GOCH. Seit 35 Jahren sind Goch und das französische Redon bereits Partnerstädte – gefeiert wurde der Geburtstag mit 24 Gästen aus Redon am vergangenen Donnerstag, dem „Europatag“, mit einem Empfang im Museum.

Bürgermeister Ulrich Knickrehm betonte in seiner Rede die Bedeutung der Freundschaft: „1983 wurde eine Brücke geschlagen, die seitdem vielfach überquert wurde.“ Damals hätten sich die Bürgermeister und die Bürger wie Pioniere gefühlt, die Neuland betraten und sich vorantasteten, um neue Wege zu finden. „Vor allem die Bürgerinnen und Bürger sind aufeinander zugegangen“, so Knickrehm. Sie hätten Verständnis füreinander entwickelt und so ein Netz von persönlichem Kontakten geknüpft. „Es gab das starke Interesse, fremde Lebensgewohnheiten kennenzulernen und den Standpunkt des anderen zu verstehen; deshalb hat sich die Partnerschaft so gut entwickelt“, zog das Stadtoberhaupt Bilanz. Jede Generation sei von Neuem dazu aufgerufen, Kontakte zu knüpfen: „Aufgeschlossenheit und Toleranz sind umso wichtiger, je mehr Europa und die Welt zusammenwachsen.“ Städtepartnerschaften seien das ideale Forum, um aufeinander zuzugehen, sie böten die Chance, an globaler Verständigung mitzuarbeiten: „Wir beobachten leider das Aufkeimen plumpen Nationalismus’, die Idee ,Europa’ steht dem entgegen. Bei Freundschaft und Partnerschaft hat Nationalismus keinen Platz.“ Bürgermeister Knickrehm bedankte sich für das fortwährende Engagement auf beiden Seiten.

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Den Gästen aus Redon wurde als Leihgabe ein Gemälde des Künstlers M. S. Bastian überreicht. Bürgermeister Ulrich Knickrehm (r) würdigte in seiner Rede das fortwährende Engagement der Partner für Verständigung.NN-Foto: CDS

Das Grußwort des Bürgermeisters von Redon, Pascal Duchene, überbrachte Nadine Bayou, Vorsitzende der L‘Association comité de jumelage de Redon. Übersetzt wurde es von Gisela Redies, die damals maßgeblich an der Gründung der Städtepartnerschaft beteiligt war. „Es scheint so, als ob die europäische Einheit nicht völlig erreicht ist, sie ist zerbrechlich“, so Pascal Duchene, „die Einstellung ,jeder für sich’ und Misstrauen stellen sie in Frage.“ Wirtschaftliche und soziale Empfindlichkeiten würden dies noch nähren. „Wir müssen das Erbe wiederbeleben und Europa gegen seine eigene Fehlerhaftigkeit verteidigen“, so der leidenschaftliche Appell. Der 1. Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, Karl-Heinz Silz, erinnerte an den geistigen Vater der europäischen Idee, den französischen Außenminister Robert Schuman, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg für die Aussöhnung mit Deutschland und die deutsch-französische Freundschaft einsetzte. Dieser veröffentliche seine Vorstellungen zur Neukonstruktion Europas am 9. Mai 1950, später als „Schuman-Plan“ bekannt. „Es war eine neue Idee der politischen Zusammenarbeit, die Kriege in Europa unvorstellbar machen sollten“, so Karl-Heinz Silz. Gerade in persönlichen Beziehungen könne sich jeder für ein vereintes Europa einsetzen. Und genau das tun der Verein für Städtepartnerschaft Goch und L‘Association comité de jumelage de Redon seit 35 Jahren.

Begleitet wurde die Feierstunde von Musik: Das Niederrheinische Mädchenstreichorchester spielte zwischen den Redebeiträgen; später konnten die Gäste noch den zwei Stringtime-Teilnehmerinnen Rosa Burger und Ines van Nuland lauschen. Im Obergeschoss des Museums musizierte Manfred Haase, ehemaliger Musiklehrer an der Gaesdonck und Mitglied der Thielen-Gesellschaft, für die Gäste, die im Anschluss an die Feierstunde noch eine Führung mit Museumsdirektor Dr. Stephan Mann durch die aktuelle Ausstellung „The Long Now“ bekamen.
Wie es sich für einen Geburtstag gehört, wurden auch Geschenke ausgetauscht. Ein Bild des Künstlers M. S. Bastian geht als Leihgabe nach Redon, im Gegenzug gab es für die Gocher eine historische Stadtansicht von Redon.

Hintergrund
Goch unterhält Partnerschaften mit Andover (Großbritannien, 1980), Nowy Tomysl (Polen, 1997), Redon (Frankreich, 1983) und Veghel (Niederlande, 1971). Weitere Informationen gibt es unter www.staedtepartnerschaften-goch.de.

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