Ein zweites Leben für Mats und Toni

NIEDERRHEIN. Mats und Toni waren schon fast tot. 45 Gramm wogen sie gerade, als sie auf einer Hofeinfahrt gefunden wurden. Wie sie dahingekommen sind, weiß keiner. Fakt ist, dass beide dehydriert waren und um ihr Leben kämpften.

Den Kampf hätten die beiden Nager auch verloren, wenn sie nicht gefunden und zur Eichhörnchenauffangstation von Stefanie Bresnik gebracht worden wären. Bresnik engagiert sich schon seit Langem im Tierschutz und bietet seit Anfang 2017 ihr „Hörnchen-Hotel”, wie sie es liebevoll nennt, an. Seit dem hat sich ihr Leben schlagartig verändert: „Ich bin die, die nicht mehr schläft”, gesteht sie lachend. Zurzeit beherbergt Bresnik vier Eichhörnchen. Alle zwei Stunden müssen die Nager gefüttert werden. Die Pflege von den verletzten Tieren ist da noch nicht mit eingerechnet. Ihr Leben habe sich durch diese ehrenamtliche Arbeit enorm geändert, wie Bresnik erklärt: „Der Freundeskreis ist auch kleiner geworden, denn nicht alle haben immer Lust, dass man mehrere Eichhörnchen zu Partys mitbringt.”

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„Eichhörnchen sind scheue Tiere und wenn sie Menschen hinterherlaufen, brauchen sie Hilfe.”

Gerade im Moment kommen viele Findlinge zu Bresnik, denn das Wetter sorgt dafür, dass die Tiere oftmals dehydrieren. Wichtig ist für die Eichhörnchenersatzmama auch, dass Menschen auf die Nöte der Tiere, sensibilisiert werden: „Wenn Eichhörnchen Menschen im Wald hinterherlaufen, ist das immer ein Zeichen, das etwas mit ihnen nicht stimmt”, erklärt die Expertin und fügt hinzu, „Eichhörnchen sind scheue Tiere und wenn sie Menschen hinterherlaufen, brauchen sie Hilfe.”

Über Facebook zur Eichhörnchen-Ersatzmami

Diese Hilfe haben Mats und Toni im richtigen Moment bekommen. Jetzt geht es den beiden Nagern schon besser, der schlimmste Kampf ist überstanden. Aber noch müssen die beiden Hörnchen, die gerade anderthalb Wochen alt sind einiges an Gewicht zulegen und fit werden, bevor sie dann zur Jenny Creutz wechseln. Creutz bietet seit dieser Saison eine Auswilderungsstation für Eichhörnchen in ihrem eigenen Garten an. Der Kontakt zu Stefanie Bresnik entstand über Facebook: „Ich habe für allerlei Wildtiere genäht und habe dann eine Stoffspende von Stefanie erhalten”, so die Rheurdterin. Die gelernte Tierpflegerin war von der Arbeit die Bresnik leistet und wollte sich auch engagieren: „Durch meinen einjährigen Sohn war aber schnell klar, dass ich selbst keine Auffangstation anbieten kann”, so Creutz. Stattdessen bot sich der große Garten, der direkt an einen großen Baumbestand grenzt, für die Auswilderung der Tiere an: „Als Jenny anfangs erklärte, dass sie sich auch engagieren und die Hörnchen auswildern möchte, war ich erst mal skeptisch”, so Bresnik. Sie sei ein gebrandmarktes Kind: „Am Anfang finden alle die Tiere süß, aber es steckt schon eine Menge Arbeit dahinter”, erklärt Brensik.

Toni bekommt sein Fläschchen von Ersatzmama Stefanie. NN-Foto: Dickel

Für Creutz war es aber keine Schnapsidee, sondern ihr voller Ernst. Die Rheurdterin sammelte in der Nachbarschaft Spenden, um eine große Voliere kaufen zu können. Dann ging es los und sie bekam ihre ersten Auswilderungshörnchen.Eine spannende Erfahrung, die auch Sohn Louis gefällt: „Die Tiere sind anfangs wirklich noch zahm, aber man merkt auch, wie sie mit der Zeit immer scheuer werden und irgendwann auch raus aus der Voliere wollen”, so Creutz. Mit circa zwölf Wochen werden die kleinen Tiere dann ausgewildert: „Ich habe aber auch außerhalb der Voliere Futterstationen stehen, sodass die Hörnchen immer noch zurückkommen können”, erläutert Creutz. Anfangs machen die Nager das auch, aber irgendwann wird es immer weniger.

Eichhörnchen Notruf

Stefanie Bresnik und Jenny Creutz (v.r.n.r.) päppeln die kleinen Nager wieder auf. NN-Foto: Dickel

Sowohl Bresnik als auch Creutz sind beide Mitglieder im Verein „Eichhörnchen Notruf“. Über eine Telefonnummer kann dort zweimal täglich für jeweils zwei Stunden angerufen werden, um einen Fund zu melden. Dann wird geschaut, wer in dem Bereich des Fundes zuständig ist und die jeweilige Ansprechpartnerin benachrichtigt: „Wenn die Leute die Findlinge dann noch vorbeibringen, ist es natürlich ein Sechser im Lotto”, erklärt Bresnik. Oftmals fahre sie aber auch selbst los und hole die Tiere ab. Alles auf eigene Kosten. Das Futter und die medizinische Ausstattung sowie Spielzeuge und Zubehör kommen noch obendrauf: „Wir sind deshalb auch wirklich froh, wenn uns Nüsse oder anderes Futtermaterial wie Sonnenblumenkerne gespendet werden”, berichtet Creutz. Wer die beiden Frauen gerne unterstützen möchte, kann auf die Facebook-Seite der beiden gehen. Dort gibt es eine Amazon-Einkaufsliste, von der Dinge bestellt werden können, die die kleinen Findlinge dringend benötigen. Über jede Hilfe sind die beiden Frauen dankbar. Die Facebook-Seiten sind zu finden unter „Eichhörnchen Auswilderungs-Station Rheurdt” und „Das Hörnchen Hotel – Auffangstation für Eichhörnchen in Not”.

Und Mats und Toni? Die befinden sich nach ihrer Milchration längst im Milchkoma und träumen mit Sicherheit von ihrer Zukunft. Wenn sie wieder ausgewildert werden, können sie die Freiheit neu für sich entdecken. Dank der Finder und der Hilfe von Stefanie Bresnik und Jenny Creutz.

 

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