzender), Christian Pennekamp (Geschäftsführer) und Andreas Lamers (Schatzmeister).NN-Foto: CDS

GOCH. Zum 58. Mal verleiht die 1. Große Gocher Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß 1956 e.V. ihren „Orden für hervorragende Verdienste um den niederrheinischen Karneval“. Niemand geringeres als Theo Brauer, ehemaliger Bürgermeister von Kleve, erhält am 9. Februar 2019, vor der ersten GGK-Prunksitzung, die Auszeichnung.

1978 startete Brauer seine jecke Karriere als Prinz Theo „der Feurige“ in Kleve und hat sich seitdem dem karnevalistischen Brauchtum verschrieben. „Wir freuen uns und sind sehr stolz“, so der 1. Vorsitzende der GGK, Jörg Lang, „die Chemie passte sofort.“ Rot-Weiß suche immer einen noch im Karneval aktiven Ordensträger, da passe es gut, wenn der eine solche Vita habe. „Erste Gespräche bei uns Vorstand gab es schon im Mai/Juni, es war schnell klar, dass es in diese Richtung geht“, ergänzt der GGK-Ehrenvorsitzende Franz van Berkum, „wir hatten schon Bürgermeister und Klever – Theo reiht sich da ein.“ Bei der Mitgliederversammlung wurde die Entscheidung des Vorstands bestätigt und der künftige Ordensträger dann informiert. „Als mich die Delegation der GGK in Materborn besuchte, habe ich realisiert ,Du bis tatsächlich gemeint!‘“, erinnert sich Brauer und fühlt sich geehrt: „Ich schätze den Orden sehr hoch.“

-Anzeige-

Brauers Anfänge im Karneval waren gelinde gesagt ungewöhnlich – knapp sechs Wochen vor seiner Proklamation am 18. November 1978 hatte er mit Karneval noch nicht viel zu tun gehabt, geschweige denn eine Sitzung besucht. „Es gab ein Vakuum in Kleve, man hatte keinen Prinzen“, erinnert er sich. Sein Auftritt als „billiger Jakob“ auf einem Schulfest weckte das Interesse der aktiven Karnevalisten und man fragte ihn, ob er nicht Klever Prinz werden wollte. „Ich wusste nicht, wie man ,Helau‘ oder ,Alaaf‘ schreibt, aber ich habe spontan ,ja‘ gesagt“, erzählt Brauer von dieser turbulenten Zeit. Er hatte keinen Orden, keine Garde, kein Kostüm – das alles wurde in kürzester Zeit auf die Beine gestellt, er selber sechs Wochen lang „getunt“. „Ich bekam enorm viel Hilfe von den Brejpott-Quakern und den Schwanenfunkern; es war ein Netzwerk in dem ich mich wiederfand, das hat mich geprägt.“ Da habe er den Karneval lieben, genießen und schätzen gelernt. Theo Brauer wurde Mitglied bei den Brejpott-Quakern – kürzlich gab es die Urkunde für 40-jährige Mitgliedschaft. Bei Germania Materborn steht er seit drei Jahren mit einem „Zwiegespräch“ in der Bütt.

„Ich bin sehr dankbar, dass ich damals angesprochen wurde“, blickt Brauer zurück. Später hat er dann selber einige Klever Prinzen beraten und seine Erfahrungen weitergegeben. Auch den Prinzenfrühschoppen in Kleve hat er aus der Taufe gehoben und er war Sprecher der Prinzen beim europäischen Prinzentreffen in Bocholt. In seiner Zeit als Vize- und dann als Bürgermeister in Kleve habe er den Karneval stets in „Amt, Person und innerer Haltung“ unterstützt. Verbindungen zu Goch hat es in all den Jahren immer gegeben. „Trotz einiger humoristischer ,Nackenschläge‘ war ich immer gerne hier“, schmunzelt Brauer. So hat er in den letzten Jahren kaum eine Gocher Prinzenkür verpasst; er ist zudem Ehrenmitglied des Festkomitees Gocher Karneval e.V. (RZK) und hat noch im Sommer im Gocher Rathaus die Laudatio für die RZK-Jubilare Hans Grüntjens, Josef Hondong und Josef van de Kamp gehalten.

Nicht zu vergessen, dass seine persönliche Referentin Martina Welbers 2015 Gocher Prinzessin war – zusammen mit Prinz Ralf I. (Hoffmann), von der IPK Pfalzdorf. „Da hat Goch etwas, was Kleve fehlt“, bedauert Theo Brauer, „wir haben keine Prinzessin.“ Dass Frauen in der Schwanenstadt nicht die Chance bekommen, Prinzessin zu werden, hält er für einen Anachronismus: „Das wird immer mit Tradition begründet – ich war erst der siebte Prinz in Kleve, wo ist da die Tradition?“, fragt er sich. Dieser kleine Wermutstropfen kann die Liebe zum Brauchtum aber nicht erschüttern: „Karneval ist ein Elixier und ein verbindendes Miteinander; ich bin froh und dankbar, dass ich hier sitzen darf und freue mich auf den 9. Februar.“

 

Vorheriger ArtikelMarita van de Kamp wird „Dr. Humoris Vrouwenpoortius“
Nächster Artikelwie gewonnen …