Das Sterben ist individuell – die Sterbebegleitung auch

Die Ehrenamtler der Hospizgruppe Emmerich begleiten Menschen in den Tod

EMMERICH. „Sterbebegleitung ist etwas sehr Individuelles”, sagt Ursula Bender. Sie ist Koordinatorin der Hospizgruppe Emmerich am Rhein. „Es kann nicht jeder leisten. Jeder für sich muss sich die Frage stellen: Wie gehe ich mit dem Sterben um? Kann ich Verlust und Trauer an mich heranlassen oder berührt mich das zu sehr”, sagt Bender. 25 ehrenamtliche Sterbebegleiter gibt es in Emmerich. „Aber der Bedarf ist einfach da und wir stoßen an unsere Grenzen”, verrät Bender. Deshalb arrangiert die Hospizgruppe in Emmerich im Oktober ein Befähigungsseminar zur ehrenamtlichen Mitarbeit im Hospizdienst. Die Info-Abende dazu finden ab dem 10. Juli statt.

Ein Teil des Teams der Hospizgruppe Emmerich. NN-Foto: SP

Denn Vorkenntnisse sind wichtig, um eine Sterbebegleitung leisten zu können, weiß auch Bender. „Die Teilnehmer des Seminars bekommen Fachwissen und Kommunikationsstrategien vermittelt. Ihnen wird aber auch gezeigt, wie die eigene Trauerbewältigung gelingen kann”, sagt Bender. Um dieses Ehrenamt ausüben zu können, sei es wichtig, sich mit der eigenen Einstellung zu Krankheit, Verlust, Trauer, Sterben und Tod auseinanderzusetzen.

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Meist geschehe das erst, wenn ein Sterbefall in der eigenen Familie oder im Bekanntenkreis auftrete. „Manchmal entscheiden sich Angehörige dann selbst dazu, eine ehrenamtliche Sterbebegleiter zu werden, um etwas zurückgeben zu können”, sagt Bender.

Bei Günter Rucki aus Emmerich war es so. „1989 ist meine Mutter gestorben. Ich habe sie ein dreiviertel Jahr intensiv begleitet”, berichtet Rucki. Danach wurde er ehrenamtlicher Sterbebegleiter. „Jede Begleitung dabei ist anders”, sagt Rucki. Bei Fällen, die ihm besonders nahegehen, spreche er im Nachhinein oft mit seiner Ehefrau, selbst eine ehrenamtliche Sterbebegleiterin, drüber. „Das hilft”, sagt er. „Es gibt aber auch Fälle, da sage ich: Gott sei Dank hat er oder sie es geschafft. Nicht weil ich jemandem den Tod wünsche, sondern weil er oder sie vorher so gelitten hat”, sagt Rucki und ergänzt: „Die Sterbenden oder Angehörigen geben zudem sehr viel zurück. Sie sind sehr dankbar.”

Die meisten Sterbenden begleiten die ehrenamtlichen Sterbebegleiter nur ein paar Tage. Andere aber auch über Wochen oder Monate. „Dann besuchen die Sterbebegleiter sie ein bis zwei Mal die Woche”, sagt Bender. Oft sind sie dann auch nicht nur für die Sterbenden da. „Wir betreuen auch die Angehörigen. Da ist ebenfalls jeder Fall unterschiedlich”, sagt Bender. Manchmal brauche der Sterbende mehr Hilfe in Form von guten Gesprächen, manchmal sei es aber auch der Angehörige, der verzweifelt sei und Rat brauche, während der Sterbende sich mit seinem Schicksal arrangiert habe.

Wie diese Situationen von Sterbebegleitern bewältigt werden können, lernen die ehrenamtlichen Helfer im Befähigungsseminar bei der zertifizierten Kursleiterin Ute Pelzer. Der achtteilige Kurs findet im Zeitraum zwischen dem 21. Oktober und 18. Mai 2019 jeweils samstags oder sonntags von 9 bis 17 Uhr in der Evangelischen Familienbildungsstätte in Emmerich statt.

Der Wunsch der Hospizgruppe ist es übrigens, ein Hospiz zu bauen. „Das Geld und auch das Grundstück dafür ist da. Aber uns fehlen Leute, die das in die Hand nehmen und planen”, sagt Hildegard Kleintjes, erste Vorsitzende der Hospizgruppe Emmerich. Der Bau eines Hospizes könnte deshalb noch Jahre in Anspruch nehmen.


Informationsabende

Dienstag, 10. Juli, 19 Uhr in der Evangelischen Familienbildungsstätte in Emmerich

Donnerstag, 26. Juli, 19 Uhr im Johannesheim in Praest

Donnerstag, 16. August, 19 Uhr im St. Martinus-Stift in Elten

Die acht Kurstermine sind am 21. Oktober, 17. November, 16. Dezember, 19. Januar, 24. Februar, 16. März, 28. April, 18. Mai jeweils von 9 bis 17 Uhr in der Familienbildungsstätte.

Ansprechpartnerin: Ursula Bender, Koordinatorin der Hospizgruppe Emmerich, Telefon 0151/15500558 oder per E-Mail hospiz@hospiz-emmerich.de

 

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