300 Radkilometer gegen den Wind an einem einzigen Tag

Niederrheiner nahmen an der Radtour von Duisburg nach Bensersiel teil und sind trotz aller Strapazen begeistert von diesem einmaligen sportlichen Event der R2NSC

ALPEN/RHEINBERG.XANTEN. „300 Kilometer an (D)einem Tag“ – so lautete der Werbe-Slogan des Veranstalter R2NSC (Ruhr2NorthSea-Challenge), der eine Radtour von der Ruhr an die Nordsee organisierte. Zu dieser Herausforderung machten sich auch der Alpener Thomas Hommen, der Rheinberger Andreas Mötter („Dorfsherriff“ von Alpen) sowie Angelika Nozulack, Dietmar Fritz, Siegfried Christian, Wolfgang Giesen und Christian Kowollik vom Lauftreff Vynen auf den Weg, der laut Veranstalter auch „das Ziel“ sein sollte.

Beim Start in Duisburg Dietmar Fritz (l.) und Siegfried Christian (2.v.r.) Foto: privat
Thomas Hommen sucht als „Viel-Radfahrer“ immer neue Herausforderungen Foto: privat

Kein Radrennen, keine Zeitnahme, keine Rangliste, sondern Erleben der Natur. Dass die Niederrheiner dann Bekanntschaft mit der Naturgewalt Wind bekommen sollten, ahnten sie noch nicht bei ihrem Start um 4.30 Uhr in Duisburg. Über 760 Radler hatten sich angemeldet, doch so mancher Startplatz blieb frei und in unterschiedlichen Starterfeldern rollten die Kleingruppen los.
Thomas Hommen ist als Vielfahrer bekannt. Im letzten Jahr absolvierte er 13.500 Kilometer mit dem Rad; aktuell stehen 11.000 Kilometer zu Buche und am Ende des Jahres wird Hommen rund 15.000 Kilometer geradelt sein. Nachdem er im Juni bereits 1.300 Kilometer quer durch Deutschland gefahren war, ruhte er zwei Tage und machte sich dann auf den Weg nach Duisburg. „Mir hat es enorm geholfen, dass man nicht immer die 300 Kilometer vor Augen hatte, sondern sich von Station zu Station neu motivieren konnte“, so Hommen und weiter: „Bis Kilometer 100 war der Gegenwind noch akzeptabel; aber dann verlangte er den Radfahrern mit bis zu Windstärke 6 alles ab.“
Bei Kilometer 50, 100, 150, 200, 240 und 270 waren „Service Points“ eingerichtet, an denen reichhaltige Verpflegung zur Stärkung geboten wurde.
Hommen ist die Strecke weitestgehend alleine gefahren. „Zum einen habe ich keine Gruppe gefunden, die meinem Tempo entsprach. Entweder die Gruppe war zu schnell oder zu langsam. Außerdem bin ich es gewohnt alleine zu fahren. Auch am Niederrhein kommt der Wind bekanntlich mal von vorne und mal nicht von hinten“. Nach 14 Stunden und 8 Minuten hat er kurz vor 20 Uhr den Hafen in Bensersiel erreicht. „Als ich ins Ziel einfuhr, wurde gerade die Nationalhymne vor dem Länderspiel gegen Schweden ge­spielt. Was für ein toller Empfang“ so Hommen schmunzelnd.

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Andreas Mötter hat weiterhin viel Spaß am RadfahrenFoto: privat

Andreas Mötter machte andere Erfahrungen. „Es war nicht mein Tag. Im letzten Jahr war ich auch mit dabei, da war der Wind jedoch gnädig und kam aus Südwest. In diesem Jahr war ich nicht so gut trainiert, hatte nur knapp 900 Kilometer gefahren. Gleich beim Start stellte ich fest, dass ich meine Getränkeflaschen vergessen hatte. Nach 28 Kilometern hatte ich dann schon eine Reifenpanne. Tröstend war, dass andere Teilnehmer mir Hilfe beim Reifenwechsel anboten. Der tollen Erfahrung im Jahre 2017, als ich nach 11:41 Stunden reiner Fahrzeit abends um 18.45 Uhr das Ziel erreichte, folgte jetzt ein nicht so schönes, aber trotzdem prägendes Erlebnis. Unter dem Strich bin ich an dem Tag 198 Kilometer gefahren und habe dafür 8:26 Stunden benötigt, dann bin ich ausgestiegen und ließ mich vom Begleitfahrzeug abholen. Als ich deprimiert am Wegesrand saß, erkundigten sich viele nach meinem Befinden. Das war eine schöne Erfahrung, auch die wunderschöne Strecke durch das Münster- und Emsland entschädigte für die Quälerei gegen den heftigen Gegenwind.“
Für die Xantener war es ebenfalls eine ganz neue Erfahrung, so lange im Sattel zu sitzen. Alle sind zwar schon Marathon gelaufen, doch kann man diese Tour nicht mit dem Laufsport vergleichen. Entsprechend skeptisch die Reaktion der Lauffreunde, die am Computer dank App die Tour verfolgen konnten. Windstärke 6 – das bedeutet, der Wind pfeift dir mit 40 bis 50 Stundenkilometern entgegen. Windschattenfahren wäre jetzt schön, doch wer will schon „Lokomotive“ sein? Die Lauftreff-Freunde waren im unterschiedlichen Tempo unterwegs. Dietmar Fritz, bestens durchtrainiert durch seine täglichen Fahrten zur Arbeit, führte „seine“ Gruppe an. Doch nach 207 Kilometern musste Siegfried Christian aufgeben, er fuhr mit dem Begleitbus nach Bensersiel weiter. „Es war schön, dass man nicht ganz alleine fahren musste, es fanden sich immer mal wieder neue Gruppenkonstellationen“, berichtet Dietmar Fritz, dem die Abwechslung durch den Austausch mit den anderen gut tat. „Nachher wurden wir immer stiller“, gab er zu und auch, dass es irgendwann dunkel wurde und er nur noch ankommen wollte. Es war schon nach 23 Uhr, als er die Ziellinie (nach 306 Kilometern!) überquerte und die Freunde ihn in Empfang nahmen. Welch ein schönes Gefühl!
Die Strapazen waren relativ schnell vergessen, der Popo hatte alles heil überstanden und schon kommt der Gedanke, nächstes Jahr vielleicht noch mal zu starten. Am Samstag, 15. Juni 2019 heißt es wieder „Ruhr2NorthSeaChallenge – 300 Kilometer an (D)einem Tag!“ Ab dem 1. September können sich „Sattelfeste“ anmelden. Bis dahin ist Bedenkzeit oder Zeit, weitere Sportfreunde zu motivieren.
Thomas Hommen hat bereits andere Pläne: „Im kommenden Jahr wirll ich mich der nächsten Herausforderung stellen und von Kevelaer ins belgische Namur und zurück fahren. Danach werden 400 Kilometer auf dem Tacho stehen. Diese Art von Veranstaltung lässt sich auf bis zu 1.200 Kilometern pro Tour ausbauen. So verliere ich auch für die darauffolgenden Jahre meine Ziele nicht aus den Augen“, hat er etwas Neues für sich entdeckt.

Wolfgang Giesen, Angelika Nozulack und Christian Kowollik: Daumen hoch, das Training hat sich ausgezahlt! Foto: privat

 

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