„Sie gehen als Kinder und kommen als Erwachsene zurück“

Rotary Club Geldern ermöglich jährlich einem jungen Menschen, Deutschland kennenzulernen

NIEDERRHEIN. Lachend stehen Mariana Michalichen und Merle Danckwart zusammen in der Sonne und tauschen sich aus. Viel haben sich die beiden Mädchen zu erzählen, denn beide eint eine große Lust, neue Länder zu entdecken. Während Mariana gerade ihr Jahr in Deutschland beendet, steht für Merle das große Abenteuer noch bevor: ein Jahr lang wird sie in Lima leben.

Merle Danckwart ist 16 Jahre alt und lebt in Kevelaer. Noch, muss hinzugefügt werden, denn am 23. Juli macht sich Merle auf ihre Reise nach Peru. Dort wird sie dann ein Jahr lang bei einer Gastfamilie leben und Land, Kultur, Sprache und Menschen kennenlernen.

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Mariana wollte die deutsche Kultur kennenlernen

Für eine geht das Austauschjahr zu Ende, für die andere beginnt es: (v.l.n.r.) Günter Herrmann, Mariana Michalichen, Merle Danckwart und Hans Dieter Kahrl. NN-Foto: Dickel

Das, was Merle noch bevorsteht, geht für Mariana schon in wenigen Tagen zu Ende. Im August letzten Jahres kam die Brasilianerin mit vielen Wünschen nach Deutschland: „Ich wollte unbedingt die deutsche Kultur kennenlernen”, berichtet die 17-Jährige. Einiges sei genauso eingetroffen, wie sie dachte, aber es gab auch einige Überraschungen: „Ich habe vorher gedacht, dass die Menschen in Deutschland nicht so offen sind und ich überall alleine bin, aber dass war überhaupt nicht so”, so die Brasilianerin. Vermisst, außer ihrer Familie, hat Mariana nur wenig: „Wirklich vermisst habe ich eigentlich nur den Strand, den gibt es hier in der Region ja leider nicht.” Ansonsten sei es vor allem eine Sache gewesen, die ihr zu Schaffen gemacht hat: die Kälte: „Im Winter war es schon sehr kalt für mich”, berichtet Mariana lachend und fügt hinzu, „das war der erste Winter meines Lebens”.

“Ich dachte, dass die Deutschen nicht so offen sind.” Mariana Michalichen

Die Möglichkeit über den Rotary Club Geldern ein Auslandsjahr zu machen, haben alle Jugendlichen, die sich für die Kultur und die Sprache eines anderen Landes interessieren und gewillt sind, diese zu erlernen, erklärt Günter Herrmann, Jugenddienstbeauftragter: „Wir führen Gespräche mit den Bewerbern und schauen dann, ob es passt.” Teilnehmen darf jeder – egal ob Mitglied im Rotary Club oder nicht. Wichtig ist den Rotariern zudem, dass die Person, die ins Ausland geht, die Werte des Clubs vertritt: „Das soziale Engagement steht für uns im Mittelpunkt und natürlich sollte die Person, die wir aussenden auch diese Werte vertreten, denn schließlich ist sie auch ein Repräsentant des Clubs und des Landes”, so Herrmann.

In der Praxis sieht es dann so aus, dass der Rotary Club Geldern aussucht, wer in ein fremdes Land reist. Für alle weiteren Begebenheiten vor Ort ist dann aber der Rotary Club in der neuen Heimat zuständig, so wie der Rotary Club Geldern für Mariana zuständig war: „Wir haben ein sehr persönliches Verhältnis zu den Austauschschülern und nehmen sie auch zu sämtlichen Aktivitäten mit. So konnte Mariana zum Beispiel das allererste Mal in ihrem Leben Ski fahren. Die 17-Jährige war von den Bemühungen der Rotarier sehr gerührt: „Wenn ich bei einem Meeting war, habe ich immer die ganzen Leute gesehen und wusste, dass alle für mich da sind.” Für das Leben in der neuen Heimat kommt der jeweilige Rotary Club auf: „Die Austauschschüler müssen lediglich die Krankenversicherung und die Flüge zahlen”, erklärt Herrmann.

Für Merle geht es nach Lima

Für Merle steht das Abenteuer Auslandsjahr jetzt kurz bevor. Noch einen Monat hat sie in ihrer Heimatstadt, Kevelaer, bevor es nach Südamerika geht. Ganz neu ist dieses Land für sie allerdings nicht: „Meine beiden Geschwister haben schon ein Auslandsjahr in Südamerika gemacht und wir waren auch schon dort im Urlaub”, erzählt die 16-Jährige. Die Aufregung wird trotzdem von Tag zu Tag größer – wenn auch im Positiven: „Ich freue mich auf die Menschen dort und lerne auch schon Spanisch”, erklärt die Kevelaererin. Hans Dieter Kahrl, der sich als sogenannter Counselor um die Austauschschüler ebenfalls kümmert und Ansprechpartner ist, schmunzelt und erzählt: „Sie gehen als Kinder und kommen als Erwachsene zurück.”

Währenddessen schaut Mariana auf ein schmales, silbernes Armband, das sie am Handgelenk trägt. Darauf eingraviert sind die Koordinaten von Straelen: „Das ist ein Abschiedsgeschenk von meinen Freunden hier”, berichtet die Brasilianerin. So hat sie die neu gewonnenen Freunde immer direkt bei sich und wird die Zeit in Deutschland mit Sicherheit nicht vergessen.

 

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