Elten im Miniatur-Format

Theo van Lier (80) fertigt aus Beton Modelle aus der Historie des Dorfes und stellt sie in seinen Vorgarten

ELTEN. Einzig das ehemalige Gut Grondstein hat Theo van Lier nicht mehr persönlich zu sehen bekommen. „Es ist aber das schönste der Gebäude”, sagt der 80-Jährige und blickt auf das Modell aus Beton, das seinen Vorgarten in der Sandstraße in Elten ziert. Immer wieder bleiben Fußgänger stehen und betrachten die acht Miniatur-Gebäude, die van Lier im Laufe der vergangenen Jahre gefertigt hat. Was sie eint, erläutert van Lier: „Sie haben alle eine Bedeutung für Elten – und es gibt sie nicht mehr.”

Theo van Lier und das neue Modell, Schloss Grondstein. NN-Foto: MB

Bevor der gebürtige Eltener und ehemalige Maurermeister sich daran machte, einst bedeutende Gebäude der Eltener Geschichte zu modellieren, schlug er Köpfe aus Tuffstein und Ibbenbürener Sandstein. „Der ist leicht zu bearbeiten ist”, erläutert van Lier. So besorgte er sich einen Block beim Steinmetz und machte sich in seiner kleinen Werkstatt im Garten an die Arbeit. Das Ergebnis: das alte Martinus-Krankenhaus, dessen Abriss van Liers Ehefrau Luisa seinerzeit auf Super-8 bannte. Es folgte das Franziskanerkloster.

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Vor einigen Jahren entschied sich von Lier dann, das Material zu wechseln und die Modelle künftig aus Beton zu fertigen. „Ich habe zunächst Formen aus Holz zugeschnitten, die Gebäude geformt und in Beton gegossen.” Schließlich wurden die Modelle noch bemalt, teils nach Vorlagen alter Fotos, teils – wie im Fall von Grondstein – „nach eigener Vorstellung”, sagt van Lier.

Im Zuge seiner Recherchen hat der 80-Jährige nicht nur unzählige Skizzen, Pläne und Fotos der verschiedenen Gebäude zusammengetragen, sondern auch viel Wissen aus deren Geschichte sich angelesen. Dieses gibt er gerne weiter und freut sich, wenn sich gerade Kinder dafür interessieren. Dann kann er erzählen, wie er seinerzeit mit seinem Großvater den Aussichtsturm auf dem Eltenberg bestiegen hat, bevor dieser während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Heute steht der Turm wieder – als Modell in van Liers Vorgarten.

Ein weiteres Modell von van Lier. NN-Foto: MB

Ein echter Hingucker ist neben Schloss Grondstein, der jüngsten Arbeit, der ehemalige Bahnhof. Dieser verfügt nicht nur über Gleise, sondern auch über einen Bahnübergang mit Schranke. „Mal mache ich sie los und dann wieder zu”, sagt van Lier schmunzelnd und verrät: „Ich habe auch mal überlegt, das dritte Gleis zu verlegen.”

Das nächste Projekt hat er bereits in Auge gefasst, getreu seinem Motto: „Langeweile kenne ich nicht, man muss nur anfangen.” Derzeit recherchiert er zu der Kapelle, die einst auf dem alten Friedhof stand und dem heiligen Blasius gewidmet war. „Ich versuche, den genauen Standort herauszufinden und Fotos oder Skizzen zu finden”, sagt van Lier. Auch das Pastorat, das am Eltenberg stand, könnte er sich als Modell sehr gut vorstellen. Doch gibt es ein Problem: „Ich weiß nicht, ob ich von meiner Frau die Baugenehmigung bekomme”, sagt van Lier mit einem Augenzwinkern, „denn langsam wird‘s eng im Vorgarten.”

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