„Ein Quantensprung für die Aufenthaltsqualität“

Die Xantener ließen sich über den Umbau der Wallanlagen informieren

XANTEN. Zu Beginn herrschte Ratlosigkeit, ob es die dritte oder vierte öffentliche Baustellenführung durch Xantens Wallanlagen war. Doch eines konnte Bürgermeister Thomas Görtz mit Gewissheit sagen: „Es ist die letzte Führung dieser Art. Der nächste Termin ist die Einweihung, ungefähr im Mai 2019.“ Mehr als 40 Xantener nutzten die Gelegenheit zum Spaziergang mit dem Bürgermeister und der verantwortlichen Planerin Katja Schreiber, um die letzten Umgestaltungsmaßnahmen der Wallanlagen zu besichtigen.

Das Holzgerüst des Gradierwerks steht schon. Ab 2019 soll es für salzhaltige Seeluft mitten in Xanten sorgen.
NN-Foto: Michael Scholten

„Wir sind auf der Zielgeraden“, betonte Thomas Görtz. Er nannte den künftigen Kurpark einen „Quantensprung für die Aufenthaltsqualität“ im Luftkurort Xanten und sprach von einem „Aushängeschild“ für die Stadt. Bei aller vorausgegangenen Kritik, „die teilweise auch berechtigt war“, stelle er bei den Xantener Bürgern und Besuchern inzwischen eine vorwiegend positive Einstellung zum modernen und barrierefreien Kurpark fest.
Der Rundgang begann mit einem Besuch beim eingezäunten Drachen Gordo im Schatten der Kriemhildmühle. Die zwölf Meter lange Skulptur, die über Monate von der Künstlerin Nicole Peters und mehr als 300 ehrenamtlichen Helfern geschaffen wurde, wird am Sonntag, 14. Oktober, um 12 Uhr eingeweiht. Zuvor muss noch der TÜV den bunten Kletterdrachen freigegeben, auch der Fallschutz am Boden wird in den kommenden Tagen ergänzt.
Das größte Interesse der Spaziergänger galt dem größten Einzelbauwerk: Im Westwall entsteht derzeit das Gradierwerk, dessen statische Abnahme am Donnerstag erfolgte. Der neun Meter hohe und 25 Meter lange Holzbau nach einem Entwurf des Essener Architekten Heinrich Böll soll ab 2019 für maritime Seeluft in Xanten sorgen, indem Sole über Schwarzdornreisig rieselt. Der Wind verstäubt dann die salzhaltige Luft in der Umgebung, wovon Asthmatiker und Allergiker gleichermaßen profitieren sollen.
Neben dem Gradierwerk entsteht ein zehn Meter langes und vier Meter breites Kneipp-Becken, von dem bei der Baustellenführung noch nichts zu sehen war. Dagegen ist für den benachbarte Rosengarten alles vorbereitet. Laut Katja Schreiber beginnt die Bepflanzung am 15. Oktober. Ein speziell für Rollstuhlfahrer konzipiertes Hochbeet sorgt dafür, dass auch Besucher mit Mobilitätseinschränkungen den Duft der Blumen genießen können.
Fertiggebaut, aber noch nicht freigegeben, ist die neue Spielanlage im Westwall. Anders als die größere Variante im Ostwall stehen die weitgehend aus Holz gebauten Spielgeräte im Schatten von Bäumen. „Im Ostwall wird es gerade im Hochsommer doch sehr heiß“, räumte Katja Schreiber ein. Im Westwall gibt es zudem eine Wippe, die von Rollstuhlfahrern, aber auch von Radfahrern genutzt werden kann. Gleich gegenüber wurde eine Tanzfläche gepflastert. Ein Stromanschluss sorgt dafür, dass mitgebrachte Musikgeräte die passenden Rhythmen liefern können.
Das benachbarte WC-Gebäude, das derzeit nur eine ausgehobene Grube ist, soll eine „Trockentoilette“ ohne Abfluss werden, da hier der Zugang zur Kanalisation fehlt. So wird es auch kein fließendes Wasser zum Händewaschen geben, wohl aber einen Desinfektionsspender.
Der Rundgang endete am Bibelgarten, der bereits fertiggestellt und der Öffentlichkeit übergeben wurde. Dort wachsen nur Pflanzen, die in der Bibel erwähnt werden. Während andere junge Gewächse im Kurpark unter den hohen Temperaturen des extremen Sommers litten und oft bewässert werden mussten, profitierten die aus dem Süden importierten Pflanzen des Bibelgartens von den vielen Sonnenstunden. Zitronen und Oliven, die vorsorglich in Kübel gepflanzt wurden, werden bald aber in ihr Winterquartier wechseln. Die evangelische Kirche lädt für den morgigen Sonntag um 17 Uhr zu einem Erntedankgottesdienst im Bibelgarten ein.
Bürgermeister Thomas Görtz lobte die ökologische Vielfalt, die der Kurpark in die Stadt bringt: „Wir setzen ein Zeichen gegen das Insektensterben und schaffen Lebensräume für Arten, die es vorher in den Wallanlagen nicht gab.“ Görtz stellte auch die Pläne des Kinderhospizdienstes der Malteser vor. Im Bibelgarten soll ein zwei Meter hoher „Erinnerungsbaum“ geschaffen werden, den Kinder, die enge Angehörige verloren haben, unter Anleitung eines Künstlers gestalten können. Die Schnitzarbeiten sollen bei der Trauerbewältigung helfen.

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