Geschichte und Geschichten
über die Lüttinger Fischer

Buch von Werner Böcking lässt einstiges Handwerk lebendig erscheinen

XANTEN. „Für Kerstin Nowak, einem Lüttinger Mädchen“ schreibt der Xantener Autor Werner Böcking als Widmung in seinem neuen Buch „Die Salmfischer vom Pärendyck“. Natürlich hat er das Buch über das fast in Vergessenheit geratene Handwerk für alle geschrieben, die sich mit der niederrheinischen Geschichte aus dem 19. /20. Jahrhundert auseinandersetzen möchten.

Interessante Beschreibung eines ausgestorbenen Berufs. Foto: Buchcover
Interessante Beschreibung eines ausgestorbenen Berufs.
Foto: Buchcover

Kerstin Nowak ist gebürtig aus Lüttingen, sie übernimmt in den Computer, was der 88-jährige Werner Böcking mit der Schreibmaschine erfasst. Und da sich das 31. Buch des Xanteners mit ihren Vorfahren befasst, hat sie es mit besonders großem Interesse „abgeschrieben“.
Das Fischen, so beschreibt Böcking die Arbeit „war ein ehrliches und hartes Handwerk, das ganze Kerle forderte und starke Fäuste dazu“. Wie viel dieses Handwerk  abverlangte, macht er deutlich am Leben der Familie Dreesen, als  Vater Jaan seinem Sohn Willem  das Fischen beibrachte. Doch nicht nur die Arbeit selbst war beschwerlich, der Kampf um den Lohnerwerb wurde erschwert durch Auskiesungen, durch Instrustrialisierung des Ruhrgebiets und durch Transportschiffe, die das Fischen beeinträchtigten.   Obwohl die Lütinger Fischer daran glaubten, dass Fisch ein „Volksnahrungsmittel erster Klasse“ sei, war der Fang auf Lachs und Maifisch nicht mehr so ergiebig am Ende des 19. Jahrhunderts. Es folgte eine Zeit, in der die „Zwölf Apostel“ aus Lüttingen vom „Pärendyck“ aus als „Zegenmannschaften“ auf Salmfang gingen. Böcking erklärt die vielen Fachbegriffe sehr anschaulich und fügt selbst angefertigte Zeichnungen hinzu, um dem Leser Einblick zu geben in den „Überlebenskampf des alten Handwerks“ – wie er es formuliert.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Schokker auf den Rhein. Als auch in Emmerich ein Schokker auf Aaalfang gesichtet wurde, ging die Angst bei den Lüttinger Fischern um. „Wenn sie sich durchsetzen und den Rhein hier bei uns erobern, dann wird sich vieles grundlegend ändern, das lass dir gesagt sein“. prohezeit Dreesen seinem Sohn Willem.  Und er sollte Recht behalten. Die Großfischereibetriebe gaben Schokkerbauten in Auftrag, weil sich mit der neuen Fangmethode viel größere Erträge erwirtschaften ließen. Der industrielle Aufschwung, die zunehmende Wasserverschmutzung, der Einsatz im 1. Weltkrieg – das alles brachte viele Fischer dazu, ihren Beruf an den Nagel zu hängen.
Die Dreesens kauften sich von ihrem letzten ersparten Geld einen gebrauchten Schokker.  Heute erinnert die Fischerhütte Lüttingen an der Xantener Südsee  an die Hochzeiten der Fischerei. Werner Böcking hat die maßstabsgerechten Aufzeichnungen geliefert, damit der Heimatverein Lüttingen sie 1970 erbauen konnte. 1981 erhielt der Autor für seine Fischerei-Forschungen vom Landschaftsverband Rheinland Köln den Rheinland Taler. Sein Anliegen: „Dieses Buch soll an ein Handwerk erinnern, das es nicht mehr gibt, und das in den Bewohnern des heute zu Xanten gehörenden Dorfes als Lüttingse Preck weiterlebt und über 1.000 Jahre alt ist.“
Das Buch „Die Salmfischer vom Pärdendyk“ ist zum Preis von 16,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

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