Bunte Falter zählen
und Insekten schützen

Bis 16. Juli findet die Nabu-Mitmach-Aktion „Zeit für Schmetterlinge“ statt

NIEDERRHEIN. Sie sind wohl die schönsten Sommerboten, die das Tierreich zu bieten hat, sie flattern lautlos durch unsere Gärten und sind echte Verwandlungskünstler: Schmetterlinge in ihrer unerschöpflichen Farbenpracht. Doch die Tagfalter sind – wie viele Insekten – immer stärker bedroht. Mit der Mitmach-Aktion „Zeit der Schmetterlinge“ will der Naturschutzbund NRW (Nabu) auf den dramatischen  Artenschwund unserer heimischen Fauna aufmerksam machen. Noch bis zum 16. Juli können Kinder und Erwachsene Tagfalter zählen. Hermann-Josef Windeln von der Nabu-Ortsgruppe Issum-Geldern erklärt, was es damit auf sich hat.

5.000 Schmetterlinge hat Hermann-Josef Windeln in den letzten 15 Jahren gezählt. NN-Foto: nm
5.000 Schmetterlinge hat Hermann-Josef Windeln in den letzten 15 Jahren gezählt. NN-Foto: nm

Hermann-Josef Windeln zählt seit 15 Jahren Schmetterlinge im Gelderland. Von Anfang April bis Anfang Oktober ist er unterwegs mit Kescher und Fernglas, um die Falter zu erfassen. Dabei hat er erstaunliche Beobachtungen gemacht, rund 5.000 Schmetterlinge gezählt und 33 verschiedene Tagfalter-Arten im Kreis Kleve nachgewiesen: den seltenen Schwalbenschwanz genauso wie Kohlweißling, großes Ochsenauge, Schornsteinfeger  oder Zitronenfalter. Eine ganz besondere Entdeckung war der braune Bläuling, der bis vor drei Jahren gar nicht im Kreis Kleve vorkam, jetzt aber eingewandert zu sein scheint. Vor allem am Gelderner Havelring, einem Grüngürtel mit einer zirka 3.000 Quadratmeter großen Magerwiesen-Fläche, geht Hermann-Josef Windeln auf die Suche. An diesem „Hot Spot“, der wie eine grüne Insel in der Stadt liegt, sind beispielsweise auch 145 Bienen- und Wespenarten zu Hause. Windeln: „Und auch Schmetterlinge und Raupen können hier auftanken.“

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So intensiv wie Naturschützer Windeln müssen die Teilnehmer der „Zeit für Schmetterling“ natürlich nicht vorgehen. „Eine Stunde zählen reicht“, weiß der Fachmann. Denn ähnlich wie bei den Aktionen „Stunde der Gatenvögel“ oder „Stunde der Wintervögel“ funktioniert die Methode über die große Zahl der Teilnehmer. Windeln: „Die große Menge reguliert Zählfehler.“ Und der Erfolg ist eindeutig: „Jetzt weiß man ganz genau, welche Vogelarten wo in Deutschland vorkommen.“ Das soll nun auch für Schmetterlinge auf den Weg gebracht werden. Denn: Zitronenfalter, Bläuling und Co. werden immer seltener. Die Aktion „Zeit der Schmetterlinge“ soll auf diese Tiergruppe aufmerksam machen und so zu ihrem Schutz beitragen. Und so funktioniert die Aktion: Die Teilnehmer haben einen Monat lang Zeit – zwischen dem 17. Juni und 16. Juli –, um an einer Pflanze, an der die Schmetterlinge besonders gerne Nektar trinken, die Tiere zu zählen. Beliebte Pflanzen sind vor allem die Buddleja, auch Schmetterlingsflieder genannt, und Gewöhnlicher Wasserdost. Man kann die Schmetterlingswelt an einem oder an mehreren Tagen beobachten. „Auf jeden Fall wird man sich wundern, wie viel es zu entdecken gibt“, verspricht Hermann-Josef Windeln. Und er führt aus: „Eine Stunde mag lang erscheinen. Aber schon nach ein paar Minuten geht es los: Schwebfliegen kommen, Taubenschwänze zeigen ihre akrobatischen Flugkünste, Hummeln und Honigbienen und schließlich die Schmetterlinge sorgen für reges Treiben.“ Wer einmal „Feuer gefangen“ hat, interessiert sich für die Tiere und ist bereit, etwas für sie zu tun. „Das kann eine Ecke mit Brennnesseln für das Tagpfauenauge und den Admiral sein, ungemähtes ungedüngtes Gras für Ochsenauge und Waldbrettspiel oder Hornklee für den Bläuling“, so die Hoffnung des Naturschützers. Denn die Zahlen sind alarmierend: In den letzten zehn Jahren ist der Bestand der Insekten um 80 Prozent zurück gegangen. Mit spürbaren Auswirkungen. So gibt es beispielsweise in Kapellen nur noch ein Viertel der grauen Langohren, einer Fledermausart, und in Aeng­enesch ist die Wochenstube der Fledermäuse komplett verschwunden. Weitere Infos zur Aktion „Zeit der Schmetterlinge“ gibt es unter www.nrw.nabu.de.

Praktisch: Die Schmetterlingsfotos, die diesen Artikel umrahmen, hat Hermann-Josef Windeln gemacht. Er empfiehlt, sie gleich als Bestimmungsvorlage zu nutzen.

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