Die Begleiter im letzten Lebensabschnitt

Ambulante Hospizgruppe Kevelaer sucht neue ehrenamtliche Mitarbeiter für Geldern und Umgebung / Informationsabend am Dienstag, 24. Oktober

GELDERLAND. „Bitte Mama, mache das nicht. Dann kommst du nur traurig und weinend nach Hause.“ Genau diese Worte waren es, die eine Teilnehmerin des Befähigungsseminars zur ehrenamtlichen Mitarbeiterin in der Hospizhilfe der Ambulanten Hospizgruppe Kevelaer anfangs zweifeln ließen. Die Frage, ob sie der Arbeit gewachsen sei, stand im Raum. Nach dem Seminar stellte sich die Frage nicht mehr.
Auch im nächsten Jahr bilden die Internationale Gesellschaft für Sterbebegleitung & Lebensbeistand, deren Regionalgruppe in Kevelaer sitzt, erneut Mitarbeiter für die ehrenamtliche Hospizhilfe aus. Die Voraussetzungen sind niederschwellig: „Im Prinzip kann erst mal jeder mitmachen“, erklärt Mareike Ohse, Koordinatorin der Regionalgruppe der Ambulanten Hospizgruppe in Kevelaer. Keiner der Teilnehmer verpflichte sich zu etwas und jedem sei selbst überlassen, ob er am Ende wirklich in die Hospizarbeit gehe. Neben einer Menge Theorie gehe es vor allem auch um die eigene Trauerbewältigung, wie Ohse erläutert: „Die ehrenamtlichen Helfer sind oft Menschen, die selbst schon einiges erlebt haben und das im Zuge des Befähigungsseminars verarbeiten.“

Sind immer für die ehrenamtlichen Helfer da: Hans-Wilhelm de Haan, Vorsitzender der Regionalgruppe der IGSL-Hospiz, und Koordinatorin Mareike Ohse.NN-Foto: Sarah Dickel
Sind immer für die ehrenamtlichen Helfer da: Hans-Wilhelm de Haan, Vorsitzender der Regionalgruppe der IGSL-Hospiz, und Koordinatorin Mareike Ohse. NN-Foto: Sarah Dickel

Hans-Wilhelm de Haan, Vorsitzender der Regionalgruppe, fasst seine Erfahrungen äußerst positiv zusammen: „Ich will nicht sagen, dass ich ein anderer Mensch war, aber ich betrachte mittlerweile vieles ganz anders.“ Das Ziel der Gruppe sei es keineswegs „herum zu palavern“, wie de Haan energisch erklärt, sondern viel mehr „Trost zu spenden und da zu sein.“ Und dieses Dasein wird von immer mehr Menschen in Anspruch genommen. Die Zahl ist mittlerweile in die Höhe gestiegen: „Alleine in diesem Jahr hatten wir 55 Menschen, die wir im letzten Lebensabschnitt begleitet haben“, erläutert de Haan. Dass die Arbeit nicht nur mit traurigen Geschichten einhergeht, kann der Vorsitzende aus seiner eigenen Arbeit berichten: „Ich habe vor einem Jahr angefangen, eine 92-Jährige zu begleiten, bei der ich dachte, sie schafft es keine 48 Stunden mehr. Mittlerweile läuft sie wieder durch die Stadt und gibt Anweisungen“, so de Haan lachend. Manchmal geschehen sie halt doch, die kleinen Wunder, und dann ist es eine Freude für die ehrenamtlichen Helfer, die Menschen bei diesem Wunder zu begleiten. Aber oftmals gehen die Geschichten natürlich auch nicht so gut aus. Falls es den Hospizmitarbeitern dann mal nicht so gut geht, ist Ohse für sie da: „Egal ob bei den ersten Besuchen oder bei der eigenen Trauerbewältigung – ich bin für unsere ehrenamtlichen Helfer da“, so die Koordinatorin der Gruppe.

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[quote_box_left]Am 24. Oktober, 19 Uhr, lädt die Ambulante Hospizgruppe Kevelaer ins Pfarrheim St. Maria Magdalena, Kirchplatz 3 in Geldern, um über die Arbeit in der Hospihilfe zu berichten und Fragen zu beantworten. Der Besuch ist unverbindlich.
Die Termine des Befähigungsseminars sind am 10. Februar, 18. März, 14. April, 13. Mai, 23. Juni, 14. Juli, 15. September und 7. Oktober, jeweils von 9 bis 17 Uhr.[/quote_box_left] Und wie erging es der Teilnehmerin des Befähigungsseminars, deren Tochter am Anfang solche Angst um die Mutter hatte? Sie geht in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf: „Ich komme nicht traurig und weinend nach Hause, sondern mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich tolle Menschen kennengelernt habe.“
Damit auch weiterhin viele Helfer diese Erfahrung machen können, bildet die Ambulante Hospizgruppe Kevelaer, unter Leitung von Ute Pelzer auch im nächsten Jahr an acht Terminen wieder aus. Um zu schauen, ob die Arbeit etwas für einen ist, bietet die Hospizgruppe am Dienstag, 24. Oktober, um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung in Geldern an: „Wir haben zurzeit leider nur eine ehrenamtliche Helferin in Geldern, aber eine viel größere Nachfrage, deswegen würden wir uns freuen, wenn neue Interessierte dazu kämen“, so de Haan abschließend.

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