Haldern Pop Festival:
Das Dorf wird besetzt

In knapp einer Stunde öffnet die Kirche ihre Türen, um 14.30 Uhr erklingen die ersten Töne.

HALDERN. “Entschuldigung, wo geht?s denn hier zum Vortrag?” Wie? Vortrag? Ist das hier nicht ein Pop Festival? Haldern Pop …

Na ja – Haldern Pop wäre nicht Haldern Pop, wenn da nicht das “Aus-der-Reihe-Tanzen” wäre. Bevor also um 14 Uhr “Bergfilm” in der Pop Bar spielt, hält um 11 Uhr Lutz Jäkel, Fotograf und Journalist, einen Vortrag. Es geht um Heimat. Falsch. Es geht um Zuhause – so lautet das Thema. Jäkel spricht über Syrien. Syrien? Syrien! Zwei Stunden, sagt er eingangs, wird sein Vortrag leicht dauern. Jäkel stellt ein Buch vor, das eigentlich erst zur Frankfurter Buchmesse erscheinen wird. Na bitte – da haben wir?s doch wieder: Die Halderner sind der Zeit voraus. Was natürlich nicht stimmt. Niemand kann seiner Zeit voraus sein. Was Jäkel hier macht: Er gewährt Einblicke in ein Buch, das erst gedruckt werden muss. Ein Buch über Syrien. “Syrien – ein Land ohne Krieg” wird es heißen. Wieder ist man verwundert. Ist der Krieg denn schon vorbei? Nein, ist er nicht. Aber es geht nicht um Krieg – es geht um Zuhause. Nach dem Vortrag werden syrische Asylbewerber zu Wort kommen. Im Saal des Jugendheims: Halderner und die Weltpresse. So geht Aufmerksamkeit. Haldern – irgendwie hatte man das längst begriffen, ist mehr als nur Musik. Zwei weitere Vorträge wird es geben. Es wird um Vertrauen gehen und um Zuversicht. Und während im Saal des Jugendheims Bilder aus Syrien zu sehen sind, treffen draußen im Dorf die Gäste ein. Das Dorf wird besetzt. Es ist wie in jedem Jahr: Friedliche Übernahme. 6.000 Gäste reisen an. Der Campingplatz füllt sich, in der Pop Bar stehen die Fenster auf, Schlagzeugtöne wandern auf den Marktplatz. Soundcheck. Und immer wieder der bange Blick nach oben. Was macht das Wetter? Es soll regnen. Was soll?s. Schade, aber nicht zu ändern. Ab 14.30 Uhr regieren die Töne. In der Kirche, in der Pop Bar, im Jugendheim, im Tonstudio, im Spiegelzelt und auf der Hauptbühne wird gespielt, und niemand wird es schaffen, alles zu hören. Das wäre technisch unmöglich – wegen der Gleichzeitigkeiten. Am besten, man hat sich einen Plan gemacht: Wer spielt wann und wo. Oder man lässt sich treiben. Ab 14 Uhr heißt es in der Kirche: Doors open. Die Schlange wird lang sein. Es werden nicht alle einen Platz finden. Was soll?s … Have fun. Enjoy Haldern Pop. Auf dem Weg zum Campingplatz: Handbemalte Schilder. Welcome back home. Na bitte.

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