„my-om“ – zwei Herren im Park

Haus im Park in Emmerich zeigt bis Oktober Werke von Hiltrud Lewe: Morgen ist Eröffnung

EMMERICH. Gleich neben dem Haus im Park sitzen zwei Herren auf einer Parkbank. Sie grüßen freundlich. „Klar darfst du ein Foto machen“, sagen sie. Gerade habe ich mir eine neue Ausstellung angesehen: Am Sonntag wird „my-om“ eröffnet. Es geht um die Arbeiten von Hiltrud Lewe.

Was die beiden Herren wohl sagen würden, wenn einer ihnen die Ausstellung zeigte? Beuys hat dem toten Hasen die Kunst erklärt. Die beiden im Park sprechen kaum Deutsch. Aber Kunst geht doch ohne Sprache. Trotzdem – was täte man erklären, wenn sie‘s verstünden? Vielleicht, dass es irgendwie erdig zugeht an den Wänden – irgendwie herrscht Farbintensivität ohne Buntsein.

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Die meisten der Bilder sind auf Nesselstoff gemalt. Das ist anders, als wenn Farbe auf eine Leinwand gerät. Lewes Bildinformationen haben sich mit dem Untergrund verwoben. Da ist nicht die Leinwand, die als Träger bemalt wird – da ist dieser Stoff, der mit den Informationen verschmilzt. Es geht, möchte man sagen, irgendwie auch folkloristisch zu. Nein – Lewe malt nicht Gamsbart oder Dünen, Berge, Seen, Wälder. Man denkt an Muster. In einem der unteren Räume geht es um afrikanische Muster – ugandische Muster. Werner Steinecke, Kurator beim Haus im Park: „Da geht es um Muster, die man in Uganda auf Stoffen findet. Die einzelnen Stämme haben spezielle Muster, an denen sie sich erkennen.“ Dann ist es also wie bei den Schotten, wo die Clans ebenfalls eigene Muster für ihre Stoffe haben. Hiltrud Lewe hat sich inspirieren lassen, aber es geht nicht nur um afrikanische Stoffmuster – es geht darum, wie das Natürliche sich in ihren Arbeiten fortsetzt. „Hier“, sagt Werner Steinecke, und zeigt auf einen Glaskasten an der Wand, „war die Vorlage ein Schimmelpilz.“ Man hätte es nicht sofort erraten, aber fest steht, dass vieles in der Malerei eben nicht freie Erfindung ist, sondern Sichtweisen auf das Wirkliche offenbart – Ausschnitte hier, Variationen dort.

Lewes Arbeiten halten sich nicht allein in der Zweidimensionalität auf. An einer Wand hängt eine Reihe dreidimensionaler Arbeiten, deren Ursprung ein Stück Holz ist, von dem Abformungen entstanden sind, die nun in die Fläche des Raumes wachsen – nichts Großes. Nichts Raumgreifendes. Hat man sich auf die Arbeiten eingelassen, dringt das Denken irgendwie in die Leichtigkeit vor. Nichts, das einen niederdrückt oder die Luft zum Atmen nimmt – eher im Gegenteil: Räume werden geöffnet und geben den Blick frei. Keine Ausstellung, vor der man Angst haben muss, aber etwas, das Raum und Denken ausfüllt. Eigentlich müsste man umdrehen und den beiden Herren die Kunst zeigen …

Zu sehen ist „my-om“ bis zum 1. Oktober. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 3. September, um 14 Uhr. Öffnungszeiten beim Haus im Park: Samstags von 13 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags zwischen 11 und 17 Uhr (Internet: www.kunstverein-emmerich.de).

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