Günter Wetzel zog mehr als 200 Zuhörer in seinen Bann, als er im Reeser Bürgerhaus über seine abenteuerliche Ballonflucht aus der DDR im Jahr 1979 berichtete. Der Zeitzeuge, dessen Geschichte Regisseur Michael Bully Herbig zum aktuellen Kinothriller „Ballon“ inspirierte, hatte am Morgen bereits vor 165 Schülern im Gymnasium Aspel referiert. Am Abend nahm der Gast des Reeser Geschichtsvereins Ressa dann auch die älteren Generationen mit auf eine spannende Zeitreise. Denn nicht nur der faszinierende Eigenbau von insgesamt drei Heißluftballons stand im Mittelpunkt des Vortrags: Günter Wetzel verstand es auch, fesselnd und zugleich unterhaltsam den Alltag in der DDR und eine menschenverachtende Ideologie zu erläutern, die zum Entschluss der jeweils vierköpfigen Familien Wetzel und Strelzyk führte, die Flucht auf dem Luftweg zu wagen. Viele Fotos, Skizzen und andere Dokumente, „die die Stasi netterweise in meinen Akten für mich aufgehoben hat“, gaben ungeahnte Einblicke in die vielleicht spektakulärste Flucht, die DDR-Bürgern jemals in den Westen gelang. Dass danach der lange Arm der Stasi sogar bis in den Westen reichte und dass die plötzliche Bekanntheit beider Familien (der „Stern“ berichtete 1979 exklusiv, Disney verfilmte die Ereignisse 1979 als Hollywood-Drama) auch manche Schattenseite bot, sparte Wetzel in seinem Vortrag nicht aus. „Günter Wetzel ist Ballonfahrer, Motorsegler und Fluglehrer – aber er ist nicht abgehoben“, lobte der Ressa-Vorsitzende Heinz Wellmann den sympathischen Zeitzeugen, dessen Vorträge kein Zuhörer so schnell vergessen dürfte. (Foto: Ressa)

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