Gemeinsame Zeit ist kostbarer
als Besitz und teure Geschenke

Haus Freudenberg Theaterprojekt „Momo und die Zeit-Diebe“ widmet sich einem aktuellen Thema

NIEDERRHEIN. Michael Endes Roman „Momo“ ist ein Klassiker der Jugendliteratur. Was die TheaterWerkstatt Haus Freudenberg daraus gemacht hat, wird im März auf der Bühne zu sehen sein.

Die Aufführungen werden wieder mit Livemusik begleitet. Die band wird bestimmt wieder für musikalische Gänsehautmomente sorgen.NN-Foto: CDS
Die Aufführungen werden wieder mit Livemusik begleitet. Die band wird bestimmt wieder für musikalische Gänsehautmomente sorgen. NN-Foto: CDS

Das Thema ist nicht neu und doch immer wieder aktuell: Stress und Zeitmangel rauben den Menschen Lebensfreude und Energie. Die „grauen Herren“ betrogen einst im Roman die Menschen um ihre Zeit, die ihnen „Momo“ dann zurückbrachte. Heute erledigen die Hektik der digitalen Welt und die ständige Erreichbarkeit die Aufgabe der „grauen Herren“. „Es fehlt Zeit für Freunde und für die Familie“, erklärt Theaterpädagogin und Freudenberg-Mitarbeiterin Anna Zimmermann-Hacks, „man muss den Leuten vor Augen führen: Nehmt euch Zeit für Sachen, die ihr gerne tut; genießt den Moment.“

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„Momo und die Zeit-Diebe“ ist das vierte Theaterprojekt nach dem „Sommernachts­traum“, „Alice im Wunderland“ und „Romeo und Julia“. Auf der Bühne stehen „alte Hasen“ und neue Schauspieler. 52 Jugendliche und Erwachsene gehören zum Ensemble, in dem der Inklusionsgedanke gelebt wird – es sind Menschen, die gemeinsam Theater spielen wollen. Mit dabei sind auch zwei Gocherinnen: Susanne Gregorio und Daniela Ströter. Die Hauptrolle spielt Joanna Bailey, die seit drei Jahren in der Gelderner Küche von Haus Freudenberg beschäftigt ist. Ein Jahr lang hat die junge Frau stillschweigend die Proben zu „Romeo und Julia“ verfolgt. Für Anna Zimmermann-Hacks war sie die ideale „Momo“. Die Theaterpädagogin nimmt die Auswahl beinahe intuitiv vor: „Ich muss den Schauspieler in der Rolle ,sehen‘ können“, erklärt sie. So wird bei der alleresten Infoprobe nicht das Stück gespielt, sondern etwas ganz anderes, damit sie sich ein Bild machen kann. Da kommt es vor, dass nicht jeder seine „Traumrolle“ bekommt. „Wer nicht direkt zufrieden ist, wächst aber mit der Zeit in seine Rolle hinein“, so hat es Anna Zimmermann-Hacks ein ums andere Mal beobachtet. Kostproben beim Pressetermin zeigen, wie sehr die Teilnehmer in ihren Charakteren aufgehen. Etwa die junge Frau, die sich verzweifelt an den Gedanken klammert, dass das teure Geschenk ihrer Eltern – ein „Ghettoblaster“ – ein adäquater Ersatz für gemeinsame Zeit mit der Familie ist.

Seit März 2016 wird zweimal pro Woche geprobt; mittwochs steht szenische Arbeit auf dem Plan, freitags das gesamte Stück. Das Bühnenbild ist in den Werkstätten von Haus Freudenberg entstanden, außerdem wird es bei den Aufführungen auch Video-Einspieler geben. Vor und hinter der Bühne sind bei den Aufführungen 80 Leute beteiligt. „Wir haben eine sehr gute Souffleuse, eine sehr gute Band und tolle Schauspieler; es ist ein Miteinander, alle haben das gleiche Ziel vor Augen“, fasst Anna Zimmermann-Hacks den Projektgedanken zusammen. Davon können sich die Zuschauer bei drei Gelegenheiten überzeugen. Bei der Premiere im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus am Samstag, 4. März; am Freitag, 10. März in der Klever Stadthalle und am Samstag, 18. März, im Lise-Meitner-Gymnasium in Geldern. Jeweils um 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) beginnt die rund zweistündige Aufführung. Karten (acht Euro im Vorverkauf) gibt es ab dem kommenden Montag, 23. Januar, im Servicecenter Kevelaer, Peter-Plümpe-Platz; bei Haus Freudenberg, Am Freudenberg 40, Kleve; im Café Samocca, Hagsche Straße 71, Kleve und im Haus Freudenberg, Stauffenbergstraße 26, Geldern. Schnell sein lohnt sich – „Romeo und Julia“ war 2015 dreimal ausverkauft. „Das Theaterprojekt hat bei uns im Haus einen sehr hohen Stellenwert“, unterstreicht Barbara Stephan, Geschäftsführerin der Haus Freudenberg GmbH. Der Erlös der Aufführungen fließt deshalb wieder ins Projekt, das auch von Sponsoren unterstützt wird. So wie Stephan Sommer einer ist: Er hat damals die Aufführung vom „Sommernachtstraum“ gesehen und beschlossen, das Projekt zu unterstützen. Nun steht er als „Zweiter Polizist“ selber auf der Bühne.

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