Pfadfinderbewegung seit 70 Jahren zu Idealen unterwegs

Friede, Gerechtigkeit, Verantwortung und Einsatz zählen heute wie eh und je, Jubiläumsfeier am Dom

XANTEN. Die Xantener Pfadfinder feiern am Samstag, 8. September ihren 70. Geburtstag mit Gottesdienst und Aktionen rund um den Dom. Dazu laden sie alle Freunde und Bekannte ein.

Pfadfinderlager in der Hees (stehend) Willi Küppers und Eugen Ackermann, darunter Berni Stenert: Sitzend: Willi Rütjes, Theo Ingendahl und Heinz Schmithüsen
Foto: Pfadfinder

Ihre Geschichte ist eng mit dem Türmchen am Nordwall verbunden. Ein Rückblick auf die Gründerjahre
Der Krieg lag gerade zwei Jahre zurück, der Wiederaufbau lief auf Hochtouren, als sich 1947 in Xanten wieder die ersten Gemeinschaften gründeten. So bildete sich in der zerstörten Domstadt unter dem Dach des Bundes der Katholischen Jugend die Jungschargruppe St. Michael. „Für uns Kinder war das ein sehr willkommener Ausgleich zum Alltag, der zum Großteil aus dem Wiederaufbau zerstörter Häuser und Wohnungen bestand“, erinnert sich der heute 84-jährige Alwin Laux, damals eines der Mitglieder der Gruppe. Die Jungschargruppe sollte allerdings nicht lange Bestand haben: Weil ihr Leiter Ernst Heidemann sich für ein Leben im Kloster entschied und die Stadt verließ, wurde die Jungschargruppe aufgelöst.
Doch die Jugendlichen hatten Geschmack an den gemeinschaftlichen Aktivitäten gefunden und übernahmen die Initiative. Mit Unterstützung der Kirchengemeinde machten sie sich auf die Suche nach eigenen Räumlichkeiten als Treffpunkt. Sie fanden sie schließlich im zerstörten Türmchen am Nordwall, in dem die Pfadfinder auch heute noch ihr Domizil haben. Die Kirchengemeinde pachtete die Ruine von den Eheleuten Boell/Weiland – unter Auflage, dass die Jugendlichen sich selbstständig um die Instandsetzung kümmern sollten.
Anfang 1948 starteten die Aufräumarbeiten am Türmchen. Die Jugendlichen entfernten die Trümmer und begannen, die Räume dicht zu machen. „Das nötige Geld haben wir durch eine Haussammlung zusammen bekommen“, erinnert sich Alwin Laux, „so konnten wir uns Zement oder Nägel kaufen.“ Es ist auch dieser Einsatz in den Gründerjahren, der erklärt, warum die Xantener Pfadfinder auch heute noch eine so intensive Beziehung zu ihrem Türmchen haben.
Bei den Arbeiten kam die Idee auf, eine Xantener Pfadfinderschaft zu gründen. „Albert Grieß und Klaus Anfang erzählten uns von der Pfadfinderbewegung“, sagt Gründungsmitglied Alwin Laux. Nachdem die Pfadfinder im Nationalsozialismus verboten waren, breitete sich die Idee nach dem Kriegsende wieder in ganz Deutschland aus. Der damalige Kaplan Max Bremer stellte die Verbindung zu anderen Pfadfindergruppen her. Und so trafen sich die Xantener Klaus Anfang, Theo und Karl Wittinghofer, Josef Hartel, Helmut Sommer, Erich Lohmann, Hans Wellmann und Alwin Laux im Sommer 1948 auf der Jugendburg Gemen mit anderen Pfadfindergemeinschaften. „Rückblickend war das die Geburtsstunde der Xantener Pfadfinder“, erinnert sich Alwin Laux, der von 1954 bis 1958 als Nachfolger von Klaus Anfang auch Stammesleiter der Xantener Pfadfinder war.

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Die Sippe der Schwalben beim Gaulager in Schermbeck. Oben Berni Stenert, darunter Theo Ingendahl und Heinz Schmithüsen. Darunter Berni Stenert, Paul Müller und Willi Boogen, stehend Alwin Laux.
Foto: Pfadfinder

An Pfingsten 1949 ging es zum ersten Lager der Stammesgeschichte: zum Landeslager der DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) im Baerler Busch. Es war ein einschneidendes Erlebnis für die jungen Menschen. Denn, so heißt es in der Chronik über die Anfangsjahre der Xantener Pfadfinder: „War die Begeisterung für das Pfadfinderwesen vorher noch einer kleinen Flamme gleich, so wurde sie nach der Rückkehr aus dem Landeslager zur Glut.“ Ende 1949 erkannte der Landesverband den Stamm Xanten dann auch offiziell an und nahm ihn auf.
Die Arbeiten am Türmchen, Instandsetzung und Unterhaltung spielten derweil nach wie vor eine große Rolle im Stammesleben und das Türmchen nahm Schritt für Schritt Gestalt an. Trotzdem kamen auch die typischen Pfadfinderaktivitäten nicht zu kurz. „Wir haben uns jede Woche getroffen und etwas unternommen. Wir haben zum Beispiel Sternfahrten und Schnitzeljagden gemacht, Knoten geübt, sind viel gewandert und waren in den Wäldern unterwegs“, blickt Laux zurück.
Ein Höhepunkt der Anfangsjahre war die erste Tour ins Ausland. 1952 ging es mit dem Bus nach Frankreich zu einem internationalen Pfadfindertreffen. „Wir waren in Paris, Reims und in der Bretagne und haben dort Pfadfinder aus ganz Europa getroffen. So kurz nach dem Krieg war das ein wunderbares Erlebnis für uns alle“, sagt Laux, der noch immer Mitglied im Förderkreis ist und den seine Pfadfinderzeit sehr geprägt hat.
So wie ihm ergeht es den meisten von hunderten Jugendlichen, die sich im Laufe der Jahrzehnte bei den Xantener Pfadfindern engagiert haben und es noch immer tun. Sie alle orientieren sich an den Werten der Pfadfinder, die auch nach 70 Jahren aktueller sind denn je: Frieden, Gerechtigkeit, Verantwortung, der Einsatz für Schwächere und die Umwelt. Nicht umsonst lautet das Motto des Jubiläums: „70 Jahre Pfadfinder in Xanten: eine Idee – Ideal in Bewegung“.
Der Förderkreis hat für die Jubiläumsfeier am Sonntag eine Museumsjurte mit historischen Bildern und Dokumenten vorbereitet.

 

Jubiläumsfeier

Am Sonntag, 8. September um 14 Uhr Gottesdienst im Dom
15 Uhr Begrüßung der Gäste
16 Uhr Unterhaltungsprogramm
18 Uhr Grillabend und Lagerrunde mit Feuer und Gesang

 

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