Die Kritik am Ferienfahrplan der Stadtbuslinie SL40 wächst

Verkehrsexpertin Margarita Spitzer nennt das neue Konzept „diskriminierend“

XANTEN. Am Montag beginnen die Osterferien – und damit wiederholt sich ein Problem, über das sich die Xantenerin Margarita Spitzer schon in den Weihnachtsferien geärgert hat: Der Stadtbus SL40 fährt nicht mehr im Stundentakt, sondern nur alle zwei Stunden. Das aber auch nur, wenn der Bus eine halbe Stunde vorher telefonisch an eine bestimmte Haltestelle geordert und auch das Fahrziel genannt wird. Spontanes Ein- und Aussteigen ist nicht möglich.

Der Stadtbus SL40 befährt Xanten noch bis Freitag im Stundentakt. Doch in den Osterferien kommt er nur noch alle zwei Stunden, sofern er frühzeitig telefonisch vorbestellt wird  NN-Foto: Scholten

„Diese gravierende Veränderung im Fahrplan der Linie SL40 durch die Einführung eines zweistündlichen Taxibus-Systems an Schulferientagen und allen Samstagen bedeutet eine partielle Abschaffung des seit 2003 bewährten örtlichen ÖPNV-Angebotes“, betont Margarita Spitzer. Sie bemängelt eine „massive Angebotseinschränkung“ zu Lasten aller Xantener, die zwischen Lüttingen und Gewergebiet auf den Stadtbus angewiesen sind. Dazu zählt sie ältere und gehbehinderte Menschen, denen der Einkauf erschwert werde, außerdem sozialschwache Menschen, die kaum noch zur Tafel kommen können.
Margarita Spitzer, 86 Jahre alt und in der Domstadt als engagierte Verkehrsexpertin bekannt, will nicht einsehen, warum gute Busverbindungen nur an Schultagen möglich sein sollen: „Das seit 2003 bewährte Stadtbuskonzept sieht nicht die Mitfahrmöglichkeit von Bürgern im Schulbus vor, sondern soll eine zuverlässige Beförderungsmöglichkeit sein, die allen Bürgern offensteht.“
Die Xantenerin wertet den öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum als „Element der öffentlichen Daseinsvorsorge“, vergleichbar mit Polizei, Feuerwehr oder Straßenbeleuchtung. Dieses Angebot zu beschneiden, nennt Margarita Spitzer „diskriminierend und absurd“.
Auf Anfrage der Niederrhein Nachrichten schreibt Stephan Kreth von der Niederrheinischen Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft (NIAG): „Vor der Angebotsanpassung wurde die Nachfrage durch Zählungen ermittelt. Die Nutzungsintensität bzw. die Nachfrage der SL40 an Ferientagen bis zum Fahrplanwechsel rechtfertigte aus ökonomischen und ökologischen Gründen nicht den regelmäßigen Einsatz von Linienbussen in der damaligen Taktung von 60 Minuten.“
Aus diesem Grund fahre der Stadtbus „nun in den Ferien im 120-Minuten-Takt bedarfsorientiert als Taxibus.“ Stephan Kreth rät: „Falls grundsätzlich ein berechtigtes Interesse an einer Angebotsanpassung auf der SL 40 besteht, sollte der Kreis Wesel als Aufgabenträger angesprochen werden.“
Der Kreis Wesel hält allerdings an seiner Politik fest, dass zusätzliche Busse, die von einzelnen Kommunen bestellt werden, auch aus deren Stadtkasse bezahlt werden müssen. Die Kosten, die allein in Xanten anfallen würden, schätzen Experten auf 100.000 Euro pro Jahr.
Für Margarita Spitzer bedeutet diese Summe nicht zwangsläugig ein K.O.-Kriterium: „Die Stadt Xanten gibt für so viele andere Dinge Geld aus. Da gibt es durchaus Einsparmöglichkeiten in Bereichen, die weniger wichtig sind als der ÖPNV.“
Die CDU Xanten hat sich auf die Seite der engagierten Bürgerin geschlagen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Pankraz Gasseling schrieb bereits im Februar an Bürgermeister Thomas Görtz: „Selbstverständlich wird eine eventuell teilweise Wiedereinführung von Verbindungen nicht zum Nulltarif zu realieren sein. Deshalb sollte die Verwaltung gemeinsam mit der NIAG verschiedene Modelle und deren Kosten für die Stadt Xanten entwickeln und dem Rat zur erneuten Beratung und Entscheidung vorlegen.“

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