Bevor es zu spät ist

Nach dem Aus des Klever City Netzwerks müssen neue Ideen her

KLEVE. Eine bunte Mischung aus Händlern, Politikern, Vertretern der Stadt Kleve, engagierten Ehrenamtlern und interessierten Bürgern war in die Stadthalle gekommen, um über die Attraktivität der Klever Innenstadt zu sprechen. Diese zu stärken sei nämlich das erklärte Ziel der Stadt Kleve, der Wirtschaft, der Tourismus & Marketing GmbH und der Händler, hieß es in der Einladung zur Veranstaltung „Klever Innenstadt – gemeinsam handeln”.

Die Herausforderung Innenstadt war Michael Rüschers (IHK Niederrhein) Thema in der gut besuchten Stadthalle. NN-Foto: SP

Nach dem Aus des Klever City Netzwerkes (KCN) vor einigen Wochen fehlt es Kleve allerdings an einem Zusammenschluss, der sich Gedanken um die Entwicklung der Innenstadt macht und sich um die Veranstaltungen, die vorher das KCN organisiert hat, kümmert. „Es stellt sich die Frage, wie wir künftig zusammenarbeiten”, sagte Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing. Dr. Joachim Rasch, Wirtschaftsförderer der Stadt Kleve, der auch für das Stadtmarketing zuständig ist, versprach, dass man den jetzigen Status Quo halten wolle. „Wir wollen ein ganz klares Signal setzen: Es geht weiter”, sagte Rasch. Deshalb habe man auch zur Veranstaltung „Klever Innenstadt – gemeinsam handeln” in die Stadthalle geladen.

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Dabei, glaubt man den Zahlen, geht es der Klever Innenstadt derzeit ziemlich gut. 170 Läden (60 Gastronomie-Betriebe, 50 Dienstleister) verschaffen 1880 Leuten eine Beschäftigung und erwirtschaften einen Einzelhandelsumsatz von 439 Millionen Euro. Die Zentralitätskennziffer, welche die Einkaufsattraktivität einer Stadt beziffert, liegt mit 164 im deutlich oberen Bereich. Das heißt: Es fließt deutlich mehr Kaufkraft von außen in die Stadt, als Klever Geld in anderen Städten ausgeben, wie Michael Rüscher von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Niederrhein Veranstaltung „Klever Innenstadt – gemeinsam handeln” vorstellte. „Kleve ist damit überaus attraktiv und übt eine hohe Anziehungskraft aus”, sagte Rüscher, fügte aber gleichzeitig noch hinzu: „Kleve geht es gut – noch.” Es sei Zeit darüber nachzudenken, wie Kleves Innenstadt noch attraktiver gestaltet werden könne. „Wenn die Probleme erst mal da sind, wird es schwieriger zu handeln”, gab Rüscher zu Bedenken.

Probleme könne es vor allem durch den Online-Handel geben. Denn der stellt nach Meinung vieler eine große Bedrohung für den stationären Handel dar. Viele Händler befürchten zudem einen „Beratungsklau”, wobei Michael Rüsch an dieser Stelle relativierte. Es stimme zwar, dass rund 20 Prozent der Kunden, die im Internet unterwegs sind, tatsächlich ins Geschäft gehen, um sich beraten zu lassen, und anschließend den Artikel im Internet (zu günstigeren Konditionen) kaufen. „51 Prozent informieren sich aber auch vorher im Internet und kaufen dann in den Geschäften”, erläuterte Rüscher.

Der Experte von der IHK empfahl deshalb allen Geschäftsleuten, sich online gut aufzustellen. Die Leute würden heutzutage wissen wollen, welche Angebote es in der Innenstadt gebe und ob sich ein Besuch lohne. Von einem „kommunalen Amazon”, also einem Versandhandel der Klever Geschäftsleute, riet Rüscher allerdings ab. Das, was der online-Riese leiste, könne man vor Ort gar nicht. Als sinnvoll empfand Rüscher dagegen, wieder eine gut funktionierende Händlervereinigung zu installieren, die aber – anders als ehemals das KCN – von einem hauptamtlichen Geschäftsführer geleitet werden solle. Im münsterländischen Vreden geht man dagegen einen ganz anderen Weg. In der „Ideenfabrik” des Ortes haben sich Händler und engagierte Bürger zusammengetan, um Ideen zu sammeln und diese umzusetzen. Es gibt keinen Vorstand oder ähnliches. Jeder, der will, kann mitmachen und eine Idee einbringen, die dann vom Ideengeber als Projektleiter mit Unterstützung des Stadtmarketings, der Stadt und dem Citymanagement umgesetzt wird. „Das Wichtigste ist: Wir sind weg vom „wir könnten ja mal” und hin zu „wir machen das”, sagte Vredens Citymanagerin Aylin Meßing-Branse, welche die Ideenfabrik in der Stadthalle vorstellte. Seit der Ideenfabrik floriere die Stadt Vreden.

Neue Ideen – auch von Bürgern – sind bei der Stadt Kleve ebenfalls willkommen; die Gründung einer Ideenfabrik ähnlich wie in Vreden ist nicht ausgeschlossen. Bei der Veranstaltung „Klever Innenstadt – gemeinsam handeln” verteilten die Organisatoren bereits Flyer mit der Aufschrift „Ich bin dabei!”. Die anwesenden Gäste durften darauf eintragen, ob sie sich für das Thema Onlinehandel, die Ideenfabrik Innenstadt, Veranstaltungen/Stadtfeste, Konzeption Klever Geschenkgutscheine, Weihnachts-Atmosphäre in der Innenstadt oder Fördermöglichkeiten durch das integrierte Handlungskonzept interessieren.

Wenn es nach Jürgen Rauer, Technischer Beigeordneter der Stadt Kleve, geht, müsse sich zusätzlich aber auch was am Stadtbild ändern. „Die Innenstadt ist in die Jahre gekommen”, findet Rauer, wenngleich er die Veränderungen am Opschlag auch lobend erwähnte.

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