Tschüss, Martin Schenk!

In den frühen Morgenstunden wurde die bekannte Klever Fähre abgeholt

KLEVE. „Jetzt geht ein Stück Geschichte“, sagte Hans-Albert Fischer, ehemaliger Vorsitzender im Aufsichtsrat der Stadtwerke in Kleve. Wehmütig blickte er der Fähre, die Schenkenschanz und Düffelward verband, hinterher. Gestern in den frühen Morgenstunden hat sie der neue Besitzer abholen lassen und damit verließ die Fähre die Stadt Kleve für immer.

Hans-Albert Fischer nimmt Abschied von der Fähre. Gemeinsam mit seiner Frau Hannely hatte er 2003 noch der Einweihung beigewohnt. NN-Foto: Anastasia Borstnik
Hans-Albert Fischer nimmt Abschied von der Fähre. Gemeinsam mit seiner Frau Hannely hatte er 2003 noch der Einweihung beigewohnt. NN-Foto: Anastasia Borstnik

„Ich erinnere mich noch ganz genau an ihre Ankunft vor 14 Jahren“, sagt er. „Es war Ende Januar 2003, als die Fähre am späten Abend ankam und wenige Wochen später von meiner Frau Hannely auf den Namen ,Martin Schenk‘ getauft wurde.“

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Anfangs wurde sie auch gerne genutzt, besonders von Landwirten, ihren Tieren und Traktoren.  Als die Fähr-Zulassung aber von 15 auf 7,5 Tonnen reduziert wurde und die Überfahrt für die Einwohner (seit 2010) jeweils 40 Cent pro Person (Gäste ein Euro) und 60 Cent pro Rad (Gäste 1,50 Euro) kosten sollte, nahmen die Nutzerzahlen deutlich ab.  Auch die häufigen Defekte und Ausfälle der 500.000 Euro teuren Fähre waren nicht mehr zu tragen. Deshalb musste der Fährbertrieb aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation, wie die Stadtwerke Kleve betonen, bereits vor rund einem Jahr, am 31. März 2016, eingestellt werden.

Doch wohin kommt die Fähre nun? Karl Matthes, ein Biolandwirt und bekannter Rinderzüchter aus Mecklenburg-Vorpommern, hat die Doppelendfähre vor rund zwei Monaten gekauft und gestern Morgen abholen lassen. Bis nach Friedrichsfeld in Wesel wird sie von einem Schlepper gezogen. Ab da fährt sie selbstständig bis ins 700 Kilometer entfernte Usedom, ihrem neuen Bestimmungsort. „Bis zu 14 Tage kann die Überfahrt dauern“, weiß der ehemalige Vorsitzende. Hier in Usedom soll sie die Fähr-Verbindung zwischen dem Festland und der knapp 100 Hektar großen Insel Görmitz im Achterwasser, die „Rinder Karl“ vor fünf Jahren gekauft hat, herstellen. „Einerseits bin ich froh, dass sie wieder fährt. Aber andererseits wird sie hier am Niederrhein fehlen“, betont der Klever und verspricht: „Wenn es zeitlich klappt und meine Gesundheit es zulässt, werde ich irgendwann nach Usedom fahren, um sie wieder zu sehen.“

Ob die Verbindung über die etwa 80 Meter breite Wasserstraße zwischen Schenkenschanz und Düffelward wieder aufgenommen wird und in welcher Form, bleibt ungewiss. „Eine Brücke ist beispielsweise nicht realisierbar, da die Kosten zu hoch wären und das Gebiet unter Naturschutz steht“, sagt Fischer.

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