Schulleiter Oberstudienrat Peters Wolters, Bildungsgangleiter Frank Janßen, die Studenten Tobias Heißing, Damir Imgrunt, Kimberly Fylla und Christina Pyta (vorne) sowie der stellvertretende Bildungsgangleiter Thorsten Dahms (vl) sindvom Konzept der Fachschule für Wirtschaft überzeugt. NN-Foto: CDS

KREIS KLEVE. Jeden Montag und Mittwoch vier Schulstunden Unterricht am Abend und jeden zweiten Samstag am Vormittag auch noch die Schulbank drücken? Warum tut man sich das neben der Berufstätigkeit an?

„Der Abschluss ist die Motivation“, sagt Damir Imgrunt, „man hat bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und man kann beim Unternehmen wachsen.“ Er gehört zu ersten 27 Teilnehmern, die am Standort Goch des Berufskollegs Kleve die seit dem Sommer neu eingerichtete Fachschule für Wirtschaft besuchen. Die kostenlose Weiterbildungsmöglichkeit ist für Kaufleute gedacht. In drei bis vier Jahren werden sie hier zum staatlich geprüften Betriebswirt ausgebildet. Der Abschluss hat Bachelor-Niveau; wer ihn erreicht, ist für Leistungsaufgaben im mittleren Management qualifiziert. Außerdem erwerben die Studenten eine Ausbildungsbefähigung durch die Industrie-und Handelskammer. Interessant ist das Angebot vor allem für kleine und mittelständische Firmen, die keine eigenen Weiterbildungsakademien haben.

-Anzeige-

„Bei uns im Kreis Kleve gab es bis dahin keine systematische Weiterbildungsmöglichkeit für Kaufleute“, berichtet Bildungsgangleiter Frank Janßen, „Interessenten mussten dafür bis nach Duisburg oder Düsseldorf.“ Da habe der Gedanke nahe gelegen, etwas zu machen. Doch das geschah nicht ins Blaue hinein. „Wir haben vorher bei den Betrieben nachgefragt: Was wollt ihr haben?“, so Janssen. 98 Prozent der Befragten fanden die Idee einer Fachschule für Wirtschaft gut, 67 Prozent befürworteten das Thema „Absatzwirtschaft“. Auch Finanz- und Personalwirtschaft sind große Themen. „Wir wollten eine Brücke schlagen zwischen dem, was in den Betrieben läuft und was hier passiert“, unterstreicht Frank Janßen. Dann sei es nur noch die Frage gewesen, ob die Studierenden nachziehen und sich anmelden. Sie taten es in so großer Zahl, dass Frank Janßen völlig überrascht war. Es meldeten sich doppelt so viele Bewerber, wie freie Plätze vorhanden waren.
Die Vorteile der beruflichen Weiterbildung liegen für Frank Janßen auf Hand: Weiterbildung auf Bachelor-Niveau auch ohne Hochschulreife, der Abschluss als staatlich geprüfter Betriebswirt, keine Studiengebühren und die gleichzeitige Möglichkeit der Vollzeitbeschäftigung sowie persönliche Betreuung und Unterstützung durch Online-Lernen. „Im Vergleich zur Universität haben wir kleine Lerngruppen, wir können uns besser im die Studierenden kümmern.“ Das Online-Lernen biete den Lehrern zudem einen besseren Überblick, was die Studenten bereits können und woran noch gearbeitet werden muss. Fünf Lehrer unterrichten zurzeit die 27 Schüler in den verschiedenen Fächern.

Die Resonanz bei ihren Arbeitgebern sei durchweg positiv gewesen, berichten Christina Pyta, Damir Imgrunt, Kimberly Fylla und Tobias Heißing. „Wer das durchhält, zeigt, dass er belastbar ist“, weiß auch der stellvertretende Bildungsgangleiter Thors­ten Dahms. Schließlich müsse Zeit investiert werden, um den Stoff zu vertiefen und das neben der Arbeit. „Man lernt, sich zu strukturieren, man hat auch keine andere Wahl“, da sind sie sich die vier einig. Oberstudienrat Peter Wolters, Schulleiter des Berufskollegs in Goch, ist stolz auf den Erfolg des Projektes: „Wir haben einen guten Start hingelegt.“ Die Beriebswirtschaft sei eine Lücke gewesen, die man auf Anregung der Kollegen aufgegriffen habe. Für das kommenden Schuljahr ist die Zweizügigkeit der Fachschule für Wirtschaft schon beantragt und damit rechtlich abgesichert. „Wir rechnen auf jeden Fall mit einer richtig vollen Klasse“, sagt Frank Janßen, „wir versuchen allen, die möchten, einen Platz anzubieten, auch wenn dadurch die Klassen etwas größer werden.“

Schulleiter Wolters freut sich, dass der neue Studiengang zu stabilen Zahlen beiträgt: „Wir liegen bei 5.000 Schülern.“ Und wenn alle Ideen aus dem Kollegium realisiert werden würden, sei mit weiterem Wachstum zu rechnen. Die Politik will bekanntlich 2020 die Zahlen des Gocher Berufskollegs prüfen (die NN berichteten ausführlich). „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Standort in zwei bis drei Jahren in Frage steht“, so Peter Wolters.

Das Online-Anmeldeverfahren für den zweiten Jahrgang hat inzwischen begonnen. Interessierte erhalten unter der E-Mail-Adresse fachschule.wirtschaft@berufskolleg-kleve.de alle wichtigen Informationen zu den Zulassungsbedingungen und zum Anmeldeverfahren. „Wer beim ersten Mal nicht angenommen wurde, hat jetzt eine Platzgarantie“, so Frank Janßen. Bewerben kann man sich bis Ende März 2018. Im März soll auch ein Informationsabend stattfinden.

Vorheriger ArtikelEin Haus der Begegnung für alle Gocher Bürger
Nächster ArtikelUnbekannter Mann entblößt sich vor
58-jähriger Frau