Jungfernfahrt fürs Römerschiff

XANTEN. Das mächtige Segelschiff im Xantener Hafen fällt sofort auf. Unübersehbar mit seiner Länge von 18 Metern, einer Breite von 3,8 Metern und einer Masthöhe von 10,25 Metern. Schiffsbaumeister Kees Sars und sein Team können der Beschreibung noch viele weitere Details zufügen. Schließlich ist dieses sechs Tonnen schwere Holzboot in den letzten zwei Jahren in der Werft im Archäologischen Park Xanten in Handarbeit entstanden.

Die Minerva Tritonia gleitet bei ihrer Testfahrt auf der Xantener Südsee durchs Wasser                  NN- Foto: Theo Leie

Die Mitarbeiter – zum Teil junge Menschen mit Einschränkungen- sind natürlich auch an Bord bei der Testfahrt. Sie sind mächtig stolz, dass ihr Schiff nun zu Wasser gelassen wird. Haben sie doch 3.000 handgeschmiedete Eisennägel eingeschlagen, das Eichenholz bearbeitet, geschmirgelt, gestrichen, zusammengefügt. Wahrscheinlich ist das Originalschiff, das im dritten Jahrhundert nach Christus entstand und dessen Wrack in Mainz gefunden wurde, auch an dieser Stelle gefahren. Da hieß das Wasser noch nicht „Xantener Südsee“, sondern es war der Rhein, der hier entlang floss. Und in dem Schiff saßen nicht stolze Schiffsbauer und neugierige Wissenschaftler und Journalisten. Der Rumpf war beladen mit Legionären, Militärausrüstung, Steinen, Lebensmitteln und Wein – der Steuermann war natürlich an Bord und ihm halfen zwei bis drei Leute beim Setzen der Segel. Die Römer brachten ihre Fracht zur Colonia Ulpia Traiana. Dort lebten zwei Legionen mit rund 12.000 Männern – es ist davon auszugehen, dass reger Schiffsverkehr auf dem Rhein herrschte.
Projektleiterin Dr. Gabriele Schmidhuber-Aspöck genießt ebenfalls die Testfahrt bei herrlichstem Sonnenschein. Doch für die Wissenschaftler haben die Fahrten eine viel größere Bedeutung. „Wir wollen bis zum 9. Juli Fragen zu Fortbewegung und Handhabung des 56 Quadratmeter großen Segels klären“, erläutert sie und weiter: „Wie steht‘s mit dem Tiefgang, der Manö­vrierfähigkeit des Bootes und den Segeleigenschaften. Wenn all diese Fragen nach Versuchen bei unterschiedlichen Windstärken beantwortet sind, wird das Schiff wieder in den APX zurück gebracht. Dort kann es von den Besuchern ebenso wie die anderen Rekonstruktionen Nehalennia, Philemon und Baucis, besichtigt werden.“ Bis zum 9. Juli sind immer am Wochenende zwischen 12 und 18 Uhr Experten im Hafen Xanten, die gerne Fragen der Besucher beantworten.
Dr. Martin Müller, Leiter des APX, freut sich ebenfalls über die Bereicherung durch den Nachbau der römischen Flotte. er lobt: „Die Arbeit konnte nur geleistet werden durch die Kooperation mit dem LVR-Fachbereich Integrationsamt und mit Hilfe der finanziellen Unterstützung durch die Regionale Kulturförderung aus GFG-Mitteln des LVR und der aktion 5. Wir haben nun eine integrative Holzwerkstatt, in der zwei junge Männer mit Einschränkungen seit September 2017 ihre betriebliche Ausbildung absolvieren. Es ist sensationell, wie die jungen Menschen sich bei der Arbeit entwickeln.“
Gleichzeitig bedankt sich Müller beim Freizeitzentrum Xanten, das die Testfahrten auf der Xantener Südsee ermöglicht, Gerät, Personal und Liegeplatz für die Testzeit im Hafen zur Verfügung stellt. Bürgermeister Tomas Görtz nennt die Zusammenarbeit zwischen APX und FZX ebenfalls eine „wunderbare Kombination“, da beide Einrichtungen Besuchermagnete für Xanten seien. Außerdem lobt er ausdrücklich den inklusiven Gedanken.
Eigentlich schade, dass das Boot nur während der Testphase auf der Xantener Südsee zu sehen ist. Das findet auch Dr. Müller und hat schon Ideen, rekonstruierte römische Boote nicht nur in der Ausstellung zu zeigen, sondern (irgendwann einmal) im Sommer auch für Fahrten auf dem Wasser einzusetzen.
Am Samstag, 7. Juli um 13 Uhr besteht die einmalige Gelegenheit für NN-Leser eine Testfahrt in der Minerva Tritonia zu erleben. Dazu bitte bis Dienstag, 3. Juli eine mail schicken an gewinnspiel@nno.de mit dem Stichwort „Minerva Tritonia“, Namen und Adres­se bitte angeben. Drei glückliche Gewinner erhalten jeweils zwei Tickets. Die Namen werden unter www.niederrhein-nachrichten.de veröffentlicht.

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Schiffsbauer Kees Sars (sitzend) gibt seiner Crew letzte Anweisungen. Mit an Bord Dr. Martin Mpller und Bürgermeister Thomas Görtz (r.)                                                                                                         NN-Foto: Theo Leie
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