Saskia Pietzsch vom Deutschen Wetterdienst überreichte Dr. Wilhelm Wehren (m) die Verdienstmedaille. Bürgermeister Ulrich Knickrehm (r) gehörte natürlich zu den Gratulanten.NN-Foto: CDS

GOCH/PFALZDORF. Seit 40 Jahren richtet Dr. Wilhelm Wehren, inzwischen Diplom-Agraringenieur im Ruhestand, einen genauen Blick auf die Pflanzen in seiner Umgebung. Er gehört zum Netzwerk der 1.200 ehrenamtlichen phänologischen Beobachter, das der Deutsche Wetterdienst (DWD) bundesweit unterhält.

Dafür wurde er am vergangenen Donnerstag mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Saskia Pietzsch von der Abteilung Agrarmeteorologie des DWD war eigens aus Offenbach nach Goch gekommen, um die Auszeichnung im Beisein von Bürgermeister Ulrich Knickrehm zu überreichen.

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Phänologische Beobachter zeichnen akribisch auf, wie die Entwicklung wild wachsender Pflanzen und von Kulturpflanzen verläuft. Der Beobachtungszeitraum beginnt im Vorfrühling mit der Blüte der Haselnuss und endet im Spätherbst mit der Nadelfall der Lärche – die phänologische Uhr kennt übrigens nicht nur vier, sondern zehn Jahreszeiten. 48 Pflanzen gehören ins Programm und pro Jahr können 168 Beobachtungen notiert werden. „Das ist absolut bewundernswert und erfordert eine gewisse Disziplin; die Natur macht auch keine Pause“, unterstreicht Saskia Pietzsch mit Blick auf die Leis­tung von Dr. Wehren und sie führt aus: „Diese Daten sind ein Schatz für uns.“ So lassen sich Klimaveränderungen anhand langer Datenreihen gut erkennen und auch für Landwirte sind die Beobachtungen nützlich. Denn mit ihrer Hilfe können Modelle entwickelt werden, die den Verlauf von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen prognostizieren. Auch Blühvorhersagen für Imker und Allergiker lassen sich so erstellen. Außerdem werden die Daten ins Internet gestellt und dürfen für Forschungszwecke genutzt werden. Auch Dr. Wehrens Daten sind im Laufe der Jahre in die Erkenntnis eingeflossen, dass der Frühling seit Ende der 1980er-Jahre häufig früher beginnt und dass die Winter wärmer werden. „Wir wollen das Netz an Beobachtern auf jeden Fall beibehalten“, betont Saskia Pietzsch. Nachwuchs wird immer gesucht, die Voraussetzungen sind denkbar einfach: „Im Prinzip reichen Interesse und Naturverbundenheit.“

Bereits 2010 war Dr. Wilhelm Wehren vom DWD mit einer Medaille für seine langjährige freiwillige Mitarbeit geehrt worden. Von 1977 bis 1987 war er in Uedem als Beobachter tätig; seit 1988 in Pfalzdorf. In diesen Jahren hat er insgesamt 3.083 Daten gesammelt und an den DWD gemeldet. Durch einen Lehrer ist er damals auf den Geschmack gekommen. Der wechselte von Uedem nach Goch und fragte, ob Wilhelm Wehren nicht Lust hätte, die phänologischen Beobachtungen in Uedem weiterzuführen. Wehren hatte Lust und ist seitdem am Ball geblieben. Auch im Ruhestand macht er weiter. „Wer es einmal gemacht hat, den lässt es nicht mehr los“, stellte Bürgermeister Knickrehm fest und freute sich, dass ein Gocher eine solch hohe Auszeichnung erhält.

Dr. Wilhelm Wehren leitete von 2004 bis 2015 die landwirtschaftliche Lehr- und Versuchsanstalt Haus Riswick in Kleve. Außerdem leitete er elf Jahre lang die Kreisstellen der Landwirtschaftkammer in Kleve und ab 2008 in Wesel. Inzwischen ist er im Ruhestand.

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