Hass ist keine Meinung

Caritas startet im Gelderland eine Kampagne gegen Stammtischparolen

GELDERLAND. Hass ist keine Meinung – mit diesem kurzen aber klaren Statement wollen die Caritas und verschiedene Kooperationspartner, darunter die Initiative Kultur-Mix Geldern und der Kiwanis-Club Gelderland – ab sofort Vorurteilen und Unwahrheiten gegenüber Flüchtlingen entgegentreten. Den Gaststätten und Vereinen im Verbandsgebiet bietet die Caritas dazu rote Bierdeckel mit der Botschaft „Hass ist keine Meinung“ an, mit denen sich die Aktionspartner für mehr Toleranz und eine offene, aber sachliche Diskussion einsetzen und plumpen Stammtischparolen genau dort etwas entgegensetzen, wo sie mitunter entstehen.

Unterstützen die Caritas-Kampagne „Hass ist keine Meinung“: Andreas Becker, Hanneke Hellmann, Karl Döring, Lea Erbes, Nicole Landwehr und Peter Eyckmann vom Haus Eyckmann in Walbeck, der sich als erster Gastronom im Verbandsgebiet der Bierdeckel-Aktion angeschlossen hat.   NN-Foto: Andrea Kempkens
Unterstützen die Caritas-Kampagne „Hass ist keine Meinung“: Andreas Becker, Hanneke Hellmann, Karl Döring, Lea Erbes, Nicole Landwehr und Peter Eyckmann vom Haus Eyckmann in Walbeck, der sich als erster Gastronom im Verbandsgebiet der Bierdeckel-Aktion angeschlossen hat. NN-Foto: Andrea Kempkens

Auslöser für die Kampagne war ein trauriger Anlass – der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. „Hier mussten wir erleben, dass eine sachliche und an Fakten orientierte Debatte kaum möglich war – selbst auf politischer Ebene. Stattdessen werden teilweise gezielt Ängste und Fremdenfeindlichkeit geschürt“, sagt Karl Döring, Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer. „Wir haben uns gefragt, wie wir gegen diese unsachliche Stimmung reagieren können und sind auf die Idee der Bierdeckelaktion gekommen. Denn wo redet man zumeist über die große Politik? Beim Bier in der Kneipe.“ Die Bierdeckel mit der Aufschrift „Hass ist keine Meinung“ liegen aktuell bereits im Haus Eyckmann in Walbeck und in der Marktschänke in Geldern aus. Ergänzend zu den Bierdeckeln gibt es auch Aufkleber, Buttons und Kugelschreiber gegen Hasskommentare.

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„Auf der Rückseite der Bierdeckel befindet sich außerdem ein QR-Code, der zu einer Internetseite der Caritas führt, auf der häufig zu hörende Vorurteile einem kurzen Faktencheck unterzogen werden“, erläutert Tobias Kleinebrahm, Pressesprecher des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer. Stammtischparolen sollen sich auf diese Weise unmittelbar entkräften lassen. „Vielleicht schaffen wir es auf diese Weise, die Leute zum Nachdenken anzuregen“, hofft auch Caritas-Vorstand Andreas Becker. Zugleich warnen er und sein Vorstandskollege Döring vor einem Erstarken des Rechtspopulismus und einem Anstieg von Gewaltbereitschaft. „Es ist die Aufgabe von Politik, Kirche und Gesellschaft, die Integrationsdiskussion ernsthaft und sachlich zu führen“, so Döring. Einheimische wie Flüchtlinge seien gleichermaßen gefordert, ihren Beitrag für ein gelingendes Miteinander zu leisten.

Gefördert wird die Kampagne auch von Hanneke Hellmann, die sich seit sechs Jahren für die Flüchtlingshilfe in Geldern engagiert, und von der Initiative Kultur-Mix Geldern, die sich im Oktober 2015 gegründet hat. Die rund 25 Mitglieder unterstützen Flüchtlinge bei Sprachproblemen, Behördengängen und alltäglichen Dingen. „Durch den direkten Kontakt mit den geflüchteten Menschen bekommen wir ein ganz anderes Bild der Situation. Wir lernen viele Einzelschicksale kennen und sind mit sehr viel Herzblut dabei“, sagt Lea Erbes vom Kultur-Mix Geldern. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Nicole Landwehr hofft sie, dass sich über die Bierdeckel-Aktion Gespräche entwickeln und sich das ein oder andere Vorurteil ausräumen lässt.

Da gerade auch im Internet die Diskussionen oft ins Unsachliche driften, hat sich die youngcaritas-Initiative eine weitere Aktion auf die Fahnen geschrieben. Um etwas gegen Hasskommentare in den sozialen Medien zu tun, plant Martin Deckers, Projektleiter youngcaritas im Gelderland, gerade gemeinsam mit einem Medienpädagogen verschiedene Workshop-Angebote für Lehrer und Ehrenamtliche in der Jugendarbeit, um diese im Umgang mit Äußerungen dieser Art zu stärken.

Wer Interesse an einem solchen Workshop hat, weitere Informationen zur Kampagne „Hass ist keine Meinung“ benötigt, oder selbst Bierdeckel auslegen möchte, kann sich bei der Caritas melden unter Telefon 02831/93950. Die Webseite mit dem Faktencheck können Interessierte zudem unter www.caritas-geldern.de/nohate abrufen.

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