Auf dem Lukashof in Keppeln hat der Heimatverein inzwischen einen weiteren Nistkasten aufgehängt. Darüber freuen sich (vl) Janis Lemken, Hubert Lemken und Henrike.NN-Foto: CDS

KEPPELN. Wenn sie im Dunkeln lautlos durch die Luft gleiten, bleiben sie meist völlig unbemerkt. Haben sie jedoch Junge, dann dringen aus dem Nistkas­ten bisweilen „gruselige“ Geräusche, die an zischende Schlangen erinnern. Mit diesem „Bettelschnarren“ machen die hungrigen Küken auf sich aufmerksam.

Die Rede ist von Schleiereulen, die auch am Nieder­rhein heimisch sind. Damit das so bleibt, hat sich der Heimatverein Keppeln schon seit vielen Jahren dem Schutz von „Tyto alba“ (weißes Brustgefieder) und „Tyto a. guttata“ (bräunliches Brustgefieder) verschrieben. Um die Brutpaare zu unterstützen, werden an geeigneten Stellen große Nistkästen aufgehängt.Dabei kommt es nicht unbedingt auf ein ruhiges Plätzchen an, wie Hubert Lemken, Vorsitzender des Heimatvereins Keppeln, weiß: „Je höher, desto besser. Das kommt dem Sicherheitsbedürfnis der Tiere entgegen.“ 4,50 Meter müssen es mindestens sein. Nicht umsonst werde die Schleiereule in den Niederlanden auch „Kerk“-Eule – Kirchen-Eule genannt.

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1992 hat die Landjugend das Projekt angestoßen, im ersten Jahr wurden gleich zwölf Nistkästen angebracht. „Die Landjugend hat immer schon viel in Sachen Umweltschutz getan“, erzählt Hubert Lemken, „und es hat motiviert, dass es im ersten Jahr direkt zwei Bruterfolge in Keppeln gab.“ Damals seien die Tiere noch seltener gewesen als heute.
Inzwischen gebe es im Kreis Kleve wieder zwischen 500 und 1.000 Schleiereulen. Für die knapp 50 Brutpaare stehen über 100 Nistkästen unter anderem in Goch, Uedem, Kalkar, Bedburg-Hau, Kleve, Weeze und Kevelaer bereit. 2005/2006 hat der Heimatverein Keppeln die Betreuung der Nistkästen übernommen. „1992, zu Beginn des Projekts waren viele skeptisch, heute wissen wir, was die Erfolgsfaktoren sind“, berichtet Hubert Lemken. Dazu gehören die eingangs erwähnte Höhe und genügend Platz für die Eulen. 50 x 50 x 100 Zentimeter misst solch ein Nistkasten. Das Material spielt keine große Rolle, Sperrholz tut hier seinen Dienst. Damit der eigentlich Brutraum dunkel bleibt, gibt es in den Kästen eine halbhohe Trennwand. Alle fünf bis zehn Jahre werden die Kästen auf ihre Sicherheit hin kontrolliert und gesäubert, das heißt es werden Kot und Gewölle entfernt.

Schleiereulen können ihr Brutverhalten dem Nahrungsangebot anpassen. Gibt es viel zu fressen, dann legt das Weibchen neun bis zehn Eier; bei wenig Nahrung sind es drei bis vier und das immer im Abstand von zirka zwei Tagen. So schlüpfen die Jungen später wie die sprichwörtlichen „Orgelpfeifen“. Gebrütet wird zweimal im Jahr, in „Überfluss-Jahren“ sogar dreimal. Arbeitsteilung ist hier Trumpf: Das Männchen ist allein für die Nahrungsbeschaffung zuständig, bis das jüngste Küken drei Wochen alt ist. Ist die Brut größer, gehen wieder beide Elternvögel auf die Jagd. Die Jungvögel sind mit etwa zwei Monaten flügge.

Bei den Landwirten waren die Schleiereulen schon immer gern gesehene Gäste, denn sie ernähren sich vornehmlich von Mäusen und Ratten, sind also natürliche Schädlingsbekämpfer. „Wir haben einmal hochgerechnet, dass unsere Schleiereulen in den vergangenen 25 Jahren zirka 48 Tonnen Mäuse vertilgt haben“, nennt Lemken eine beeindruckende Zahl.
Wer sich für das Thema „Schleiereulen“ interessiert und glaubt, einen geeigneten Platz für einen Nistkasten zu haben, der kann sich an den Heimatverein Keppeln wenden – Kontakt per E-Mail: info@keppeln.de.

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