GELDERN. Schwungvoll stößt er sich vom Boden ab, balanciert sein Körpergewicht und bleibt dann mit den Füßen in der Luft stehen. Allerdings sind die Hände währenddessen nicht auf dem Boden, sondern stecken in zwei Inliner Skates, denn Mirko Hanßen ist Handskater.

Hand, was? Genau das denken sich die Meisten, die zum ersten Mal von dieser Sportart hören, wie auch Hanßen genau weiß: „Es gibt im Prinzip keinen offiziellen Namen, weil es die Sportart offiziell nicht gibt”, so der gebürtige Veerter. Die Idee ist dem 23-Jährigen während seiner Schulzeit gekommen: „Ich habe immer schon gerne geskatet und Handstand gemacht. Irgendwann habe ich mich gefragt, warum ich die beiden Sachen nicht miteinander verbinde”, so Hanßen.

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Auf Richtung Weltrekord

Gesagt, getan. Schritt für Schritt tastete sich der damalige Schüler an die neue Herausforderung heran: „Erst habe ich mich immer nur wenige Zentimeter vom Boden abgestoßen und dabei versucht, das Gleichgewicht auf den Skates zu halten”, erklärt Hanßen. Als das geklappt hat, fing er an, einige Meter zu fahren: „Im Prinzip ist es nur Übungssache und nach und nach klappte es immer besser”, so der 23-Jährige. Nachdem der Ehrgeiz geweckt war, versuchte sich Hanßen an einigen Tricks: er fuhr Slalom, einhändig und mache einen Flic Flac – alles mit den Händen in den Skates und den Füßen in der Luft: „Ich habe auf einer Landstraße in Veert trainiert, da sind dann auch immer Menschen stehen geblieben und haben mir zugeschaut”, so Mirko Hanßen. Ein junger Mann, der mit seinen Händen skatet ist halt nicht alltäglich.Das fanden auch die Organisatoren des Guiness World Records und schrieben Hanßen daraufhin im letzten Jahr an: „Da es bisher keinen Rekord zum Handskaten gab, gab es keine Richtlinien”, so Hanßen, und erklärt„wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich 50 Meter in unter zehn Sekunden fahren will”.

Für den Weltrekord-Versuch musste alles genauestens protokulliert werden. Foto: privat

Die Zeit danach war ziemlich trainigsaufwändig. „Ich hatte nach dem Abitur nicht wirklich oft weiter trainiert, sodass ich erst mal wieder reinkommen musste”, berichtet der Gelderner. Zwei bis drei Monate hatte er Zeit, bis zum ersten Zeitlauf: „Im Prinzip muss man gut skaten können, braucht Balance und Kraft.” Für Beweispersonen, die für solch einen Versuch benötigt werden, bat Hanßen die Stadt Bocholt, in der er zu der Zeit studierte, um Hilfe. Alles musste haargenau protokolliert werden, damit der Versuch auch gültig war: „Einer von der Stadt hat ein Vermessungsprotokoll gemacht und vom Stadtsportbund hat jemand mit einem Laser, die Strecke noch mal genau gemessen”, so Hanßen.

8,55 Sekunden für 50 Meter

Am Ende stimmte alles, sodass dem Versuch am 16. November letzten Jahres nichts mehr im Wege stand: In 8,55 Sekunden fuhr Hanßen eine Strecke von 50 Metern. Der Weltrekord war damit erstellt: „Danach musste ich erst mal lange warten, bis noch mal ein Team vorbei kam und Fotos von mir machte”, so Hanßen. Jetzt hält er das fertige Produkt in den Händen. Auf Seite 104 des aktuellen Guiness Record Buchs steht Mirko Hanßen mit seinem Weltrekord: „Die Erfahrungen, die ich mit dieser Aktion gesammelt habe, sind unbezahlbar”, erklärt Hanßen.

Momentan handskatet er allerdings nur noch relativ selten. Der Grund dafür ist eher banal: „Die Sportart ist doch recht schwierig mit Freunden gemeinsam auszuüben. Deswegen spiele ich jetzt lieber Squash oder gehe bouldern”, so der Neu-Duisburger. Was momentan nicht ist, kann aber auf jeden Fall wieder werden, wenn sein Rekordversuch unterboten werden sollte: „Dann würde ich noch mal trainieren”, so Hanßen abschließend.

 

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