„Fietsen coming home“ – von Nazis gestohlene Räder zurück nach Holland

Von Prof. Dr. Baier initiierte Rückführungsaktion gemeinsam mit dem Allg. Deutschen Fahrrad-Club

NIEDERRHEIN. „We brengen de fietsen terug“ erzählt Prof. Dr. Jochen Baier – gemeint sind die Fahrräder, die laut Überlieferung die Deutschen nach dem Weltkrieg geklaut hatten, um heim zu fahren. Als (sehr späte) Versöhnungsgeste wurden nun am Wochenende Fahrräder nach Utrecht gebracht.

Die Radlergruppe bei ihrem ersten Zwischenstopp in Eversael.
NN-Foto: Theo Leie

Der allgemeine Deutsche Fahrrad Club aus Unna organisierte die „Rückführungsaktion“ – es wurden Fahrräder gesammelt, instand gesetzt und mit einem Road-Trip, an dem sich jeder beteiligen konnte, zurückgebracht. Am Samstag war Treffpunkt in Essen und die Tour führte über Mülheim nach Rheinberg, wo bei den Zelt- und Wassersportfreunden in Eversael das Nachtlager aufgeschlagen wurde (Foto).
Abends war Eva Weyl aus Amsterdam zu Gast. Sie ist eine niederländische Holocaust-Überlebende, die sich zur Aufgabe gemacht hat, vielen Menschen von ihrem Schicksal zu erzählen, damit die Erinnerungen wach gehalten werden und ihre Zuhörer die Wichtigkeit erkennen, sich für den Frieden einzusetzen. So wie auch die 22 Radler, meist Studierende der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd, aber auch weitere Interessierte, zum Beispiel auch aus Issum.
Am Sonntag wurde der nächste Zwischenstopp in Xanten eingelegt, wo die Radler bei einer Stadtführung Wissenswertes über die Domstadt erfuhren. Bei ihrer Ankunft in Kleve hieß Bürgermeisterin Sonja Northing sie willkommen. Nach einem Konzert mit der Band „Klefor“ schlugen sie ihr Nachtlager auf dem Zeelandschehof in Millingen auf. Montagmorgen ging es feierlich zu: Die Fahrräder wurden würdevoll über die alte Grenze getragen. Ein Besuch im Befreiungsmuseum Groesbeek gab weitere interessante Einblicke in die Kriegs- und Besatzungszeit und auch zum Wiederaufbau der Niederlande und Europas nach der Befreiuung. Dies passte sehr gut zu den Ambitionen der Reisegruppe, sich für die aktuelle Bedeutung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten einsetzt.
Nach weiteren Kilometern kam die Gruppe Montagabend in Arnheim an. Dienstagmorgen folgten sie dem Europaradweg Richtung Utrecht. Eines der Fahrräder übergab Jochen Baier an Reinier von Rhinsoever. Er hatte dem deutschen Professor die Idee geliefert, den Roman „We brengen de fietsen terug“ zu schreiben und damit auch diese Aktion angestoßen. Auf dem Campingplatz von Utrecht war noch Zeit für Sport und Spiel und natürlich musste die niederländische Kneipenkultur studiert werden. Für heute ist eine Zusammenkunft auf dem Markt geplant. Die Räder sollen an Passanten oder an Flüchtlinge übergeben werden. Nach einer Stadtführung geht‘s mit dem Reisebus nach Essen zurück. Baier beschreibt dieses Erlebnis so: „Ein vielschichtiges, in mehrfacher Hinsicht einzigartiges Projekt – gleichermaßen skurril spannend und lebensbejahend sowie aktuell!“

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in Kevelaer willkommen“
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