Sprachbegabte gesucht

Der Unterricht an der Kranenburger Euregio-Realschule ist in Deutsch und Niederländisch

KRANENBURG. Die Wahl einer weiterführenden Schule für ihre Kinder ist für Eltern oft keine leichte. Erst recht nicht in der heutigen Zeit, wo die Schullandschaft immer schnellebiger und vielfältiger wird. Das weiß auch Ulrich Falk, Schulleiter der Euregio-Realschule in Kranenburg. Sie bietet ein für den Großraum Kleve neuartiges zweisprachiges Konzept an, das die Organisatoren an einem Tag der offenen Tür am Samstag, 11. November, 11 bis 14 Uhr, sowie an drei Info-Abenden (13., 15. und 21. November, jeweils um 19 Uhr) vorstellen wollen.

Unterstützen die zweisprachige Euregio-Realschule in Kranenburg: Schulleiter Ulrich Falk, Projektleiterin Alette Doreleijers, Berta Heins, Anne Bering und Joachim Janssen vom Trägerverein. NN-Foto: SP
Unterstützen die zweisprachige Euregio-Realschule in Kranenburg: Schulleiter Ulrich Falk, Projektleiterin Alette Doreleijers, Berta Heins, Anne Bering und Joachim Janssen vom Trägerverein. NN-Foto: SP

Die Euregio-Realschule ist eine private Einrichtung, die seit gut einem Jahr aber staatlich anerkannt ist. Unterrichtet wird im Gebäude der ehemaligen Hannah-Heiber-Schule in Kranenburg, die vor vier Jahren geschlossen wurde. „Viele unserer Schüler haben einen niederländischen oder einen deutschen Elternteil und so eine gewisse Nähe zur jeweils anderen Sprache”, sagt Falk. Denn der Unterricht findet sowohl in Deutsch als auch in Niederländisch statt. So werde beispielsweise Mathematik in Niederländisch unterrichtet – und zwar konsequent. Das heißt, auch Klassenarbeiten müssen in Niederländisch geschrieben werden. Andere Fächer werden dagegen in Deutsch unterrichtet oder eben in beiden Sprachen. „Alle unsere Lehrer sind zweisprachig”, sagt Falk. Hilfe könne also immer gegeben werden.

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Und die ist auch elementar an der Euregio-Realschule. „Wir müssen sehr individuell arbeiten”, so Falk. Denn bereits an den derzeit 42 Kinder, die auf zwei Jahrgänge verteilt sind, lassen sich die verschiedenen Voraussetzungen erkennen. Manche bringen geringere, mache umfassendere Kenntnisse in der anderen Sprache mit. „Wiederrum andere können etwa Niederländisch sprechen, haben es aber noch nie geschrieben”, erläutert Falk.

Individuell sind auch die einzelnen Möglichkeiten, welche die Schüler an der Realschule haben. Denn während es für deutsche Kinder eine „normale” weiterführende Schule ist, befinden sich die Niederländer in der fünften und sechsten Klasse eigentlich noch in der Grundschule. Sie haben aber die Möglichkeit, nach der sechsten Klasse auf eine weiterführende niederländische Schule zu wechseln oder einfach an der Kranenburger Realschule zu bleiben.

Was für Schüler recht unproblematisch ist, ist für Lehrkräfte jedoch aufgrund der Unterschiede in den Schulsystemen umso schwieriger. „Niederländische Lehrer anzustellen ist in unserem Land nicht einfach”, weiß Joachim Janßen, Vorsitzender des Trägervereins der Euregio-Realschule. Denn das Land Nordrhein-Westfalen verlange von Lehrern für die Sekundarstufe I einen Hochschulabschluss und zwei studierte Fächer, während in den Niederlanden ein Fachhochschulabschluss und ein studiertes Fach genüge. Ein Fachanwalt unterstützt die Realschule dabei, dass niederländische Lehrkräfte anerkannt werden.

Dass die neue Euregio-Realschule in Kranenburg ein wenig Anlaufzeit benötigt, ehe sie voll etabliert im hiesigen Schulsystem ist, ist allen Beteiligten klar. „Die Bezirksregierung gönnt uns einige Jahre für den Aufbau”, sagt Janßen. Spannend werde die Anzahl der Anmeldungen für das kommende neue Schuljahr werden. Interessierte Eltern und Kinder sollen sich beim Tag der offenen Tür und an den Info-Abenden informieren können. Was Kinder auf jeden Fall mitbringen sollten, sei das Interesse an Sprachen und der jeweils anderen Kultur. Die Grundschulempfehlung spiele weniger eine Rolle. „Was zählt, ist der persönliche Eindruck des Kindes”, so Rektor Falk. Dieser werde in einem persönlichen Gespräch ermittelt.

Da es sich um eine private Schule handelt, müssen die Eltern im Durchschnitt 100 Euro monatlich für den Schulbesuch bezahlen. „Bei Geringverdienern ist das aber deutlich weniger. Deshalb ist das Geld auch kein Ausschlusskritierium bei uns”, verspricht Falk. Da die Gemeinde Kranenburg nur Vermieter der Immobilie und kein Schulträger ist, steht allerdings kein unterstütztes Bussystem für Schüler, die weiter weg wohnen, zur Verfügung. „Bisher klappt das mit Fahrgemeinschaften aber wunderbar”, so der Schulleiter.

Seine Schule nimmt zudem am Interreg-Projekt „Nachbarsprache & buurcultuur” teil, das von der Euregio zusammen mit den Universitäten Nimwegen und Duisburg/Essen unterstützt wird. Projektleiterin Alette Doreleijers betreut unter anderem die Partnerschaften zwischen jeweils einer deutschen und einer niederländischen Schule, die „Tandems” genannt werden.

Die Einrichtungen tauschen sich dabei intensiv untereinander aus. „Mansche Schulklassen schreiben sich Briefe oder produzieren Filme. Viele besuchen sich auch gegenseitig”, stellt Doreleijers vor. Sie organisiert auch Workshops für Lehrkräfte. Neben Fortbildungen werden zusätzlich unter anderem Sprachkurse angeboten, die Lehrer für eine Anstellung an der Euregio-Realschule in Kranenburg nachweisen müssen.

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