Schöffengericht Wolfhagen besiegelte Grundstückskäufe

Historiker Dr. Michael Knieriem macht historische Vorgänge verständlich

VEEN. Das Haus der Veener Geschichte birgt etliche Schätze  zum bäuerlichen Alltag und Handwerk zwischen 1880 und 1950. Jetzt konnte das Heimatmuseum sogar mit seinem Archiv zum Gelingen einer wissenschaftlichen Publikation beitragen.  

Dr. Michael Knieriem (l.) übergibt im Heimatmuseum Veen sein neues Buch zum klevischen Schöffengericht Wolfhagen an Annemarie Ricken und Wilhelm Jansen vom Förderverein.NN-Foto: Lorelies Christian
Dr. Michael Knieriem (l.) übergibt im Heimatmuseum Veen sein neues Buch zum klevischen Schöffengericht Wolfhagen an Annemarie Ricken und Wilhelm Jansen vom Förderverein. NN-Foto: Lorelies Christian

Dafür erteilt Dr. Michael Knieriem, Historiker und Autor ein großes Lob an Annemarie Ricken vom Förderverein „Unsere Veener Geschichte“. „Die Veener waren so schlau, die Unterlagen des  Pfarrarchivs zu kopieren, bevor sie die Originale nach Münster gaben“, äußerst er jetzt bei der Vorstellung des vollendeten Werks zum klevischen Schöffengericht Wolfhagen (1350 bis 1730). Unter anderem konnte er auch den Nachlass des Heimatforschers Dr. Gerhard Buckstegen einsehen, der im Heimatmuseum aufbewahrt wird.
Annemarie Ricken und Wilhelm Jansen vom Förderverein sehen in dem Werk eine gute Ergänzung zur Dauerausstellung, die sich mit dem Wandel des Dorfes beschäftigt. „Die Publikation ist eine Fundgrube für die Veener Höfe- und Rechtsgeschichte und bietet gleichzeitig spannende Einblicke in das Alltagsleben vergangener Generationen“, erläutert Annemarie Ricken.
Dr. Knieriem hat die Urteile des Schöffengerichts Wolfhagen von Beginn bis zur Auflösung chronologisch zusammengestellt, so weit er Urkunden dazu auffinden konnte. Wolfhagen ist ein „Siedlungskernname“ und beschreibt das Gebiet zwischen Sonsbeck und Menzelen. In diesem Gebiet waren zwischen 1280 und 1350 holländische Landmesser unterwegs, um das Sumpfgebiet in Ackerflächen und Gräben aufzuteilen und bearbeiten zu lassen, so dass der Graf von Kleve das urbare Land verpachten konnte.
Durch das Studium der Urquellen fiel Knieriem auf: „Die These, die Landmesser hätten unqualifizierte Arbeitskräfte aus Holland mitgebracht, ist absurd.“ Auch das Veen eine Sonderstellung gehabt habe, hat sich für den Historiker nicht bestätigt. „Lediglich der  Pachtpreis war hier geringer“, hat er herausgefunden und begründet das damit, dass durch die Pest sowohl Menschen als auch Geld  fehlte zur Pacht. Die dritte Besonderheit, die Knieriem in der früheren Berichterstattung aufgefallen ist, betrifft das Siegel. „Alle Urkunden erhielten erst durch das  Siegel Gültigkeit. Der aus dem Jahr 1350 fast vollständig erhaltene Siegelabdruck des Wolfhagener Schöffengerichts zeigt einen senkrecht stehenden Spaten in einem Kornährenfeld, eingebettet in einem Hexagramm. Überliefert ist, dass dieses Hexagramm ein Hinweis auf ein Wirtshaus ist, doch diese Deutung ist wenig sinnvoll. Vielmehr handelt es sich eher um eine Anspielung auf die kluge und gerechte Urteilsfindung des Königs Salomon, es handelt sich also um das Salomonis-Siegel“.
Annemarie Ricken ergänzt: „Noch heute ist der Spaten in unserem Veener Wappen zu finden, zusammengefügt mit dem Pflug, der seinerzeit auf dem Siegel des Veener Gerichts abgebildet war.“
Auf insgesamt 150 Seiten widmet sich Knieriem dem Schöffengericht Wolfhagen, untersucht die Ursachen, die zur Entstehung dieser Gerichtsform führten, hat die Namen der Schöffen (Bauern aus der Region) aufgelistet und 403 Urkundentexte in Regestenform gebracht, so dass sie von interessierten Heimatforschern gelesen und verstanden werden können.
Hermann Kleinholz vom Historischen Arbeitskreis Wesel, bei dem das Buch in der Reihe „Mitteilungen aus dem Schlossarchiv Diersfordt“ erscheint, bestätigt: „Dr. Knieriem leistet mit seinen Forschungen einen wesentlichen Beitrag zur Entstehung dieses Gerichtes und seiner Stellung innerhalb des gesamten Gerichtswesens am unteren Niederrhein.“ Wer das Heft beziehen möchte, kann sich wenden an Hermann Kleinholz unter Telefon 0160 94 64 74 95 oder per e-mail an h.kleinholz@gmx.de Auch beim    Museumstag am 20. und 21. Mai am Haus der Veener Geschichte ist das Heft zum Preis von 14,50 Euro käuflich zu erwerben.

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