Wie Digital Health Care das Gesundheitswesen verändert

Informationsabend zum Thema „Gesundheit Digital?“

KREIS WESEL. Was bedeutet digitale Medizin für die Versorgung der Menschen in Stadt und Land? Wie muss digitale Gesundheit politisch und rechtlich ausgerichtet werden, um einen möglichst großen Nutzen für die Menschen zu erzielen? Und welche neuen Therapiemöglichkeiten kann es geben?

Diskutieren über die digitale Gesundheit: Dr. Felix Cornelius, Susanne Schneider MdL und Dr. Michael Weyer (v.l.) NN-Foto: A. Borstnik
Diskutieren über die digitale Gesundheit: Dr. Felix Cornelius, Susanne Schneider MdL und Dr. Michael Weyer (v.l.)
NN-Foto: A. Borstnik

Diesen und anderen Fragen widmeten sich drei Referenten bei der Auftaktveranstaltung „Gesundheit Digital?“ im Hotel Kaiserhof in Wesel, zu der die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit NRW in Kooperation mit dem Verband digitale Gesundheit interessierte Bürger eingeladen hatte.
„Ich sehe Digitale Gesundheit als große Chance, denn gerade im ländlichen Raum bergen beispielsweise Online-Sprechstunden viel Potential“, erklärt Susanne Schneider MdL, Sprecherin für Gesundheit der FDP-Fraktion im Landtag NRW. „Warum muss der Patient also immer einem Arzt gegenübersitzen, obwohl dieser seine Praxis mehrere Kilometer weit entfernt hat und es online deutlich schneller gehe?“
Zudem sei es immer schwieriger, praktizierende Ärzte in die ländlichen Regionen zu holen. „Hier im Kreis Wesel sind über 50 Prozent der Ärzte über 65 Jahre alt und gehen bald in Rente. Somit könnten wir in naher Zukunft ein Nachwuchsproblem bekommen“, sagt Michael Weyer, Allgemeinmediziner und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Kreisstelle Wesel. „Deshalb müssen wir uns auf Dinge fokussieren, die auch zukünftig die Gesundheit der Menschen unterstützen. Und Digital Health Care könnte dabei helfen.“
Denn mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens werde der Arztbesuch zwar nicht ersetzt, aber in zahlreichen Bereichen könnten Patienten genauso wie Ärzte davon profitieren. „Die Menschen werden älter und die medizinische Betreuung immer intensiver und aufwändiger“, erklärt Weyer und Dr. Felix Cornelius, Ressortleiter im Verband Digitale Gesundheit, ergänzt: „Etwa ein Viertel (17,5 Millionen) der Deutschen gehen rund 40 Mal zum Arzt. Die Arztbesuche könnte durch die Digitalisierung reduziert werden. Das spart Zeit auf beiden Seiten.“ Denn steht beispielsweise die Diagnose und ein Therapiekonzept fest, müssten die Patienten nicht für jeden Routine-Check zum Arzt, sondern würden es dem Fachmann auf digitalen Wege zukommen lassen, zum Beispiel über eine bestimmte Software (oder App) für Diabetiker, Herz- oder Bluthochdruckpatienten. „Das Problem ist aber, dass es noch keine zentralen Patientenakten und keinen einheitlichen Medikationsplan gibt, auf die jeder Arzt zurückgreifen könnte“, betont Schneider. „Die Vernetzung ist also längst überfällig, um passgenaue Patientenakten erstellen zu können.“
Ein weiteres Hindernis sei zudem der Datenschutz. „Das Thema treibt die Politik schon eine ganze Weile um, denn obwohl die Digitalisierung voranschreitet, ist der rechtliche Rahmen für diese Art der Gesundheitspolitik noch nicht geschaffen“, sagt Dr. Monika Ballin-Meyer-Ahrens, Expertin für Gesundheitspolitik der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, abschließend.

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