„Wir wollen etwas bewegen und nicht unsere Zeit verschwenden“

VTB im Kreis Kleve stellt Hilfen für Menschen mit Teilhabe- und Behandlungsbedarf sicher

KREIS KLEVE. „Durch verbindliche Kooperation und Zusammenarbeit sollen Hilfen und bedarfsgerechte Angebote für Menschen mit Teilhabe- und Behandlungsbedarf sichergestellt und verbessert werden.“ So steht es in der Kooperationsvereinbarung, die im November 2016 von den Initiatoren des Verbunds für Teilhabe und Behandlung (VTB) im Kreis Kleve ausgearbeitet und unterzeichnet wurde. Mittlerweile haben sich mehr als 30 Organisationen angeschlossen, weitere können folgen. „Wir befinden uns noch im Entwicklungsprozess“, betont Sprecher Josef Berg.

Setzen auf den VTB (v.l.): Pressesprecher Axel Küppers, Ärztin Anita Tönnesen-Schlack und Papillon-Geschäftsführer Josef Berg (NN-Foto: Rüdiger Dehnen)

Berg ist Geschäftsführer des Vereins Papillon, der im Kreis Kleve sozialtherapeutische Angebote und Beratung bereit hält. Ihm ist wichtig: „Wir wollen etwas bewegen und nicht unsere Zeit verschwenden.“ Für Berg ist die Verbindlichkeit entscheidend. „Das verschafft uns Schlagkraft“, sagt er. Die Verbundpartner verpflichten sich unter anderem zu Transparenz und Durchlässigkeit der Leistungen, zur Zusammenarbeit in der Teilhabe- und Behandlungsplanung, zur Qualitätssicherung und zur Personenzentrierten Hilfeplanung. Ein weiterer Vereinbarungsgegenstand ist die „Pflichtversorgung“. Für Josef Berg ist das ebenfalls ein entscheidender Punkt. Da heißt es: „Die Verbundpartner erklären ihre Bereitschaft, Menschen mit akutem Teilhabe- und Behandlungsbedarf kurzfristig Leistungen anzubieten und insbesondere keinen Nutzer wegen Art oder Schwere der Störung abzuweisen oder von der Versorgung auszuschließen.“ Es gehe dabei um die Menschen, die durch das Netz zu fallen drohen, sagt Berg und verweist in diesem Zusammenhang auf die gravierenden Änderungen, die mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) einher gehen. Mit diesem Gesetzepaket sollen mehr Möglichkeiten der Teilhabe und mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen geschaffen werden. Die nächste Reformstufe wird zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Berg meint: „Das Bundesteilhabegesetz ist für viele Menschen mit Handicap gut – wir müssen aber aufpassen, dass dabei niemand unter die Räder gerät.“
Dass man mit viel Weitblick die Versorgungsstruktur im Blick behält und sich Berufsgruppen-übergreifend austauscht, schätzt Anita Tönnesen-Schlack, seit Januar 2017 ärztliche Direktorin der LVR-Klinik in Bedburg-Hau und stellvertretende Sprecherin des VTB, ganz besonders. Sie lobt zudem das Engagement der Verbundpartner, die sich einmal im Monat treffen: „Das habe ich so noch nie erlebt.“ Für sie als Ärztin sei es wichtig, die Patienten „mit einem guten Gefühl“ entlassen zu können. Wie geht es nach dem Klinikaufenthalt weiter? „Das Netzwerken ist für mich ein wesentlicher Aspekt des Verbunds“, sagt sie. Grundsätzlich bestehe auch die Möglichkeit, sich bei schwierigen Fällen in einer sogenannten „Clearing Conference“ auszutauschen und gemeinsam eine Lösung zu finden. „In kleinen Arbeitsgruppen und unter Einhaltung der Schweigepflicht“, betont die Ärztin.
„Die Bedürfnisse und Bedarfe der Menschen stehen im Mittelpunkt“, sagt Josef Berg. Der VTB sei als Zusammenschluss kleiner und großer Einrichtungen – neben großen Sozial- und Wohlfahrtsverbänden oder Krankenhäusern zählen auch Anbieter des betreuten Wohnens und der Rehabilitation dazu – ein gutes Sprachrohr, um gehört zu werden. Pressesprecher Axel Küppers bekräftigt: „Wir wollen uns sozialpolitisch Gehör verschaffen und können als Verbund besser darauf hinweisen, wo Mängel vorhanden sind.“ Mit Blick auf die akute Wohnungsnot im Kreis Kleve – es fehlt an Sozialwohnungen – sei dies bereits geschehen. „Rund 1.000 Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung suchen zurzeit eine Wohnung“, erklärt er. Das habe eine entsprechende Umfrage unter den Verbundpartnern ergeben. Das klare Signal von Landrat Wolfgang Spreen, sich dieser Problematik anzunehmen, wertet er als gutes Zeichen. Denn: Ohne Wohnung keine Teilhabe.
„Durch das Bundesteilhabegesetz verändern sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen so sehr, dass eine gute Versorgung nur durch Zusammenarbeit im Kreis gewährleistet werden kann“, sagt Josef Berg. Die Modularisierung der Hilfe stelle alle Beteiligten vor große organisatorische Herausforderungen – gemeinsam wolle man sich diesen stellen und für die Menschen im Kreis Kleve die bestmögliche Versorgung sicherstellen. Die drei Sprecher sind sich zudem einig: Auch wenn der VTB nicht der einzige Verbund dieser Art ist, so sei er doch durch die breite Aufstellung seiner Mitglieder einzigartig und leiste Pionierarbeit.
Mehr Informationen gibt es demnächst auf der im Aufbau befindlichen Internetseite des VTB unter www.vtb-kleve.de. Wer sich dem Verbund anschließen möchte oder Fragen hat, kann sich mit Josef Berg in Verbindung setzen, Telefon 02821/ 77500 oder Josef.Berg@vtb-kleve.de.

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