GOCH. Kinder und Jugendliche, die mit ihren Instrumentenkoffern durch die Stadt eilen – in der Woche vor Ostern ist das ein vertrautes Bild in der Stadt. Schließlich findet wieder die alljährliche Stringtime Nieder­Rhein, die international renommierte Streicher-Akademie, statt.

Seit dem vergangenen Freitag wohnen die jungen Musiker bei ihren Gastfamilien und erleben eine Woche voller intensivem Lernen und gegenseitigem Austausch. Höchste Konzentration begleitet die täglichen Proben in der alten Pestalozzi-Schule (heute Astrid-Lindgren-Schule), zur Mittagszeit erfüllt ein munteres Stimmengewirr die Gänge des Kastells. Dann geht es auch am Kicker hoch her, bevor die Proben des Nachmittags beginnen.

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In diese Atmosphäre möchten auch die Mitglieder des Rotary Clubs Kleve mit ihrem Präsidenten Ludger van Bebber eintauchen. Sie besuchen die Kinder und Jugendlichen und bekommen sogar noch eine musikalische Kostprobe. In den Räumen des Museums zeigen einige Schüler, was sie bisher einstudiert haben. Die Zuhörer sind sichtlich beeindruckt vom Können der jungen Musiker und Musikerinnen. Der Rotary Club unterstützt die Stringtime seit vielen Jahren und ist Kooperationspartner des Konzertes am Karfreitag in der Pfarrkirche Hommersum.

Das Eröffnungskonzert der Stringtime stand direkt am Samstag­nachmittag im Kastell auf dem Programm.NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Museumsdirektor Dr. Stephan Mann, in seiner Eigenschaft als Fachbereichsleiter Kultur und Intergration auch Chef der Kultourbühne, unter deren Federführung die Stringtime stattfindet, betont den völkerverbindenen Gedanken: „Seit 1995 findet in Goch die Stringtime statt; die Idee war es von Anfang an, dass junge Menschen aus Polen, den Niederlanden und Deutschland die politisch geprägten Grenzen überwinden und den europäischen Gedanken unterstützen.“ Das sei gerade in den heutigen Zeiten wichtiger denn je. Man verfolge ja sehr genau, welche Tendenzen in Polen wieder angesagt seien, so Dr. Mann. „Wenn man Leute, die für eine Idee brennen, zusammenbringt, spielt die Nationalität keine Rolle mehr“, das hat auch Marlies Flören von der Kultourbühne immer wieder beobachtet. So freuen sich die „Macher“ der Stringtime nicht nur über die finanzielle Unterstützung seitens des Rotary Clubs Kleve. „Sie sind auch Botschafter der Stringtime; es geht nicht immer nur ums Geld, es geht auch um den Gedanken“, betont Dr. Mann.

Diesen Gedanken fördert ebenfalls die Spedition Hillert aus Bocholt. Die Firma hat der Kultourbühne eine wertvolle Bratsche (Viola) und Violine zur freien Verwendung geschenkt. „Wir verleihen sie an Kinder, die fachlich vielversprechend sind, sich aber ein solches Instrument nicht leisten können“, berichtet Marlies Flören. Stringtime-Teilnehmerin Sophie-Marie Starkloff darf in diesem Jahr die Bratsche nutzen. Marta Gebksi wird beim Abschlusskonzert auf der besonderen Geige spielen.

Sophie-Marie Starkloff – hier mit Dozentin Ariane Mathäus – spielt auf der wertvollen Bratsche, die der Kultourbühne geschenkt wurde. NN-Foto: CDS

Grenzen überwinden und Freundschaften schließen – das funktioniert ebenfalls seit vielen Jahren bei der Unterbringung in den Gastfamilien. Viele der jungen Musiker sind seit mehreren Jahren dabei und gehen immer wieder in die gleiche Familie. Auch wenn in diesem Jahr alle Stringtime-Teilnehmer untergebracht werden konnten: „Wir freuen uns immer über neue Familien, die mitmachen möchten“, sagt Marlies Flören. Denn bereits jetzt beginnen die Vorbereitungen für die Stringtime 2019. Schließlich sollen die Teilnehmer wieder Rahmenbedingungen vorfinden, unter denen sie entspannt proben und spielen können.
Spannend findet es Marlies Flören zu beobachten, wie sich die jungen Musiker von Jahr zu Jahr weiter entwickeln: „Wir hatten schon einmal überlegt, die Stringtime nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, aber dann wäre dieser Aufbau der Fähigkeiten nicht möglich.“

Die polnischen Teilnehmer der Stringtime trafen am vergangenen Freitag – gut gelaunt trotz der langen Anfahrt – auf dem Gocher Bahnhof ein.NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Nicht zuletzt soll die Stringtime keine „abgehobene“ Veranstaltung für einen kleinen Kreis sein. „Wir wollen die Stringtime vor Ort verankern, die Menschen sollen merken, dass die Kinder hier sind“, bekräftigt Dr. Mann, „wir möchten, dass die Menschen mitgerissen werden.“ Das soll zum einen durch die Konzerte und zum anderen durch das Konzept „Stringtime zum Anfassen“ möglich gemacht werden. An den Probentagen gibt es die Hauskonzerte – meist nach dem Mittagessen – und musikalische Kostproben werden mitten in der Stadt „serviert“, zum Beispiel bei Euronics Thonnet, bei der Volksbank oder der Völckerschen Buchhandlung.
Noch gibt es Karten für die weiteren Stringtime-Konzerte. Am morgigen Donnerstag, 29. März, steht um 20 Uhr das Solistenkonzert im Rathaus Goch auf dem Programm. Karfreitag, 30. März, findet das Kammerkonzert in der Pfarrkirche St. Petrus Hommersum statt. Und schließlich beginnt am Ostersonntag, 1. April, um 16 Uhr, das große Abschlusskonzert im Kastell. Tickets sind bei der Kultourbühne Goch im Rathaus, Markt 2, unter Telefon 02823/320-202 erhältlich. Wer mehr wissen möchte, der kann sich unter www.stringtime-niederrhein.de informieren.

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