Voller Elan stürzen sich die Sportler in die Fluten,um die Schwimmstrecke zu absolvieren.Foto: privat

KESSEL. Die Zehenspitzen des linken Fußes tauchen ins seichte Wasser. Die Muskeln des rechten Oberschenkels strecken sich, bereit für den Antritt. Niemand macht mehr nervöse Witze, diskutiert über den Nutzen von Neos, beurteilt die Topographie der Radstrecke. Stille kehrt ein. Die Sonne brennt vom Himmel. Ein leichter Wind kräuselt die Wellen im See. In der Ferne treiben die Boote der DLRG. Dann beginnt der Countdown. Dröhnend über die Lautsprecher ausgestrahlt, von den Rufen des Publikums verstärkt. 3 – 2 – 1 – der sandige Untergrund gibt leicht nach, bevor das Wasser aufschäumt angesichts der in den See sprintenden Athleten.

Der Start eines Triathlon-Wettkampfes stellt für zahlreiche Sportler auf der gesamten Welt ein wiederkehrendes Highlight dar. Der Adrenalinkick, die Fokussierung auf den bevorstehenden Wettkampf, vor allem aber die grandiose Unterstützung der Zuschauer – von „kleinen“ Wettkämpfen in der Region bis hin zu riesigen Veranstaltungen wie den Wettkämpfen in Hamburg, Roth oder natürlich auf Hawaii.
Auch Noah van Sambeck ist „infiziert“. Der 14-jährige Schüler aus Goch betreibt diesen Sport schon seit seinem siebten Lebensjahr. Der Weg zum Triathlon war jedoch alles andere als geplant: „Angefangen hat das mit einem Schwimmkurs des TV Goch“, berichtet er. Um bei diesem Training weitere Reize zu setzen und einen Ausgleich zum Schwimmen zu finden, bot die damalige wie heutige Trainerin Heidi Chlasta einen weiteren Termin in der Sporthalle an. Hier sollten ein Stabilisations- sowie ein Lauftraining stattfinden. Erst nach der sehr guten Annahme dieses Angebots entstand die Idee, für den ersten vom TV Goch veranstalteten Triathlon Wettkampf in Kessel, dem so genannten NessTRI, zu trainieren. Neben dem Schwimm- und Lauftraining trainierten die Kinder dann noch das Radfahren, wodurch die erste Teilnahme an einem Triathlon Wettkampf ein echter Erfolg wurde.

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„Ich bin nur mit einem Mountainbike gestartet und hatte kaum Chancen, aber ich hatte einfach so großen Spaß, dass ich da weitermachen wollte“, beschreibt Noah seine Eindrücke. Dazu hatte er allerdings eine Bedingung. „Ich mache das nur, wenn du auch mitmachst“, forderte er von seinem Vater. Der gab sich keine Blöße – und begann gemeinsam mit seiner Frau mit dem Triathlon. Um Noah und seine Eltern Helli und Michael van Sambeck herum entstand in den folgenden Jahren eine neue Generation Jugendlicher, die inzwischen begeistert und durchaus erfolgreich dem Triathlon nachgeht. So zählt Noah beispielsweise zu den bes­ten Athleten seines Alters in ganz Nordrhein-Westfalen, denn er nimmt an den Landesmeisterschaften des Nordrhein-Westfälischen Triathlonverbandes teil und belegt dort stets einen Platz im vorderen Mittelfeld.

Noah trainiert etwa viermal in der Woche, zum einen in der Triathlon Abteilung des TV Goch und ergänzend dazu noch einmal die Woche in der Leichtathletik-Abteilung des SV Viktoria Goch. Obwohl er bis zu sechs Wettkämpfe im Jahr bestreitet, genießt die Schule Priorität. „Wenn ich nach Hause komme, mache ich immer erst Hausaufgaben, bevor ich dann zum Training gehe“, beschreibt Noah seinen Alltag. So sei noch nie ein Konflikt zwischen seinem Training und den Anforderungen in der Schule entstanden.
Der absolute Höhepunkt einer jeden Saison bleibt aber nicht nur für Noah, sondern auch für viele seiner Trainingskollegen im TV Goch der „NessTRI“. Unter dem Motto „Von Sportlern für Sportler“ findet  am Freizeitbad GochNess bereits die siebte Auflage dieses sehr familiären Wettkampfes statt, der sich explizit auch an Einsteiger und jene richtet, die sich einfach einmal auf einer überschaubaren Distanz an diesen Sport heranwagen möchten.

Für Erwachsene gilt es im Volkstriathlon 500 Meter Schwimmstrecke, 20 Kilometer auf dem Rad und fünf Kilometer zu Fuß zu bewältigen. Beliebt sind hier auch die Staffeln, bei denen sich drei Starter die Disziplinen aufteilen und den Wettkampf als Team erleben können. In den vergangenen Jahren traten hier Firmen ebenso wie Familien, Kegelclubs, und Vereine gemeinsam an. Für alle jüngeren Sportler, die – wie vor sechs Jahren Noah – herausfinden möchten, ob auch sie Gefallen an dieser Form des Ausdauersports finden könnten, oder sogar schon Triathlon betreiben, wird in Kessel extra eine eigene Wechselzone eingerichtet.

Da alle Starter, die vom Jahrgang 2007 oder jünger sind, ihre Schwimmstrecke im Hallenbad absolvieren dürfen, schließt diese unmittelbar an einen Nebeneingang des GochNess an. Schüler vom Jahrgang 2006 oder 2007 müssen beispielsweise 200 Meter schwimmen, fünf Kilometer auf dem Rad zurücklegen und einen Kilometer laufen.

So sind alle Distanzen bis hin zu denen für die Erwachsenen so gestaffelt, dass für jede Altersgruppe eine machbare, aber doch herausfordernde Strecke bereitsteht. „Besonders diesen jüngeren Startern messen wir großen Wert bei und hoffen auch an dieser Stelle noch auf einige Anmeldungen“, erklärt Jochen Janssen, Mitglied des Organisations-Teams. Auf der anderen Seite gibt es in Kessel aber auch die besten Nachwuchstriathleten des Landes beim Start im NRW-TV Nachwuchscup zu sehen. Hier kämpfen die Jugendlichen in dieser fünf Rennen umfassenden Wettkampfserie noch um Punkte für die Gesamtwertung am Ende der Saison.

Der Wettkampf befindet sich am und um den Baggersee des GochNess: So ist die Schwimmstrecke für alle Starter, die vom Jahrgang 2005 oder älter sind, im Baggersee markiert. Die Wechselzone für diese Athleten befindet sich auf der Wiese vor dem See, die Radstrecke auf den gut ausgebauten Straßen um das Freizeitbad herum und die abschließende Laufstrecke führt am Ufer des Sees entlang bis zum Wendepunkt an der Kiesbaggerei.

Bereits in den früheren Ausgaben stellte der „NessTRI“ einen großen Erfolg dar – für die Organisatoren wie für die Sportler. Manche entdeckten wie Noah den Triathlon für sich und stiegen sogar in ein regelmäßiges Training ein. Jeder von ihnen unterstützt am Ende aber seinesgleichen: Denn während sich die Organisatoren über die tolle Resonanz mit mehr als 700 Teilnehmern freuten, fließen alle Erträge dieser Veranstaltung in die eigene Jugendarbeit und kommen damit denen zugute, denen der Wettkampf tatsächlich gilt: Sportler für Sportler eben.

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