Wie Emmerich zum Zoll kam

Der ehemalige Zöllner Hermann Lang hat sein Buch „Emmerich am Rhein und der Zoll“ vollendet

EMMERICH. „Die Emmericher haben den Klevern den Rhein geklaut!“ Es war dieser Satz, der sich Anfang der 1980er Jahre ins Gedächtnis von Hermann Lang brannte und ihn letztlich auch dazu bewog, ein Buch über die Geschichte des Zolls in Emmerich zu schreiben. Der Satz fiel auf einer Veranstaltung des Zolls in Kranenburg, gesprochen von einem linksrheinischen Kollegen. „Ich habe damals nicht gewusst, wovon er sprach“, erzählt Lang, der von 1974 bis 2010 beim Zoll in Emmerich gearbeitet hat. Inzwischen weiß er, was der Kollege damals meinte – nachzulesen ist es in seinem Buch „Emmerich am Rhein und der Zoll“, herausgegeben vom Emmericher Geschichtsverein.

Im Zuge seiner Recherchen für sein Buch stieß Lang auf Everhard Wassenbergs „Embrica“, eine Beschreibung der Stadt Emmerich aus dem 17. Jahrhundert. Darin ist von einem „gewaltsamen Eingriff“ durch die damaligen Herren der Stadt Emmerich auf den Verlauf des Rheins im Jahr 1227 zu lesen. Dadurch änderte sich die Richtung von Dornick – Schmithausen – Griethausen nach Dornick – Emmerich. „Der Griethausener Altrhein und der Spoykanal sind Relikte des alten Rheinverlaufs“, sagt Lang. Das ganze führte letztlich dazu, dass 1318 der Zoll durch die damaligen Bischöfe von Schmithausen nach Emmerich verlegt wurde. „So gesehen hatte der Kollege tatsächlich recht“, sagt Lang.

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Das Buch
Hermann Lang: Emmerich am Rhein und der Zoll
210 Seiten, Preis 15 Euro
Erhältlich beim Emmericher Geschichtsverein, Martinikirchgang 2, Telefon 02822/751900

Doch es gab noch einen weiteren Beweggrund für sein Buch. Nach seinem Umzug an den Niederrhein saß der gebürtige Rheinland-Pfälzer 25 Jahre im Emmericher Stadtrat. „In dieser Zeit hörte ich immer wieder: Wir sind Zollstadt, wir sind Grenzstadt. Als ich dann in den Ruhestand ging, stellte sich mir die Frage: War der Zoll denn schon immer in Emmerich?“ Erste Hinweise fand er in einem Buch von Dr. Cläre Pelzer über Emmerich im 19. Jahrhundert. In einem Kapitel schrieb sie auch über den Zoll. „Es blieb für mich aber die Frage: Was war vorher?“, sagt Lang. Auch hier half ihm Wassenbergs „Embrica“, das er auf dem Reeser Büchermarkt fand. So erfuhr er, dass bereits im 10. Jahrhundert der Bischof Balderich von Utrecht dem Probst der Siedlung Emmerich das Zollrecht zugestanden hatte. „Nach meinen Recherchen ist dies der erste Hinweis auf den Zoll in Emmerich“, sagt Lang.

Sein Buch „Emmerich am Rhein und der Zoll“ ist eine Zusammenfassung seiner Erkenntnisse, zusammengetragen aus verschiedenen Quellen, darunter Dissertationen und andere wissenschaftliche Abhandlungen, die zum großen Teil aus dem Emmericher Stadtarchiv stammen. Eine genaue Übersicht gibt das umfangreiche Literaturverzeichnis des Buches. „Ich hätte mir nie vorstellen können, was für ein Aufwand dahinter steckt, ein solches Buch zu schreiben und es herauszubringen“, sagt Lang, der froh ist, im Emmericher Geschichtsverein einen Herausgeber gefunden zu haben.

Das nächste Projekt hat der 71-Jährige bereits in Angriff genommen – noch aber möchte er nicht verraten, worum es geht. Voraussichtlich wird im kommenden Frühjahr mehr verraten.

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