Integration durch Spracherwerb

Stadtbücherei Rees schafft für 6.000 Euro rund 400 Medien für neuen Bereich „Deutsch lernen“ an

Rund 400 neue Lernmedien stehen im neuen Bereich „Deutsch lernen“ zur Verfügung. Mohammed Alarfi (m.) ist fast täglich in der Bücherei, Leiter Thomas Dierkes (r.) hilft bei Fragen. NN-Foto: MB
Rund 400 neue Lernmedien stehen im neuen Bereich „Deutsch lernen“ zur Verfügung. Mohammed Alarfi (m.) ist fast täglich in der Bücherei, Leiter Thomas Dierkes (r.) hilft bei Fragen.
NN-Foto: MB

REES. Seit einem Jahr lebt Mohammed Alarfi in Deutschland. Er strebt einen Haupt- oder Real­schulabschluss an. Zuvor will er erfolgreich die B2-Deutschprüfung ablegen. Dazu lernt er täglich die deutsche Sprache – seit einigen Wochen auch in der Stadtbücherei in Rees. „Ich bin fast jeden Tag hier“, erzählt Alarfi. In der Bücherei lernt er mit der Hilfe von Tutorin Jutta Hermann – und nutzt die Materialien im neuen Bereich „Deutsch lernen“.

Mit finanzieller Unterstützung des NRW-Landesministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport hat die Reeser Stadtbücherei für 6.000 Euro rund 400 Bücher, CDs und weitere Lernmedien angeschafft. „Damit haben wir unseren Bestand wesentlich ausgebaut“, freut sich Leiter Thomas Dierkes. Im Vorfeld sei, angesichts der zunehmenden Zahl an Flüchtlingen mit dauerhaftem Wohnsitz in Rees, die Frage aufgekommen, wie die Stadtbücherei bei der Integration helfen könne. Als dann der Bescheid des Ministeriums über die zusätzlichen finanziellen Mittel für Medien zum Spracherwerb kam, „haben wir sofort Unterstützer und Paten gesucht, die uns bei der Auswahl des Lernmaterials und technischer Ausstattung helfen“, berichtet Dierkes.

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Die Resonanz sei bislang sehr gut, freut sich Dierkes. Die neuen Medien werden nicht nur ausgeliehen, „die Bücherei wird auch als Ort fürs Lernen genutzt“. So kommen Flüchtlinge allein oder in Gruppen, tauschen sich mit Tutoren aus oder nutzen den Internetzugang für den Spracherwerb und lernen so multimedial. „Deutsch ist für uns schwierig zu lernen“, sagt Mohammed Alarfi, „im Arabischen haben wir zum Beispiel keine Umlaute und weniger Vokale.“ Die Möglichkeit, in der Reeser Bücherei die deutsche Sprache zu lernen, habe ihn weitergebracht. Mehr noch, hier biete sich auch die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen – wichtig für die Integration. „Im normalen Alltag gibt es solche Gelegenheiten eher selten“, sagt Alarfi. Eine Erfahrung, die Norbert Minke bestätigt. Der pensionierte Lehrer gibt am Reeser Gymnasium Deutsch-Unterricht für afghanische und syrische Kinder, sechs Stunden in der Woche. „Die Kinder finden in der Schule immer neue Kontakte, junge Erwachsene haben diese Möglichkeit nicht.“ Da biete die Bücherei eine Chance.

Die neuen Medien finden aber nicht nur bei Flüchtlingen Anklang, „auch Grundschullehrer und Ehrenamtliche leihen sie für ihre Arbeit aus“, sagt Dierkes. Bis Ende Januar sollen auch Online-Sprachkurse angeboten werden. Um nicht nur den Spracherwerb, sondern auch die „soziale Interaktion“ in der Bücherei voranzutreiben, könnte sich Dierkes vorstellen, künftig auch einmal Treffen des Sprachcafés hier stattfinden zu lassen.

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