Deichsanierung zwischen
Bienen und Praest beginnt

Nach 19 Jahren sind alle Formalitäten so gut wie abgeschlossen

BIENEN. „Endlich geht es los.“ Die Erleichterung klingt mit in der Stimme von Deichgräf Herbert Scheers. Nach 19 Jahren ist der Beginn der Arbeiten zur Deichsanierung und -rückverlegung im Planungsabschnitt 4 zwischen Bienen und Praest in Sicht. „Wir hatten eigentlich mit einem viel früheren Start gerechnet“, sagt Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze.

Beim Deichverband ist man sich bewusst, dass die jahrelange Verzögerung bei vielen Bürgern in Rees und Emmerich auf wenig Verständnis gestoßen ist. „Viele haben sich gefragt, ob überhaupt jemals etwas passieren wird“, weiß Friedrich. Doch es gibt Gründe, dass sich der Baubeginn immer wieder nach hinten verschob. Bereits 1998 begannen die Planungen zu Deichsanierung, ein Jahr später wurde der erste Antrag auf Planfeststellung bei der Bezirksregierung in Düsseldorf eingereicht. Damit begann eine wahre Odyssee, in deren Verlauf die Planungen immer wieder überarbeitet werden mussten, unter anderem aufgrund neuer ökologischer Vorgaben.

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Erst Ende 2013 konnte dann die Abgabe der neu erstellten Planung zum Antrag auf Planfeststellung erfolgen – damit kam die Sache ins Rollen. Am 27. November 2014 ging der Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung über 24 Millionen Euro – und damit über volle 100 Prozent. Im Spätsommer vergangenen Jahres wurden bereits verschiedene Abbruch- und Rohdungsarbeiten durchgeführt, die Untersuchungen des Kampfmittelräumdienstes sorgten dann noch einmal für eine Verzögerung. Am 31. Mai konnte dann endlich die europaweite Ausschreibung erfolgen, und dam 6. September wurde der Auftrag an die Firma Martens en Van Oord (MVO) aus Oosterhout in den Niederlanden erteilt. „Wir hoffen, dass nun endgültig alle Zeichen auf ‚Go‘ stehen“, sagt Holger Friedrich.

Die Arbeiten sollen noch in diesem Herbst starten, in drei bis vier Wochen sollen auch die letzten Formalitäten erledigt sein. Dann können die schweren Baumaschinen am Deichabschnitt zwischen Bienen und Praest anrollen. Auf einer Länge von vier Kilometern wird der bestehende Banndeich zwischen der Deichüberfahrt der K19 (Grietherbuscher Straße) bis nach Praest saniert. „Der alte Deich, der aus bindigem Material besteht, wird komplett im neuen Deich verwertet“, erläutert Friedrich.

Bei den Arbeiten werden rund 466.000 Kubikmeter Oberboden und bindiger Boden bewegt. Innerhalb von Bienen und Praest bleibt der neue Deich weitestgehend in der bestehenden Trasse. Dazwischen wird er auf einer Länge von 2,3 Kilometern an die L7 zurückverlegt. Entlang der Landstraße werden sieben Baustellen-Zufahrten eingerichtet, von denen aber nur drei bis vier jeweils genutzt werden. „Wir werden versuchen, den Verkehr so wenig wie möglich zu behindern“, verspricht Friedrich, wirbt aber um Verständnis: „Ganz ohne Behinderungen geht es nicht.“ So soll ein Großteil des Baustellenverkehrs durch die Baustelle geleitet werden. Dazu legt MVO rund 16.000 Quadratmeter an temporären Baustraßen an. „Mit dieser Baulogistik wollen wir die Behinderungen für den allgemeinen Verkehr auf ein Minimum beschränken“, sagt Friedrich.

Zum Abschluss der Erdarbeiten wird der Deich begrünt und an den erforderlichen Stellen neu eingezäunt – rund 9 Kilometer Zaunbau stehen dazu an. Neben verschiedenen Wegebaumaßnahmen wird schließlich größtenteils auf der Deichkrone noch ein Radweg erstellt. Bis Dezember 2020 soll die Deichsanierung und -rückverlegung abgeschlossen sein. „Es ist ein Riesenprojekt“, sagt Friedrich, der zugleich betont: „Während der Hochwassersaison werden wir darauf achten, dass es keine Sicherheitslücken gibt.“ Heißt: Es soll immer noch ein so großer Deichabschnitt geöffnet werden, dass sich dieser auch schnell wieder verschließen lässt.

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