Sammelleidenschaft und eine Villa aus dem 16. Jahrhundert

Das Ehepaar Pariser verkauft die Villa Burg in Kalkar samt Inventar

KALKAR. Von außen wirkt die Villa Burg an der Bollwerkstege in Kalkar pompös und unscheinbar zugleich. Viele Fenster rund ums Haus lassen auf viele Zimmer und viel Platz schließen. Die vielen Schätze, die sich im Inneren verbergen, sind von außen aber nicht einmal ansatzweise zu erahnen. Das Ehepaar Heinz und Bea Pariser bieten die Villa Burg samt Inventar nun zum Verkauf an. Interessierte können am Mittwoch, 3. Oktober, von 11 bis 17 Uhr zum ersten Mal die Villa Burg betreten und Schätze erwerben.

Besitzer Heinz Pariser und die Antiquitätenhändler Gerfried Schell und Rainer Heeke laden in die Villa Burg ein. NN-Foto: SP

Es ist eine Verkaufsaktion, die – ebenso wie die Sammlung – einzigartig am Niederrhein ist. Das Ehepaar Pariser hat in ihrer 44-jährigen Sammelleidenschaft hunderte teils kostbare Schätze aus der ganzen Welt und sämtlichen Epochen zusammengetragen. „Ich war beruflich viel in der Welt unterwegs und da gab es zwei Optionen, wenn ich abends im Hotel war: Entweder ich gehe raus und trink Alkohol oder ich mache etwas Sinnvolleres. Ich habe mich dann dafür entschieden, zu Antiquitätenhändlern zu gehen, mir ihre Geschichten anzuhören und einzukaufen”, sagt Heinz Pariser, der viele Jahre lang in der Marktforschungsbranche gearbeitet hat und dabei viele Reisen besonders nach Südafrika unternommen hat. Dies wird auch in der Villa Burg in Kalkar deutlich. Im Kellergewölbe beherbergt der noch aktuelle Besitzer eine große afrikanische Sammlung.

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Die Parisers haben auch aus anderen Regionen der Erde viele Kunstwerke zusammengetragen – zum Beispiel wertige Buddha-Figuren. „Heute könnte vieles durch strengere Gesetze nicht mehr nach Deutschland importiert werden”, sagt Rainer Heeke aus dem niederländischen Bredevoort, der gemeinsam mit Gerfried Schell aus Rees die Tage des offenen Verkaufs in der Villa Burg organisiert. Beide sind seit vielen Jahren Antiquitätenhändler, die das Ehepaar Pariser seit Langem gut kennen.

Für die beiden Fachmänner ist die Villa Burg in Kalkar kein alltägliches Geschäft. „Ich mache ja auch viele Wohnungsauflösungen, aber das hier ist das Tüpfelchen auf dem i”, sagt Schell. Diese große Sammlung gepaart mit der ehrwürdigen Villa Burg, die Anfang des 16. Jahrhunderts eine wohlhabende Waise auf dem Grundstück hinter den ehemaligen Stadtmauern Kalkars bauen ließ, sei eben einmalig. „Deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen, den Verkauf direkt in der Villa zu veranstalten. Es müssen die Geschichte und das Persönliche aus der Villa im Vordergrund stehen”, meint Heeke.

Umringt von einem großem Garten befindet sich die Villa Burg aus dem 16. Jahrhundert. NN-Foto: SP

Seit 25 Jahren bewohnt das vom Niederrhein stammende Ehepaar Pariser die Villa Burg. „Wir haben zuvor in der Scholten-Villa in Xanten gelebt. Als die für unsere Sammlung zu klein wurde, sind wir nach Kalkar gezogen”, erläutert Heinz Pariser. Als das Ehepaar die 840 Quadratmeter große Villa Burg mit ihrem rund 4.500 Quadratmeter großen Garten Anfang der 90er Jahre der katholischen Kirche abkaufte, war sie in einem katastrophalen Zustand.

Durch Fachmänner, die sich mit alten Gebäuden auskennen, ließen sie die Villa Burg aufwendig restaurieren. „Uns war es wichtig, dass dieses denkmalgeschützte Gebäude in seinen Strukturen erhalten bleibt. Das haben wir immer gepflegt”, sagt der 75-Jährige. Doch jetzt sei es an der Zeit, die Burg samt Inventar abzugeben. „Wir sind nun in einem Alter, wo wir uns verkleinern müssen”, erklärt Pariser. Die Villa Burg und ihr pflegerischer Aufwand sei einfach zu groß. Sie solle aber in gute Hände kommen. „Am liebsten wäre es uns, wenn die Villa jemand kauft, der sie öffentlich zugänglich macht”, sagt Heeke. Schließlich sei es ein historisches Bauwerk, das vor allem von innen einige geschichtsträchtige Kunstwerke beinhalte.

Den Kamin hat Heinz Pariser mit Delfter Kacheln mit verschiedenen Motiven ausgestattet. NN-Foto: SP

Wehmut und Schwerfälligkeit seien beim Verkauf aber nicht dabei, versichert Pariser. „Es ist einfach jetzt an der Zeit, diese Dinge abzugeben”, meint der 75-Jährige. Am 3. Oktober sowie an den Wochenenden 6./7. und 13./14. Oktober können sich Interessierte jeweils von 11 bis 17 Uhr das Haus anschauen und Schätze erwerben. Die 14 Zimmer sind prall gefüllt unter anderem mit Büchern, Bildern, Lampen, Teppichen, Geschirr, Silber, Porzellan, Glas, Antiquitäten und Möbeln aus einigen Epochen. Jedes Zimmer, wie etwa die Bibliothek mit vielen Erinnerungsstücken an den zweiten Weltkrieg und etlichen guterhaltenden Büchern darunter zahlreiche Werke von Goethe und Schiller, oder das Damen-, Kamin- und Esszimmer erzählen ihre eigene Geschichte.

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