Wo sind die Tennis-Talente?

Die Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf sind vorbei – LTK Moyland hofft auf ein neues Projekt

KLEVERLAND. Die Sportart Tennis hat einen Wandel durchgemacht. „Vor 20, 30 Jahren war es noch etwas Besonderes, etwas ganz tolles Tennis zu spielen. Da war das etwas Elitäres und die Eltern haben ihre Kinder gerne zum Training gebracht. Das ist heute nicht mehr so”, sagt der Klever Tennisspieler und Lehrer Rolf Theissen. Heutzutage haben auch die Tennisvereine in der Region Nachwuchs-Probleme. Neue Ideen müssen deshalb her.

Trainer-Team: Lukas Kepser (l.) und Rolf Theissen fördern den Tennis-Nachwuchs im Kreis. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Die Zeiten von Boris Becker, Steffi Graf und Michael Stich in den 80er und 90er Jahren sind eben längst vorbei. „Damals gab es viele Anmeldungen in Tennis-Vereinen”, berichtet Theissen, „aber damals führte Tennis auch die mediale Berichterstattung an. Heute muss man schon sehr genau suchen, um etwas in der Zeitung über Tennis zu lesen – selbst wenn ein Deutscher bei Wimbledon mitspielt.”

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Ein kleines Hoch habe es gegeben, als die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber 2016 die Australien Open sowie die US Open gewann und damit die Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste wurde. „Das hat dem Tennis geholfen, aber der Aufschwung war zu kurz, als dass sich wieder die Massen in den Tennisvereinen angemeldet hätten”, sagt Theissen. Heute hoffe er noch auf Alexander Zverev. Der 20-jährige Hamburger belegt aktuell den vierten Platz in der Weltrangliste und gilt als große deutsche Hoffnung.

Doch der Tennissport im Kreis Kleve hat noch ein weiteres – wahrscheinlich sogar noch größeres – Problem. „Das Freizeitangebot heutzutage ist einfach riesig. Die jungen Leute sind viel mit den sozialen Medien beschäftigt. Die sind attraktiver als ein Sport, für den man viel investieren muss”, meint Theissen. Gegen das Smartphone, den PC oder die Wii hätte der Sport kaum eine Chance. „Das betrifft schlussendlich alle Sportvereine – ganz egal welche Sportart. Die Fußballvereine haben heutzutage ja auch Probleme in ihren Jugendabteilungen und gründen deshalb Spielgemeinschaften”, erklärt Theissen. Einen großen Pluspunkt habe der Fußball im Gegensatz zum Tennis nur in der medialen Berichterstattung.

Kid‘s on the Court

30 kostenlose Trainingsstipendien für Kinder von 6 bis 9 Jahren; Infoveranstaltung am Sonntag, 15. April, um 11 Uhr auf der Platzanlage des LTK Moyland.

20 Stipendien werden nach Anmeldedatum vergeben, zehn bei der Info-Veranstaltung; Voraussetzung: Anmeldung im LTK Moyland (Jahresbeitrag 72 Euro), Schläger werden zur Verfügung gestellt.

Weitere Infos bei Rolf Theissen (Telefon 0173/2972158 oder E-Mail rolftheissen@alice-dsl.net) oder bei Lukas Kepser (Telefon 0178/4481625 oder E-Mail lukaskepser@gmx.de).

Der Tennis-Sport muss deshalb auf andere Weise auf sich aufmerksam machen. Der LTK Moyland probiert es ab Ende April mit einem neuen Projekt namens „Kid‘s on the Court”, das Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren ansprechen soll. Die Tennislehrer Rolf Theissen und Lukas Kepser werden 20 Wochen lang bis Mitte Oktober Kinder ans Tennisspielen heranführen. „Wir fangen mit Übungen zum Ballgefühl an”, sagt Theissen. Ziel sei es, dass die Kinder relativ früh lernen miteinander zu spielen. Erleichtert werde der Weg durch das Training mit altersgerechten Methodikbällen.

Durch Sponsoren vergibt der LTK Moyland bei „Kid‘s on the Court” 30 kostenlose Trainingsstipendien, sodass den Eltern mit Ausnahme des zu errichtenden Jahresbeitrages für eine Mitgliedschaft (72 Euro) keine Kosten entstehen. Die besten sechs Kinder erhalten nach zwölf Wochen eine zweite kostenlose achtwöchige Trainingseinheit. „Wir hoffen, dass wir dadurch Kinder für Tennis begeistern können und sie dabei bleiben”, sagt Theissen.

Für die Kinder bringe das Training auf dem Tennisplatz schließlich nicht nur sportlich etwas. „Tennis fördert die Hand-Augen-Koordination und vor allem das Konzentrationsvermögen, das auch zum Beispiel für die Schule wichtig ist”, weiß Theissen.

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