XANTEN. Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Deutschland wählen. Ist das, was Mädchen und jungen Frauen heute als selbstverständlich betrachten, überhaupt noch ein Grund zum Feiern? Eine Gruppe von Xantenerinnen sieht das so und richtet sich mit einer Veranstaltungsreihe vom 10. bis 18. November ganz bewusst an die junge Generation.
NN-Foto: Scholten
Der Satz einer Kabarettistin brachte 2017 den Stein ins Rollen: „Wenn ich sehe, dass meine Tochter ,Germany‘s Next Topmodel‘ schaut, frage ich mich, warum meine Oma ihren BH verbrannt hat.“ Angela Weniger, Petra Becker, Beate Kempkes, Valérie Petit, Sabine Gralla, Ilse Hennes, Beate Becker, Leonie Seegers und Nina Weinberger fragten sich, in wieweit die frühere Genderproblematik heute noch ein Thema für Jugendliche ist. Dürfen sich junge Frauen entspannt zurücklehnen und darauf bauen, dass ihre Vorkämpferinnen von 1918 einen barrierefreien Weg durch Familie, Politik und Beruf geebnet haben?
„Zum 100. Geburtstag des deutschen Frauenwahlrechts wollen wir junge Menschen in Xanten einladen, sich mit den Fragen und Problemem rund ums Thema Gleichbberechtigung auseinanderzusetzen“, sagt Angela Weniger und betont: „Wir wollen gar nichts feministisch-dogmatisch-militatant durchtreten, sondern mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aller Altersgruppen diskutieren, wie wir fröhlich, glücklich und gleichberechtigt durchs Leben gehen können.“
Angela Weniger gehört zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (Stamm Sankt Viktor Xanten) und konnte diese als Träger der Veranstaltungsreihe gewinnen. Doch auch Xantener Schulen wurden ins Boot gehholt, weitere Xantener Gruppen boten Kooperationen an. Mit Ausnahme eines Kabarettabends sind alle Aktionen kostenlos.
Der Auftakt findet unter dem Motto „Girls on Fire“ am Samstag, 10. November, um 15 Uhr in der Jugend-Kultur-Werkstatt, im Niederbruch 6 in Xanten, statt. Die Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren erwarten Workshops, Aktionen und Gespräche mit den Sozialpädagoginnen Leonie Seegers und Nina Weinberger. Ab 20 Uhr folgt in der Jugend-Kultur-Werkstatt eine Party mit Musik von Kati und Aylin und Barber‘s Clerk.
Am Sonntag, 11. November, laden die Veranstalterinnen von 16 bis 18 Uhr zu einer Ausstellungseröffnung im Xantener Rathaus. Gezeigt werden Werke, in denen sich Schülerinnen und Schüler mit den Geschlechterrollen im Wandel der Zeit auseinandergesetzt haben. Das Trio Clara, benannt nach Clara Schumann, spielt Werke für Klavier, Cello und Klarinette. Der Eine-Welt Laden beteiligt sich mit der Fotoreihe „Frauen und Wirtschaften“, der Arbeitskreis Asyl blickt über den deutschen Tellerrand hinaus und zeigt, wie Frauenrechte in anderen Ländern beachtet oder missachtet werden.
Am Mittwoch, 14. November, referiert Gerhild Burkhard, Architektin und Lehrbeauftragte der Technischen Hochschule Köln, ab 19.30 Uhr im Gemeindezentrum der evangelischen Kirche, Kurfürstenstraße 3, über „Geschlechterspezifische Kommunikation“ und gibt Lösungsansätze für ein erfolreiches Miteinander. Am Donnerstag, 15. November, läuft im Rathaussaal ab 20 Uhr ein Film aus dem Jahr 2017, dessen Titel aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden darf. Die Handlung: In einem Dorf in der Schweiz beruft sich 1971 ein Mann auf das Ehegesetz und verweigert seiner Frau die Erlaubnis zur Berufsarbeit. Ihr Widerstand spaltet da Dorf und tritt eine Lawine los.
Am Freitag, 16. November, empfehlen die Veranstalterinnen das Soloprogramm der Kabarettistin Tahnee im Kulturkeller Neumaier, Orkstraße 19-21. In „#geschicktzerfickt“ erzählt Tahnee von Frauen, Männern, Lesben,Lügen und der Liebe. Die Karten kosten 22 Euro, eine Reservierung ist erforderlich.
Zum Finale am Sonntag, 18. November, diskutieren hochkarätige Gäste im Rathaus ab 12 Uhr das Thema: „100 Jahre Frauenwahlrecht: Wo stehen wir heute? Wie geht es weiter?“ Über den aktuellen Stand der Geschlechtergerechtigkeit diskutiert Moderatorin Ute Marks mit dem Publikum sowie mit der Autorin Christiane Amini, der Journalistin Inge von Bönninghausen, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Xanten, Isabella Buchwald, der UN-Botschafterin zur Unterstützung von Frauennetzwerken, Elisabeth Werter, der freien Referentin zum Thema Geschlechterforschung, Pia Garske, und dem Sprecher der Solidaritätskampagne „He for She“ der Organisation UN Women, Helge Thomas.
Weitere Informationen stehen auf der Internetseite www.dpsg-xanten.de/foerderkreis
