Am Sonntag war der 11.11. – für viele Menschen ein wichtiger Tag, denn dann beginnt traditionell die fünfte Jahreszeit. Auch in Kleve hat sich das neue jecke Oberhaupt vorgestellt. Es ist der 31-jährige Tobias Grundmann. Sein Motto, passend zu seinem Beinamen: Stimmungsvoll durch‘s Kleverland, mit den Narren Hand in Hand. Im NN-Interview stellt sich der frisch gebackene Familienvater elf Fragen.
Gute Stimmung ist im Karneval unverzichtbar. Verheißt der Beiname, dass es eine besonders stimmungsvolle Session wird?
Tobias: Wir geben alles dafür. Ich bin ein lustiger, positiver Typ und als wir uns einen Beinamen überlegt haben, fiel die Wahl letztlich auf „stimmungsvoll“. In meiner Garde heiße ich sowieso nur „Grundy“ – an diesen neuen Spitznamen habe ich mich auch schon gewöhnt.
Und wie kam das mit dem Karneval?
Tobias: So richtig jeck bin ich seit meiner ersten Session, in der ich als Musiker eine Garde begleiten durfte. Das war im Jahr 2007. Da haben wir mit den Paradiesvögeln Prinz Aloys begleitet. Ich spiele die Lyra beim Spielmannszug Reichswalde. Da ist auch meine Mutter seit Jahrzehnten aktiv. Insgesamt war ich seitdem sechs Mal in einer Garde – drei Mal als Musiker und drei Mal als Gardist.Und da war für mich eigentlich schnell klar: Das will ich auch mal machen.
Was gefällt dir besonders am Klever Karneval?
Tobias: Dass jeder Verein seine eigenen Schwerpunkte setzt. Das macht den Klever Karneval sehr abwechslungsreich und vielseitig. Ich finde es gut, dass man hier Wert auf Traditionen legt. Ich selbst bin seit elf Jahren (wegen dieses närrischen Jubiläums habe ich mich auch für die aktuelle Session beworben), also seit meiner ersten Session, im Karneval aktiv und seit vier Jahren Mitglied in der Germania Materborn. Da stehe ich dann auch auf der Bühne und singe.
Und das sogar so gut, dass du bei deinem Prinzenlied gleich selber mitsingst… Wer wird denn sonst noch mit dabei sein?
Tobias: 19 Gardisten, von denen etwa die Hälfte dadurch erst zum Karneval gekommen ist. Mit besonders viel Einsatz ist übrigens Ignace mit dabei. Er war 2008 Karnevalskönig in unserer belgischen Partnerstadt Ronse und ist da auch aktuell der stellvertretende Bürgermeister. Der hat mit Abstand den weitesten Anfahrtsweg und verlagert während der Session mehr oder weniger seinen Wohnsitz nach Kleve. Ich habe mich ja schon 2013 beworben und bin am 27. April 2015 gewählt worden. Da hatten wir viel Zeit, um uns vorzubereiten. Meine Adjutanten sind Harald Dorpmanns und Ex-Prinz Jochen van Heek. Die Musik macht der Spielmannszug Hönnepel. Ich freue mich sehr, dass meine Mutter und drei meiner Brüder für diese Zeit ebenfalls bei den Kollegen aus Hönnepel mitspielen werden. Das Prinzenlied singe ich zusammen mit drei Sängerinnen. Meine Tanzgruppe sind die Flames und als zweite Tanzgarde sind die Rainbows dabei. Und mein jüngster Bruder, der ist jetzt zehn Jahre alt, kommt als Solotänzer mit.
Du hast offensichtlich eine große und Karnevalsbegeisterte Familie…?
Tobias: Richtig. Ich habe sechs Brüder – zwei davon müssen noch vom Karneval überzeugt werden, die anderen sind freiwillig dabei. Meine Frau Svenja habe ich 2007 bei der Proklamation von Aloys kennengelernt – sie war und ist auch heute noch Tänzerin bei den Flames und freut sich riesig auf die Session. Zum Glück habe ich eine so große Familie, denn unser Sohn Julian ist am 11.11. 111 Tage alt geworden – also noch sehr klein. Aber alle ziehen mit und der Babysitter-Plan für die komplette Session steht bereits.
Und deine Arbeitskollegen halten dir in der Zeit auch komplett den Rücken frei?
Tobias: Ja. Ich arbeite als kaufmännischer Angestellter im Außendienst und bin meinem Chef und den Kollegen wirklich sehr dankbar, dass sie Verständnis haben und mich unterstützen. Die Session ist lang und endet erst Anfang März – das entspannt die Terminlage ein wenig.
Gibt es Dinge, auf die du dich besonder freust?
Tobias: Besonders freue ich mich auf die Kindergärten – auch schon bevor ich selbst Vater geworden bin. Aber natürlich sind alle Auftritte wichtig. Ich freue mich auf viele strahlende Gesichter und hoffe, dass wir mit unserer Stimmung dafür sorgen, dass jeder Einzelne seine Sorgen für diesen Augenblick vergessen kann und mit uns feiert.
Bist du mit Blick auf die Proklamation denn ein bisschen nervös?
Tobias: So langsam schon. Und ich habe größten Respekt davor. Das wird mein erster großer Tag im Prinzen-Outfit – und es ist ein großes Überraschungspaket für mich. Ich weiß eigentlich so gut wie gar nicht, was da vorbereitet wurde.
Hast du dir vorher Tipps bei den ehemaligen Prinzen geholt?
Tobias: Klar. Ich war ja mit vielen Prinzen unterwegs und Jochen, der jetzt mein Adju ist, weiß natürlich aus erster Hand, wie es läuft. Am Prägendsten war aber meine erste Session – das ist wohl immer so. Es klingt vielleicht komisch, aber da hat mein Leben eine komplett andere Richtung genommen. Aloys hat mich nachhaltig beeindruckt und ich hätte mich sehr gefreut, wenn er „meine“ Session noch erlebt hätte. Ich trage sein Original-Logo auf meinem Prinzenkostüm. Darauf bin ich sehr stolz.
Momentan dreht sich vermutlich rund um die Uhr alles um den Karneval. Hat man da noch Zeit für andere Dinge?
Tobias: Eher nicht. Das liegt jetzt vorübergehend mehr oder weniger auf Eis. Ich bin neben meiner Funktion als Tambourmajor des Spielmannszugs auch Unterbrandmeister in der Löschgruppe Reichswalde und da unter anderem auch bei den Schützen..
Ganz schön viel um die Ohren. Schon etwas für Aschermittwoch geplant?
Tobias: Fischessen mit der Germania. Und ganz viel Zeit mit meinem Sohn und meiner Frau verbringen. Das steht an erster Stelle.

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