Das Leben Schritt für Schritt und ohne Hetze genießen

tern-Reporter Uli Hauser liest aus seinem neuen Buch „Geht doch!“

RHEINBERG. Man kennt ihn hier, er fühlt sich sichtlich wohl in der Kulturkneipe Schwarzer Adler in Vierbaum, wo Uli Hauser vor einem überschaubaren Publikum eine Lesung hält. „Geht doch!“ heißt das Buch, dem er den Untertitel gab „Wie nur ein paar Schritte mehr unser Leben besser machen.

Uli Hauser liest aus seinem Buch „Geht doch!“ vor NN-Foto: Lorelies Christian

Doch bevor er aus seinem neuesten Werk vorlesen durfte, wollten die Rheinberger wissen, wie lebt denn der Junge, der in Orsoy groß geworden ist in Hamburg – was ist aus ihm geworden? „Ich habe mich als Kind innerhalb der Stadtmauern von Orsoy immer sehr wohl behütet gefühlt. Hier konnte ich beschützt und geborgen groß werden. In meiner Zivi-Zeit habe ich die Chance erhalten, auf einem Containerschiff nach Afrika zu reisen und gemerkt, da draußen ist die Welt aufregend. Ich arbeitete anschließend ein Jahr lang in einem Ferienclub in Senegal, bevor ich mich dann darauf besann, was ich als bestes konnte, nämlich schreiben. So absolvierte ich mein Voluntariat bei einer Zeitung und bin nach etlichen Zwischenstationen beim Stern in Hamburg gelandet, wo ich jetzt auch lebe.“
So die Kurzfassung, in der die Liebe zu seinem Heimatort mitschwang, das Bekennntnis, immer mal wieder die Eltern und Familie am Niederrhein zu besuchen.Erst im Juni hatte er in der Evangelischen Kirche in Orsoy aus seinem Buch gelesen.
Rund 80 Augenpaare waren nun auf ihn gerichtet – bis dahin konnten alle folgen, aber was hatte ihn bewegt, eine Wanderung von Hamburg nach Rom zu machen? Noch einmal der Verweis auf die Kindheit, in der er nachdem er aus der Schule kam oder mit seinem Vater die Milch ausgefahren hatte, durch die Wiesen „ströpen“ durfte, einfach so nach Herzenslust. Diese Sehnsucht war in ihm geblieben. Und je mehr Zeit er im Sitzen verbrachte, je mehr wuchs der Wunsch, einfach mal loslaufen zu dürfen.
Während andere davon nur träumen, setzte er den Wunsch im letzten Jahr um. Ohne Plan, ohne perfekte Wegbeschreibung, ohne maßgeschneiderte Wanderausrüstung, sondern mit dem Rucksack seines Sohnes, mit seinen (gut eingelaufenen) alten Wanderschuhen, mit Kompass und Handy und einigen Adressen von Bekannten, die er unterwegs besuchen wollte. Und noch bevor er aus Hamburg raus lief, befreite er sich von jedem Zwang, irgendetwas beweisen zu müssen. Warum durch ein ödes Gewerbegebiet laufen, wenn dort auch der Bus oder die Bahn fährt. Warum die Straße nehmen, wenn es einen viel schöneren (Um-)Weg durch den Wald gibt, der in etwa Richtung Süden führt? Diese Haltung öffnete ihn, Momente zu genießen, das Leben auszuschöpfen, dort wo es gerade stattfand. So erlebte er in Franken etwas, das sein Gesicht beim Erzählen erstrahlen ließ. Nach einem langen Marsch kam er spät abends sehr hungrig in ein Dorf, wollte in einem Biergarten nur mal nachfragen, wo denn der nächste Gasthof sei, blieb aber auf Einladung noch auf ein Bier oder mehr… Wurde letztendlich mit einem Traktorenkorso zum Gasthof gefahren und vergnügte sich mit der Dorfgemeinschaft, die den Besuch zum Anlass nahmen, spontan ein Fest zu feiern.
Viele Menschen lernte Uli Hauser auf seinem Weg kennen, die „etwas vom Gehen verstehen“. Sie halfen ihm weiter, als er „fußlahm“ wurde. Doch einen Menschen lernte er ganz besonders gut kennen: sich selbst. Er genoss die Schönheit des Augenblicks. Als Autor beschreibt er diese Gefühle, macht aufmerksam auf Besonderheiten am Wegesrand. Mit seinem Buchtitel verbindet er sogleich einen Appell „Geht doch!“

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