Wenn der Alkohol das ganze Leben zerstört

Der Pfalzdorfer Kurt Nickel hat das Thema Sucht in einen spannenden Thriller verpackt

PFALZDORF. Es ist sein achtes und zugleich sein persönlichstes Buch: In seinem neuen Roman „Koordinaten des Wahnsinns“ beschreibt Kurt Nickel, welchen verheerenden Schaden der „Teufel Alkohol“ anrichten kann.
„Dieses Buch ist mein Herzblut, mein Lebenswerk“, bekräftigt Nickel, der genau weiß, wovon er schreibt. 1976 begann er seine berufliche Laufbahn als Pfleger in der Psychiatrie und geriet bald selber in den Sog der Sucht.

„Alle, auch die Ärzte, waren oft im Tran“, beschreibt er recht drastisch die Zustände, so wie er sie damals erlebt hat. „An meinem ersten Arbeitstag hat man mich mit 25 Patienten im Wachsaal alleine gelassen, da war ich gerade eine Stunde im Dienst; ich hatte Angst und wollte direkt wieder kündigen.“ 13-Stunden-Tage seien die Regel gewesen, Alkohol habe das alles erträglicher gemacht. „Die Zustände waren schuld, damals wurde verwahrt, nicht therapiert“, so Nickel im Rückblick auf diese Zeit. „Ich hatte Probleme mit der Normalität und wollte mir die Abhängigkeit nicht eingestehen“, erzählt er. 2002 spielte seine Gesundheit nicht mehr mit: „Ich hatte die Wahl zwischen Friedhof und Weiterleben; ich habe mein Leben neu geordnet, ich wollte nicht sterben!“ Seit damals trinkt er keinen Tropfen mehr. Diese Erfahrungen hat er in seinem Buch verarbeitet.

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„Koordinaten des Wahnsinns“ erzählt die Geschichte von Peter Brouwnschweig: Ein von der Mutter verlassenes Heimkind, das bei Pflegeeltern aufwächst und schon in frühester Kindheit psychopathische und soziopathische Züge zeigt. Hinzu kommt ein brillanter Intellekt – Peter Brouwnschweig wird Hirnchirurg und Pathologe. Aber schon als Zwölfjähriger kommt er mit Alkohol in Berührung und wird dadurch später erpressbar. Ein russischer Mafiosi zwingt ihn zu teuflischen Gehirnoperationen.

Kurt Nickel baut den Spannungsbogen auf, er beschreibt, wie Peter Brouwnschweig seine Umwelt gnadenlos manipuliert, immer raffinierter seine Alkoholsucht zu verstecken lernt und am Ende die bitteren Früchte seines Handelns erntet. Nickel wollte das Thema Sucht in einen Thriller verpacken – Ratgeber und Autobiographien gebe es genug. Seine Gedanken und Analysen, die auf seinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen fußen, hat er in das Buch einfließen lassen; sie sind kursiv gesetzt. „Alles,was nach dem Konsum eine Wirkung hat, ist ein Suchtmittel“, bekräftigt Nickel, „egal, ob Alkohol, Zucker, Party oder etwas anderes.“

Nach Buch Nummer acht ist noch lange nicht Schluss, Nummer neun und zehn liegen schon auf der Festplatte und müssen nur noch überarbeitet werden. „Ich habe die beste Lektorin der Welt, sie hat mir schon oft tolle Tipps gegeben, Alternativen aufgezeigt, wenn Sätze nicht stimmig waren und sie ist mitfühlend“, freut sich der Pfalzdorfer. Das Thema der neuen Bücher: natürlich Psychothriller! „Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf, es macht mich zufrieden, die Ideen festzuhalten“, beschreibt Kurt Nickel den Entstehungsprozess seiner Romane. „Wenn das Buch fertig ist, ist es ein schönes Gefühl und wenn es gedruckt ist, ist es noch schöner.“

Inzwischen hat Kurt Nickel auch schon seine erste Autorenlesung gehalten. Im Gocher Café Padre hat er auf Einladung der Buchhandlung am Markt aus seinem Vorgängerroman „Abgründe der Psychiatrie“ gelesen. Das hat ihm großen Spaß gemacht und er würde es gerne wiederholen. Bis es soweit ist, können Interessierte auf die Druckversion seines neuesten Romans zurückgreifen: Curd Nickel, „Koordinaten des Wahnsinns“, erschienen im Südwestbuch Verlag, 301 Seiten.

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