25 Jahre Bosnienhilfe:
Ein Märchen von der Hoffnung

Seit 1992 fährt der Niederrheiner Heribert Hölz dreimal im Jahr nach Bosnien, um dort zu helfen

NIEDERRHEIN. Es liest sich wie ein Grimmsches Märchen: Die Kinder werden in den Wald geschickt, um Pilze zu sammeln. Da die Eltern keine Arbeit haben, ist das die einzige Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen. Diese Geschichte, bei der der gemeine Leser darauf warten würde, das eine Feengestalt auftaucht und der Familie einen Goldsegen beschert, endet in der bosnischen Realität allerdings anders.
Als Heribert Hölz 1992 die ersten Bilder des Bosnienkrieges im Fernsehen sah, war für den Neukirchen-Vluyner sofort klar: „Da muss ich helfen!“ Hölz Vergangenheit, wies viele Parallelen zu dem auf, was er dort im Fernsehen sah: „Mein Vater ist damals nicht aus dem Krieg zurückgekommen und im Fernsehen sah ich viele Familien, die ein ähnliches Schicksal erlitten“, so Hölz rückblickend. Wenn er daran zurückdenkt, schluckt er noch heute, 25 Jahre später und betont: „Das dort war mein Leben.“
Mittlerweile ist viel Zeit verstrichen und Hölz reiste vor Kurzem bereits zum 87. Mal nach Bosnien: „Viele sagen immer, wenn ich ihnen mit der Bosnienhilfe komme, das sei doch längst alles Vergangenheit, aber das ist es nicht“, so der 75-Jährige. Viele Projekte realisiert der ehemalige Sozialarbeiter seit vielen Jahren in Bosnien. Sei es eine Suppenküche, die er ins Leben rief oder eine Alten- und Krankenhilfe. „Manchmal sind es nur 25 oder 50 Euro, die wir einer Familie geben können, aber das bedeutet für die Leute dort unheimlich viel“, erklärt der Neukirchen-Vluyner. In einem Land, in dem es keine Sozialhilfe oder Rente gibt, seien diese Summe eine große Unterstützung: „Natürlich gibt es auch hier Menschen, die arm sind, das streite ich gar nicht ab, aber wer einmal dort war, weiß, was wirkliches Elend ist.“

Über neue Kleidung, die Ursula Hölz (l.)hier übergab, freute sich diese bosnische Familie, die von den Einnahmen des Pilzeverkaufes lebt, sehr. Foto: privat
Über neue Kleidung, die Ursula Hölz (l.)hier übergab, freute sich diese bosnische Familie, die von den Einnahmen des Pilzeverkaufes lebt, sehr. Foto: privat

So wie Hölz es bei seiner letzten Reise auch bei einer Familie mit drei Kindern vorfand: „Die Mutter ist schwanger und erwartet ihr viertes Kind und beide, sowohl Mutter als auch Vater, bekommen keine Arbeit“, berichtet Hölz. Sozialleistungen gäbe es in Bosnien nicht, deswegen müssen die Kinder Pilze sammeln gehen: „Die Familie wohnt sehr weiter außerhalb, an einem Waldstück, und ist deshalb auch sehr isoliert“, so Hölz, der erst vor Kurzem seinen 75. Geburtstag feierte.
Für seine ausdauernde und engagierte Arbeit hat der ehemalige Sozialarbeiter schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Alles Sachen, die ihn zwar sehr freuen und rühren, aber ihm keineswegs wichtig sind: „Die sollen mir lieber 100 Euro für die Bosnienhilfe geben, das ist mir lieber als jede Auszeichnung.“ Dass Hölz mit ganzem Herzen bei der Sache ist, wird auch deutlich, als er über die Zukunft seines Projektes spricht: „Ich kann jetzt nicht sagen, wie lange ich das noch machen kann, aber ich weiß, wenn ich nicht mehr nach Bosnien fahren kann, wird ein Stückchen Hoffnung bei den Familien sterben.“
Umso wichtiger ist es dem 75-Jährigen, das er, solange wie er kann, die Menschen in Bosnien unterstützt. Auch wenn er nur ein klein wenig Unterstützung geben kann, bedeutet das für die Familien oftmals alles.
So auch für die Familie, die ihre Kinder zum Pilzesammeln in den Wald schickte. Auch wenn Hölz ihnen keinen Goldsegen bescheren konnte, war er für sie dennoch wie eine Art Wundergestalt, denn er brachte ihnen, neben vielen Kleidungsstücken vor allem eines: Hoffnung. Hoffnung, dass die bald sechsköpfige Familie aus Bosnien nicht vergessen worden ist und das es Menschen gibt, die an sie denken und sie unterstützen.

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