„Eden“ erreicht Prüfung
des Entwässerungssystems

Wegen Hochwasser im Juni 2016: Bürgerinitiative im NRW-Umweltministerium

REES. Die Starkregenereignisse im Juni vergangenen Jahres mit ihren langanhaltenden Folgen waren Anlass für ein Treffen von Mitgliedern der Bürgerinitiative „Eden“ mit Vertretern des Umweltministeriums und der Bezirksregierung im Ministerium für Umwelt NRW. Für Eden Rees nahmen Melanie Gronau und Dr. Leo Rehm, unterstützt durch Diplom-Hydrogeologe Dr. Manfred Dümmer (Mitarbeiter im Landesarbeitskreis Wasser des BUND NRW), an dem Treffen teil.

Erörtert wurden die wahrscheinlichen Ursachen für die im Juni 2016 lang anhaltenden hohen Grundwasserstände, die unzureichende Hinterland-Entwässerung und der mögliche zusätzlich negative Einfluss des „Wasserparkens“ in den Baggerlöchern. Die zentrale Frage war, welche negativen Veränderungen die seit Jahrzehnten betriebenen Kiesabgrabungen mit ihren verbleibenden Baggerlöchern im Polder zwischen Bislich und Rees auf die einst kalkulierbaren Grundwasserverhältnisse und das einst gut funktionierende Hinterlandentwässerungssystem in diesem Polder bewirkt haben können. In den vergangenen Jahrhunderten wurden Qualmwasser und Regenwasser bei Rheinhochwasserständen stets über ein stark verzweigtes Grabenentwässerungssystem aus dem Deichhinterland heraus geleitet und seit 1927 sogar noch effektiver zum Schutz der Bevölkerung und der Landwirtschaft durch das Pumpwerk an der Haffenschen Landwehr herausgepumpt. Heutzutage wird diese äußerst leistungsstarke Vorgehensweise laut Holger Friedrich vom Deichverband Bislich-Landesgrenze mit der Begründung „Stromkosten sparen“ nicht mehr praktiziert.

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Die Eden-Vertreter bemängelten bei ihrem Gespräch im Umweltministerium, dass ein Großteil des Graben-Entwässerungssystemes, welches Oberflächenwasser, wie auch das der Starkregenfälle, aber auch Qualmwasser bei Rheinhochständen aufnimmt und fortleitet, durch die Vielzahl der Baggerlöcher in großen Teilen zerstört wurde. Bei der Anlage von Baggerlöchern wird (zusammen mit dem wasserführenden Kieslager als Ausbeute) auch die schützende Auelehmschicht großflächig entfernt, welche eigentlich einen zeitverzögernden Schutz gegenüber aufsteigendem Qualmwasser darstellt. Im Rheinhochwasserfall kommt es dann zu einer höheren Belastung des Deichhinterlandes durch das „von unten“ ungehindert in die Baggerlöcher einströmende Grundwasser. Dieses nun in größerer Menge anfallende Wassers (gegenüber dem Urzustand) drückt über den Grundwasserleiter zusammen mit dem anströmenden landseitigen Grundwasser in das Umland. Zusätzlich wird dieses „vermehrte Wasser“ aus den Baggerlöchern über das noch in Teilen verbliebene Grabensystem ausgeleitet.

Nach den starken Regenfällen konnten viele Gräben rund um Rees die Wassermassen nicht mehr ableiten.
Nach den starken Regenfällen konnten viele Gräben rund um Rees die Wassermassen nicht mehr ableiten.

Die Eden-Vertreter sowie der sie begleitende Hydrogeologe halten eine grundsätzliche Prüfung für notwendig, ob das verbliebene Entwässerungssystem des Deichhinterlandes hierfür überhaupt ausgelegt ist, und insbesondere für die Doppelbelastung der Ausleitung von Qualmwasser mit (Stark)Regen. Weiterhin hält Eden das unflexible Stauwehr in der Haffenschen Landwehr, dem Endstück des „Ausleitgrabens“, für einen überaus abflussbehindernden Flaschenhals bei Extremereignissen. Notwendig wäre ein bedarfsgerechtes regulierbares Wehr zur Steuerung des Pegels des Haagener Meeres, was womöglich auch einen Einfluss auf den Grundwasserabfluss aus Richtung Mehrhoog hat. Angesprochen wurde von Melanie Gronau und Dr. Leo Rehm auch die notwendige Pflege der großen Ausleitgewässer sowie der „kleineren“ Entwässerungsgräben, wozu vor allem die regelmäßige Entschlammung und Nivellierung, sowie auch die Reinigung von Straßendurchlässen gehören. Einen Entlastungseffekt durch das „Parken“ von Oberflächenwasser in (rheinnahen) Baggerlöchern bezweifelt Eden. Diese Problematik wurde eingehend mit dem anwesenden Hydrogeologen und den Vertretern des Umweltministerium und der Bezirksregierung erörtert.

Die vom Deichverband Bislich-Landesgrenze angegebenen Daten über das „effektive Einleiten“ des angefallenen Wassers der Starkregenfälle im Juni 2016 werden aufgrund mehrerer Unplausibilitäten erheblich anzweifelt. Eden hält es für notwendig, dass in ähnlichen Fällen zukünftig wieder die Pumpen an der Landwehr und auch am Schöpfwerk Lohrwardt eingesetzt werden. Ergebnis der Besprechung war unter anderem, dass die Unterhaltung des Entwässerungssystemes durch den Deichverband in Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden überprüft wird. Da durch die großflächigen Abgrabungen zwischen Bislich und Rees in den vergangenen Jahrzehnten die Grundwasserverhältnisse in diesem Polder grundlegend verändert und gleichzeitig das altbewährte Grabenentwässerungssystems zerstört worden ist, fordert Eden, das gesamte Gebiet hydrogeologisch mit all seinen Parametern zu untersuchen und hieraus ein Grundwasserfließmodell sowie ein Niederschlagabflussmodell zu erstellen. Hieraus sollte zum Schutz der Bevölkerung ein Konzept/Wassermanagement zur Vermeidung von Grundwasserhochständen erarbeitet und umgesetzt werden. Umweltministerium und Bezirksregierung werden die Kritikpunkte und Vorschläge von Eden mit Deichverband und Unterer Wasserbehörde mit dem Ziel kommunizieren, die fachlichen Argumente mit der Bürgerinitiative auszutauschen und das weitere Vorgehen gemeinsam abzustimmen.

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