Leichtigkeit und Landschaft

Heinrich Woltermann stellt ab morgen Skulpturen und Plastiken im Schlösschen Borghees aus

EMMERICH/REES. Das kleine Rind wirkt aufgrund der besonderen Oberflächenstruktur fast lebendig. Gleiches gilt für den Baum, unter dem es steht. Der Stein aber, aus dem Heinrich Woltermann die Skulptur gefertigt hat, erzählt eine ganz eigene Geschichte. „Es handelt sich um ein altes Gewände aus Sandstein, das ich im Rhein bei Rees gefunden habe“, verrät der 58-jährige Künstler. „Ich habe herausgefunden, dass es sich wohl um ein Trümmerstück aus dem Zweiten Weltkrieg handelt.“ Ansonsten sei vornehmlich Basalt im Rhein zu finden, daher habe ihn der Sandstein verwundert. Noch am Ufer schlug Woltermann aus dem „Trümmerstein“ die Skulptur „Rind“, die nun im Schlösschen Borghees zu sehen ist. Am morgigen Sonntag um 11.30 Uhr wird die Ausstellung „Der Wolf ist zurück“ eröffnet.

Der gelernte Steinmetz und studierte, inzwischen freiberufliche Bildhauer stammt aus dem Oldenburger Land, wohnt mittlerweile in Rees und hat sein Atelier in Kleve. Nach der Ausbildung war er in der Denkmalpflege tätig, arbeitete unter anderem am Leibnizhaus in Hannover und für die Dombauhütte Aachen. In den vergangenen Jahren realisierte er dann verschiedene Kunstprojekte in der Region. So entstanden mit Schülern Werke, die auf der Emmericher Rheinpromenade zu sehen waren, und er war am Aufbau des Skulpturenparks der Lebenshilfe in Rees-Groin beteiligt.

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Dabei vernachlässigte er aber nie seine „Solo-Projekte“. 1998 stellte er erstmals in Prüm in der Eifel aus. Schon damals beschäftigte er sich mit dem Thema, das ihn bis heute begleitet: Landschaft. „Die niederrheinische Landschaft hat mich sehr geprägt“, erzählt Woltermann. „Vor allem aber faszinieren mich die Tiere, die hier heimisch sind.“ Entsprechend zeigen die Skulpturen und Plastiken, die er im Schlösschen Borghees ausstellt, unter anderem Schafe und Rinder, die wie Stillleben in der Natur wirken. Voraussichtlich acht bis zehn Werke, überwiegend aus Tuffstein, wird Woltermann im ersten Stock des Schlösschens ausstellen. „Mehr sollen es nicht sein, denn ich beziehe mich auf die Weite des Raumes.“ Über das Material seiner Wahl sagt er: „Tuffstein hat viel mit dem Niederrhein zu tun, die Römer brachten ihn hierhin. Er besitzt eine gewisse Leichtigkeit, auch in der Bearbeitung mit Spitzeisen und Knüpfel. Es entsteht eine besondere Oberflächenstruktur, wodurch alles lebendiger wirkt.“

[quote_box_left]Ausstellung
Die Ausstellung „Der Wolf ist zurück“ ist bis 11. Juni zu sehen. Das Schlösschen Borghees ist sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.[/quote_box_left]Das Schlösschen Borghees sei für seine Ausstellung „prädestiniert“, findet Woltermann: „Es steht in der typisch niederrheinischen Landschaft und bietet schöne Ausstellungsräume.“ Auch Emmerichs Kulturchef Michael Rozendaal ist glücklich, den Reeser Künstler erstmals hierhin geholt zu haben. „Für uns ist es auch deshalb eine Premiere, weil erstmals nur Skulpturen gezeigt werden. Ich bin sehr gespannt, wie die Besucher es annehmen.“ Die Eröffnung der Ausstellung ist verbunden mit der Reihe „Kunst und Klassik“. So spielen morgen Johanna Rode (Violine) und Knut Hanßen (Klavier) ein klassisches Konzert. „Beide sind hervorragend ausgebildete Musiker, die bereits zahlreiche Preise gewonnen haben“, berichtet Rozendaal.

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