Trotz Kritik: Bauauschuss
stimmt für Atrium-Lösung

Heimatverein Millingen: Neue Variante widerspricht Wünschen und Forderungen der Bevölkerung

MILLINGEN. Noch unter der Woche hatte der Heimatverein Millingen-Empel den ihr von der Verwaltung der Stadt Rees zugespielten Ball bezüglich der neuen Variante der Bahnunterführung in Millingen aufgenommen – und diese deutlich kritisiert. „Die Verwaltung hat uns bereits im Dezember vergangenen Jahres über die geänderte Planung der Fußgänger- und Radfahrerunterführung informiert“, sagt Monika Michelbrink-Roth, die Vorsitzende des Heimatvereins in Millingen. Weiter betont sie: „Eine Zustimmung haben wir keinesfalls signalisiert.“ Trotz des Protestes hat der Bauausschusses in seiner Sitzung am Donnerstagabend jedoch mit klarer Mehrheit für die Atriumlösung (die NN berichteten) gestimmt.

Christian Schulze-Böing (FDP) stellte im Bauauschuss noch einen Antrag, das Thema Bahnunterführung von der Tagesordnung zu nehmen oder es zu vertagen; dafür gab es jedoch keine Mehrheit. So wurde über die Gestaltung der Bahnunterführung in Millingen abgestimmt – mit einem deutlichen Votum für die Atrium-Variante, die auch die Verwaltung favorisiert hatte. Der Ausschuss folgte allerdings einem Antrag der Grünen und empfiehlt gewisse Modifizierungen; so soll beispielsweise die Treppe ins Atrium hinein versetzt werden. Zuvor hatten sich die Ausschuss-Mitglieder noch einmal von zwei Vertretern des Ingenieurbüros Schüssler Plan informieren lassen.

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[quote_box_left]Bürgermeister: „Art und Weise hat überrascht“

Beim Bürgermeister sorgt die Stellungnahme des Heimatvereins für Unverständnis. „Auch die Art und Weise hat mich sehr überrascht“, sagt Christoph Gerwers. Die Verwaltung habe den Heimatverein bewusst eingeladen, als die Pläne den Fraktionsvorsitzenden vorgestellt wurden. „Die Leute waren so engagiert, da wollten wir sie mit ins Boot holen“, betont Gerwers. Im Anschluss sei es der Wunsch aller Beteiligten gewesen, die Öffentlichkeit über die neuen Pläne zu informieren. Im Zuge dessen habe er nie behauptet, der Heimatverein halte die neue Variante für die bessere.

Gerwers findet es „sehr enttäuschend“, wie sich das Thema mit der öffentlichen Stellungnahme des Heimatvereins im Vorfeld der Bauausschuss-Sitzung entwickelt hat. „Wir müssen das Ganze in aller Sachlichkeit diskutieren, abschließend muss dann der Rat entscheiden.“ Zur vom Heimatverein geforderten Variante sagt der Bürgermeister: „Für deren Umsetzung müssten wir in Millingen einige Grundstückseigentümer enteignen.“[/quote_box_left]Im Vorfeld der Sitzung hatte sich der Heimatverein Millingen zu Wort gemeldet und die neue Variante kritisiert. Im Zuge der durch den Rat der Stadt Rees angenommenen Konsenslösung zur Beseitigung der beschrankten Bahnübergänge in Millingen und Empel mussten sich die Millinger Bürger laut Michelbrink-Roth bereits vor zwei Jahren vom Ideal einer Pkw-Unterführung verabschieden. Auch die Umsetzung des Vorhabens durch die Bahn hätten die Millinger verstanden. In Bezug auf die Haltung und das Verhalten der Verwaltung der Stadt Rees gegenüber den Einwohnern Millingens und insbesondere dem Heimatverein herrsche allerdings ein Gefühl der Missbilligung bis hin zur Verdrossenheit.

„Die Unterführung erlangt in Zukunft große Bedeutung für unser Dorf, stellt sie doch für die Millinger Bevölkerung, aber auch für Besucher die einzige Verbindung zwischen Millingen West und Ost dar“, erläutert Michelbrink-Roth. Das Unverständnis wachse, und so stelle sich die Frage, wer denn die von der Bahn vorgestellte und von der Verwaltung favorisierte Lösung nutzen müsse und warum die Interessen der Millinger „nur halbherzig und inkonsequent“ behandelt würden.

Bereits vor 14 Tagen wurde Millinger Vereinsvertretern die neue Planung der Bahn vorgestellt und durchaus kontrovers diskutiert. Eine weitere Vorgehensweise wurde angesprochen. Dies und die nun veröffentliche Ausschuss-Beschlussvorlage hat den Heimatverein veranlasst, bereits in der vergangenen Woche die Fraktionen und den Ortsvorsteher, Hans-Jürgen Klug, ins Heimathaus einzuladen. „Mit auf den Weg gegeben hat der Heimatverein: Beide Varianten sind nicht nutzungsfreundlich“, berichtet Michelbrink-Roth. Nach dem Aus der Pkw-Unterführung wurden keine weiteren Planungen hinsichtlich einer Fußgänger- und Radfahrer-Unterführung in gerader direkter Ausführung verlaufend in der Anholter Straße/Hauptstraße angestrebt. Der Wunsch, hierzu einen Planungsauftrag an die Verwaltung beziehungsweise die Bahn zu erteilen, wurde geäußert und begründet. Michelbrink-Roth: „Sicher auch im Sinne der Millinger Bevölkerung bittet der Heimatverein die Fraktionen um Absetzung der Beschlussvorlage für weiteren Gesprächs- und Beratungsbedarf.“

Die neue Variante stelle für den Millinger Heimatverein keine Verbesserung dar, sagt Michelbrink-Roth: „Obschon sie städtebaulich dem ein oder anderen attraktiver erscheinen mag, weist sie in ihrer Funktionalität Mängel auf. Rees – die fahrradfreundliche Stadt, für den Stadtbezirk Millingen ist das scheinbar nicht gewollt.“ Die jetzt angestrebte Lösungsvariante führe durch ihre mehrfach geplanten Kurven und Schleifen in der Rampenführung dazu, dass Fahrradfahrer zukünftig absteigen müssen.

Über eine gewendelte Rampe werden Rad- und Rollstuhlfahrer in Millingen zur Unterführung geleitet; für Fußgänger gibt es eine Treppe, die direkt zur Hauptstraße beziehungsweise Anholter Straße führt.

Gerade vor Schulbeginn und nach Schulschluss, gleiches gilt für Kindergärten, wo mit erhöhtem Aufkommen zu rechnen ist, Schützenfest und Erntedank, aber auch bei Beerdigungen und Prozessionen, wo die Verbindung zwischen Kirche und Friedhof sehr wichtig sei, erfülle die jetzige Variante nicht die Anforderungen einer nutzungsfreundlichen Lösung. „Der rechtwinklige Ein- und Ausgang des Unterführungstroges für Fußgänger wird zum Gefahrenpunkt, da keine Möglichkeit besteht, den Tunnel einzusehen“, kritisiert Michelbrink-Roth. Insbesondere aber weiche die neue Atrium-Variante von der grundlegenden Forderung ab, den Unterführungstrog in der Straßenachse Hauptstraße/Anholter Straße bestehen zu lassen um der Trennwirkung im Dorf so gut wie möglich entgegenzuwirken. „Es ist dem Heimatverein und sicher auch vielen Millinger Bürgern unverständlich, überhaupt nur darüber nachzudenken, den zwischen der Stadt Rees und der Bahn geschlossenen Vertrag im Nachhinein zu modifizieren“, sagt Michelbrink-Roth. Weiter meint sie: „Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wenn die Bahn ein solch großzügiges Angebot nachschiebt.“

Weiter ist sie der Ansicht: „Der Appell des Heimatvereins an die Verwaltung und Politiker der Stadt Rees ist daher eindeutig: Pactae sunt servandea! Verträge sind zu erfüllen. Dieser wichtige Grundsatz sichert die Durchsetzung der nahezu einzigen Konzession der Bahn an die Millinger Bevölkerung: Eine den Ortsbedürfnissen angepasste, nutzungsfreundliche, städtebaulich gelungene Fußgänger- und Radfahrer-Unterführung in der Sicht- und Straßenachse Hauptstraße/Anholter Straße.“

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