Schlüsseldienst-Prozess ist gestartet

Es geht um Betrug in Millionenhöhe

GELDERLAND. 15 Monate mussten die beiden Beschuldigten in Untersuchungshaft auf ihren Prozess warten. „Ich bin erleichtert, dass es endlich los geht”, sagte der 39-Jährige, der zuletzt in Weeze gewohnt hat. Ihm und seinem 57-jährigen Mit-Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft Kleve unter anderem eine (bandenmäßige) Steuerhinterziehung und Betrug vor.

Die beiden sollen ab 2007 in Geldern ein Unternehmen für Schlüsseldienstleistungen betrieben haben. Dabei haben sie laut Anklage deutschlandweit Schlüsseldienstleistungen in den Gelben Seiten und im Internet für angeblich ortsansässige Schlüsseldienstbetriebe inseriert. Diese Betriebe habe es jedoch nie gegeben, sagte Staatsanwalt Hendrik Timmer. So hätten Kunden geglaubt, einen ortsansässigen Schlüsseldienst anzurufen, dabei seien ihre Anrufe aber in die Zentrale des Unternehmens für Schlüsseldienstleistungen nach Geldern weitergeleitet worden. Die insgesamt 246 Monteure, die ebenfalls als Beschuldigte geführt werden und noch auf ihre Prozesse warten, seien dann – nachdem sie die Gelderner Zentrale informiert habe – bundesweit und sogar in Österreich tätig geworden. „Sie führten die Arbeiten aber nicht fachgerecht aus und waren auch nicht fachgerecht ausgebildet”, sagte Timmer. Für die Arbeiten habe das Unternehmen zudem überzogene Preise veranschlagt, worin die Staatsanwaltschaft einen Betrug und Wucher sieht.

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Die Rechnungen hat das Unternehmen für Schlüsseldienstleistungen laut Anklage auf Namen oder Schlüsseldienstbetriebe laufen lassen, die es zum einen nicht gegeben habe, zum anderen aber auch keine Rückschlüsse auf das Unternehmen in Geldern zuließen. Hinzu komme noch, dass die Angeklagten, von denen der 57-Jährige wohl als Betreiber und der 39-Jährige als Geschäftsführer agierten, die Einkünfte nicht formgerecht versteuerten. Insgesamt soll so ein Schaden von zirka 5,8 Millionen Euro entstanden sein. Außerdem sollen Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von mehr als 8 Millionen Euro sowie Lohnsteuern und Solidaritätszuschläge von mehr als zwei Millionen Euro nicht geleistet worden sein. Der 39-jährige Angeklagte gab gestern zu, dass er als Geschäftsführer für das Unternehmen tätig war, nachdem er sich 2007 auf eine Stellenanzeige als Teamleiter im Callcenter beworben habe. Der Prozess wird fortgesetzt. Es sind bis Mai etwa 180 Zeugen geladen.

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